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Hex Hall 01 - Hawkins, R: Hex Hall 01

Hex Hall 01 - Hawkins, R: Hex Hall 01

Titel: Hex Hall 01 - Hawkins, R: Hex Hall 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hawkins
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Handrücken. Mühsam löste ich meinen Blick von den baumelnden Leichen und sah, dass Archer meine Hand streichelte. Auch er starrte auf die Hexen, und ich stellte fest, dass es nicht nur Frauen waren. Es hingen auch Hexenmeister am Galgen. Ohne nachzudenken, drückte ich seine Finger.
    Und dann, gerade als ich kurz davor war, mich zu übergeben, verschwanden die Bilder, und im Speisesaal gingen die Lichter an.
    Mrs Casnoff stand heiter lächelnd an der Stirnseite des Raums, aber als sie dann sprach, war ihre Stimme kalt und hart. »Das ist der Grund, weshalb ihr hier seid. Das ist es, was ihr riskiert habt, als ihr eure Zauberkräfte leichtsinnig im Beisein von Menschen gebraucht habt. Und wozu?« Sie sah sich im Saal um. »Um anerkannt zu werden? Um anzugeben?« Ihr Blick ruhte eine Sekunde lang auf mir, bevor sie fortfuhr. »Wir sind von Menschen verfolgt und getötet worden, die sich unsere Kräfte gern zunutze machen, wenn es ihnen passt. Und das, was ihr gerade gesehen habt« – sie machte eine ausladende Handbewegung, und beinahe konnte ich die gehängten Hexen wieder vor mir sehen, ihre blicklosen Augen, ihre blauen Lippen – »ist nur das Werk ganz normaler Menschen. Das ist noch nichts im Vergleich zu dem, was diejenigen fertigbringen, die es sich zur Lebensaufgabe gemacht haben, unsere Art auszulöschen.«
    Mein Herz hämmerte immer noch, aber mein Magen drohte nicht länger mit Meuterei. Archer lümmelte sich wieder lässig auf seinen Stuhl, also vermutete ich, dass es auch ihm inzwischen besser ging.
    Mrs Casnoff wedelte abermals mit der Hand, und wie zuvor tauchten hinter ihr Bilder auf, nur dass es diesmal stehende Bilder waren, und keine Filme aus der Hölle. »Es gibt eine Vereinigung, die sich die Allianz nennt«, sagte sie und klang beinahe gelangweilt, als sie auf eine Gruppe nichtssagender Männer und Frauen in Anzügen und Kostümen deutete. Ich fand ihren Ton reichlich geringschätzig für eine Frau, die für einen Rat namens der Rat arbeitete, aber ich musste einräumen, dass die Allianz auch nicht sehr einfallsreich war.
    »Die Allianz besteht aus Agenten verschiedener Geheimdienste mehrerer Regierungen. Glücklicherweise sind sie so mit Papierkram überlastet, dass sie nur selten eine tatsächliche Bedrohung darstellen.«
    Das Bild verschwamm, während ein Trio von Frauen mit den zugleich leuchtendsten und rötesten Haaren auftauchte, die ich je gesehen hatte. »Und dann gibt es natürlich auch noch die Brannicks, eine alte Familie aus Irland, die schon seit der Zeit des heiligen Patrick gegen Ungeheuer kämpft, wie sie uns nennen. Diese hier halten zurzeit die Fahne hoch, Aislinn Brannick und ihre beiden Töchter, Finley und Isolde. Sie sind nicht ganz ungefährlich, da es ihre Ahnin Maeve Brannick war, eine äußerst mächtige weiße Hexe, die ihrer Herkunft entsagt hat, um der katholischen Kirche beizutreten. Daher besitzen sie mehr Macht als durchschnittliche Menschen.«
    Sie wedelte noch einmal mit der Hand, und die Frauen lösten sich auf.
    »Das hier ist unser mächtigster Feind«, sprach Mrs Casnoff weiter. Dabei formte sich über ihrem Kopf ein schwarzes Symbol. Ich brauchte einen Moment, um zu erkennen, dass es ein Auge war. Aber kein echtes Auge – eher so etwas wie eine stilisierte Tätowierung in Schwarz, bis auf die Iris, die goldfarben war.
    »L’Occhio di Dio. Das Auge Gottes«, sagte sie. Ich hörte ein kollektives Nach-Luft-Schnappen im Saal.
    »Was ist das?«, flüsterte ich Archer zu.
    Er drehte sich um. Das sarkastische Lächeln vom Nachmittag umspielte wieder seine Lippen, woraus ich schloss, dass unsere vorübergehende Kameradschaft vorbei war. Das bestätigte sich noch, als er sagte: »Du kannst keinen Blockadezauber hexen und du hast noch nie von L’Occhio di Dio gehört? Mann, was für eine Hexe bist du eigentlich?«
    Ich hatte sogleich eine unglaublich boshafte Erwiderung parat, bei der es unter anderem um seine Mutter und die amerikanische Marine ging, aber bevor ich sie herausbringen konnte, sagte Mrs Casnoff: »L’Occhio di Dio stellt die größte Gefahr für alle Prodigien dar. Es ist eine Gruppierung mit dem Stützpunkt in Rom, und ihr ausdrückliches Ziel ist es, unsere Art vom Antlitz der Erde zu tilgen. Sie betrachten sich selbst als heilige Ritter, während wir das Böse sind, das ausgemerzt werden muss. Allein im letzten Jahr war diese Gruppe für den Tod von mehr als eintausend Prodigien verantwortlich.«
    Ich starrte zu dem Auge hinauf und

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