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Hex Hall 01 - Hawkins, R: Hex Hall 01

Hex Hall 01 - Hawkins, R: Hex Hall 01

Titel: Hex Hall 01 - Hawkins, R: Hex Hall 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hawkins
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wenn ein Lehrer das Licht löscht: Gelächter, lautes Aaah, das Rascheln von Kleidungsstücken und das Quietschen von Stühlen, das verrät, dass die Leute dichter zusammenrücken, wahrscheinlich um zu fummeln. Stattdessen jedoch herrschte Stille im Saal. Allerdings waren wir auch nur noch etwa zwanzig Schüler.
    Neben mir hörte ich Archer seufzen. Es fühlt sich immer komisch an, im Dunkeln neben einem Jungen zu sitzen, selbst wenn es einer ist, den ich nicht mag. Da ich ihn nicht sehen konnte, nahm ich sein Atmen, sein Herumrutschen auf dem Stuhl, sogar seinen Geruch (zugegebenermaßen sauber und nach Seife) überdeutlich wahr.
    Ich wollte ihn gerade nochmal fragen, was mir denn bevorstehe, als an der Stirnseite des Raums ein winziger quadratischer Lichtfleck neben Mrs Casnoff auftauchte. Das Quadrat wuchs und wuchs, bis es etwa die Größe einer Kinoleinwand erreicht hatte. Dort schwebte es eine Weile, leer und leuchtend, bis ganz langsam ein Bild erschien, wie ein Foto beim Entwickeln. Es war ein schwarzweißes Gemälde von einer Gruppe streng dreinblickender Männer, die die schwarzen Anzüge und hohen Hüte der Puritaner trugen.
    »Im Jahr 1692 erlangten zwei Hexen in Salem, Massachusetts, ihre Zauberkräfte und riefen eine Panik hervor, bei der achtzehn unschuldige Menschen ums Leben kamen«, begann Mrs Casnoff. »Eine Gruppe von Zauberern aus dem nahen Boston schrieb an die Zauberer und Hexen in London, und man gründete gemeinsam den Rat. Man hoffte, dass der Rat dank seiner organisatorischen Struktur und gebündelten Kräfte eine bessere Kontrolle über alle magischen Aktivitäten ausüben und dadurch weitere Tragödien dieser Art verhindern könne.«
    Das Bild verblasste und wurde zu dem Porträt einer rothaarigen Frau in einem grünen Satinkleid mit einem riesigen Reifrock.
    »Das ist Jessica Prentiss«, fuhr Mrs Casnoff fort, und ihre Stimme füllte den ganzen Saal. »Sie war eine außergewöhnlich mächtige weiße Hexe aus New Orleans. 1876, nachdem ihre jüngere Schwester Margaret bei der Entmächtigung durch den Rat ums Leben gekommen war, schlug Miss Prentiss vor, eine Art sicheres Haus zu gründen, also einen Ort, an dem Hexen, deren Kräfte potenziell schädlich waren, in Frieden leben konnten.«
    Auch dieses Bild verblasste, und das alte Foto erschien, das ich vorhin schon gesehen hatte, ein Foto von der Schule aus dem Jahr 1903.
    »Es dauerte fast dreißig Jahre, aber 1903 wurde ihr Traum schließlich Wirklichkeit«, berichtete Mrs Casnoff weiter. »Im Jahr 1923 gewährte der Rat auch Gestaltwandlern und Elfen das Recht, nach Hecate zu kommen.«
    Von Vampiren war natürlich keine Rede.
    »Ist doch gar nicht so schlimm«, flüsterte ich Archer zu. »Nur eine Geschichtslektion.«
    Er schüttelte leicht den Kopf. »Wart’s ab.«
    »1967 wurde dem Rat bewusst, dass man einen Ort brauchte, um junge Prodigien auszubilden und zu formen, die ihre Kräfte ohne das geziemende Maß an Diskretion gebrauchten. Eine Schule, in der sie mehr über die Geschichte der Prodigien lernten und auch über die schrecklichen Konsequenzen, die es haben konnte, wenn sie ihre Fähigkeiten Menschen gegenüber offenbarten. Und so wurde Hecate Hall geschaffen.«
    »Jugendknast für Monster«, murmelte ich, was mir ein leises Lachen von Archer eintrug.
    »Miss Mercer«, sagte Mrs Casnoff plötzlich, und ich zuckte zusammen. Ich fürchtete, dass sie mich fürs Reden zusammenstauchen würde, doch sie fragte: »Können Sie uns sagen, wer Hecate ist?«
    »Äh, ja. Sie ist die griechische Göttin der Hexenkunst.«
    Mrs Casnoff nickte. »In der Tat. Aber sie ist auch die Göttin des Scheidewegs. Und das ist der Ort, an dem ihr Kinder euch jetzt befindet. Daher an dieser Stelle« – Mrs Casnoffs Stimme hallte durch den Saal – »eine Demonstration.«
    »Jetzt geht’s los«, murmelte Archer.
    Wieder erschien vorne ein kleiner Lichtfleck, aber diesmal tauchte kein Bildschirm auf. Das Licht nahm die Gestalt eines alten Mannes an, der so um die siebzig war. Er hätte vollkommen echt ausgesehen, wäre da nicht der schwache Schimmer gewesen, der ihn umgab und in dem dunklen Raum leuchten ließ. Er trug eine Latzhose und ein kariertes Hemd und hatte sich seinen braunen Hut tief über die Augen gezogen. Locker hielt er mit der rechten Hand eine Sense. Einen Moment lang war er vollkommen reglos, aber dann drehte er sich um und begann die Sense über den Boden zu schwingen, als schnitte er nicht vorhandenes Gras. Es war … richtig

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