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Hex Hall 01 - Hawkins, R: Hex Hall 01

Hex Hall 01 - Hawkins, R: Hex Hall 01

Titel: Hex Hall 01 - Hawkins, R: Hex Hall 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hawkins
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meinem Geschluchze und streckte sogar die Hand nach mir aus, als wollte er meine Schulter tätscheln. Oder mich ohrfeigen.
    Doch bevor er mich trösten oder mit weiteren Gewaltakten traktieren konnte, drehte ich mich herum und sorgte für einen perfekten Drama-Queen-Abgang, indem ich davonrannte.
    Schön war das nicht.
    Doch in diesem Augenblick war mir alles egal. Ich rannte einfach los, meine Brust brannte und meine Kehle schmerzte noch von Archers Würgegriff und den viel zu vielen Tränen.
    Meine Füße stampften dumpf über das dichte Gras, und ich konnte nichts anderes denken als: was für eine Idiotin ich war.
    Weiß nichts über Blockadezauber.
    Weiß nichts über Tätowierungen.
    Weiß nichts über große, blöde, böse italienische Augen.
    Weiß nichts über ihren Dad.
    Weiß nichts über das Hexesein.
    Weiß nichts, weiß nichts, weiß nichts.
    Ich war nicht ganz sicher, wie weit ich gelaufen war, aber als ich zu dem Teich hinter der Schule kam, zitterten meine Beine, und ich hatte Seitenstechen. Ich musste mich hinsetzen. Glücklicherweise stand unmittelbar am Ufer eine kleine steinerne Bank. Ich war vom Laufen und Weinen so außer Atem, dass ich das Moos, das über die Sitzfläche kroch, vollkommen übersah und mich einfach fallen ließ. Der Stein war heiß von der Sonne, ich zuckte ein wenig zusammen.
    Dann saß ich da, die Ellbogen auf die Knie gestützt, den Kopf in den Händen, und lauschte auf meinen Atem, wie er rasselnd durch meine Lunge fuhr. Schweiß tropfte mir von der Stirn auf die Oberschenkel, mir war ein bisschen schwindlig.
    Ich war einfach so … stinksauer . Okay, meine Mom war damals durchgedreht, als sie erfuhr, dass mein Dad ein Zauberer war. Meinetwegen. Aber warum hatte sie mir nicht wenigstens erlauben können, mit dem Mann zu reden? Es wäre ganz nett gewesen, in Bezug auf die Vandy vorgewarnt zu sein. Versteht mich recht, nur ein paar freundliche Worte wie: »Ach übrigens, deine Sportlehrerin hat einen Riesenhass auf mich, den sie vermutlich auf dich übertragen wird. Also dann, viel Glück!«
    Ich stöhnte und legte mich auf die Bank, nur um sofort wieder hochzuschnellen, als mein nackter Arm den heißen Stein berührte.
    Ohne es zu planen, legte ich die Hand auf die Bank und dachte: bequem .
    Ein winziger Silberfunke flog aus meinem Zeigefinger, und sofort begann sich die Bank unter mir auszudehnen und zu verformen, bis sie sich in eine hübsche, weiche, samtene Chaiselongue verwandelt hatte, die mit weiß-pinkfarbenen Zebrastreifen bezogen war. Offensichtlich färbte Jenna schon auf mich ab.
    Ich legte mich wieder auf meinen – jetzt – gemütlichen Ruheplatz, ein angenehmes Summen vibrierte in mir. Ich hatte seit meiner Ankunft in Hecate nicht mehr gehext und ganz vergessen, wie gut sich selbst die kleinsten Zaubereien anfühlten. Ich war zwar nicht in der Lage, etwas aus dem Nichts zu erschaffen – das konnten nur sehr wenige Hexen, und außerdem stellte das die ernsthaft schwarze Magie dar. Aber immerhin konnte ich Dinge zu unterschiedlichen Versionen abwandeln.
    Also legte ich mir eine Hand auf die Brust und lächelte, während meine Sportuniform sich kräuselte und schrumpfte, bis ich ein weißes Tanktop und Khakishorts trug. Dann zeigte ich mit dem Finger auf den Rand des Wassers und beobachtete, wie ein Wasserstrahl von der Oberfläche des Sees aufstieg und sich zu einem zylindrischen Gegenstand formte, bis ein Glas Eistee vor mir schwebte.
    Ich war recht zufrieden mit mir und mehr als nur ein wenig magietrunken, als ich es mir auf der Chaiselongue bequem machte und an meinem Tee nippte. Ich bin vielleicht ein Loser, dachte ich, aber hey, wenigstens bin ich ein Loser, der hexen kann!
    Einige Minuten lang saß ich so da, einen verschwitzten Arm über die Augen gelegt, und lauschte auf die Vögel und das sanfte Plätschern des Wassers am Ufer. Und in diesem Moment gelang es mir tatsächlich zu vergessen, dass ich in ernsthaften Schwierigkeiten steckte. Ich würde es aber merken, sobald ich in die Schule zurückkam.
    Ich ließ den Arm sinken und drehte den Kopf, um zum Teich hinüberzuschauen.
    Dort, am anderen Ufer, stand ein Mädchen. Der Teich war ziemlich schmal, so dass ich sie deutlich erkennen konnte: Es war der Geist in Grün, den ich schon an meinem ersten Tag in Hecate gesehen hatte. Und genau wie an jenem ersten Tag starrte er mich an.
    Das war ziemlich schaurig, gelinde gesagt. Verunsichert hob ich die Hand und winkte ihm zu.
    Das Mädchen winkte zurück.

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