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Hex Hall 01 - Hawkins, R: Hex Hall 01

Hex Hall 01 - Hawkins, R: Hex Hall 01

Titel: Hex Hall 01 - Hawkins, R: Hex Hall 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hawkins
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in meinen Lungen war. Die Spitze des Pflocks schabte über die empfindliche Haut unter meinem Kinn. Keuchend blickte ich zu Archer auf.
    Im Nu war er wieder runter von mir, aber ich konnte mich nur noch auf die Seite rollen, die Knie an die Brust ziehen und darauf warten, dass wieder Sauerstoff in meinen Körper kam.
    »Sehr gut!«, hörte ich die Vandy aus weiter Ferne sagen. Ich sah buchstäblich Sterne, und jeder bebende Atemzug fühlte sich an, als versuchte ich gerade, durch Glasscherben zu atmen.
    Auf der Plusseite konnte ich immerhin vermerken, dass meine Verknalltheit in Archer vollkommen dahin war. Aus und vorbei. Wenn ein Junge einem erst mal seine Kniescheibe in den Brustkorb gerammt hat, verflüchtigen sich die romantischen Gefühle wie die Hausgeister.
    Dann spürte ich Hände unter meinen Achseln, die mich wieder auf die Beine hoben. »Tut mir leid«, murmelte Archer, aber ich funkelte ihn nur böse an. Meine Kehle war wie verstopft und geschwollen, also wollte ich erst gar nicht versuchen, irgendwelche Worte herauszupressen.
    Schon gar nicht die Worte, die mir zu ihm einfielen.
    »Sehr schön«, fuhr die Vandy munter fort, »Mr Cross hat hier eine exzellente Technik gezeigt, obwohl ich zur Sicherheit noch länger auf der Brust des Gegners geblieben wäre.«
    Archer nickte mir kaum merklich zu, als sie das sagte, und ich fragte mich, ob er mir zu verstehen geben wollte, dass er es deshalb getan hatte, weil ich noch schlimmer dran gewesen wäre, wenn die Vandy dieses Manöver selbst ausgeführt hätte. Es war mir aber egal. Ich war trotzdem sauer.
    »Und nun, Mr Cross, Technik Nummer vier«, zirpte die Vandy.
    Doch diesmal schüttelte Archer den Kopf. »Nein.«
    »Mr Cross«, sagte die Vandy scharf, aber Archer warf ihr den Pflock vor die Füße. Ich wartete darauf, dass sie ihn aufschlitzte oder mit einem Rohrstock verprügelte oder zumindest ins Klassenbuch eintrug, doch sie lächelte nur wieder ihr gepresstes Lächeln. Dann hob sie den Pflock auf und gab ihn mir.
    Ich war sicher, mich übergeben zu müssen. Gab es nicht noch einen anderen Neuling, den sie quälen konnte? Ich sah mich um und entdeckte einige mitfühlende Blicke, aber die meisten schienen einfach froh zu sein, dass es nicht sie getroffen hatte.
    »Nun gut. Schaut also zu und lernt. Technik vier. Kommen Sie auf mich zu, Miss Mercer.«
    Ich stand einfach nur da und glotzte sie an.
    Sie schürzte verärgert die Lippen, dann schnellte ihre Hand ohne Vorwarnung vor, um mich zu packen. Aber diesmal war ich bereit und sowohl wütend als auch verletzt. Ohne nachzudenken riss ich das Bein hoch und trat zu.
    Fest.
    Ich sah meinen Fuß mit dem Turnschuh gegen ihre Brust krachen, als gehörte der Fuß jemand anderem. Das konnte unmöglich meiner sein. Ich hatte noch nie jemanden getreten, und bestimmt würde ich keinen Lehrer treten.
    Aber so war es. Ich hatte die Vandy in die Brust getreten, und sie fiel der Länge nach auf die blaue Matte, genau auf die Stelle, an der ich zuvor gelegen hatte. Ich hörte, wie die anderen kollektiv nach Luft schnappten. Im Ernst. Alle fünfzig schienen gleichzeitig aufzukeuchen.
    Ungefähr da wurde mir bewusst, was ich getan hatte.
    Ich kniete mich hin und streckte ihr die Hand entgegen. »O je! Ich … ich wollte nicht …«
    Sie stieß meine Hand weg und stand mit bebenden Nasenflügeln auf. Ich war so was von geliefert.
    »Miss Mercer!«, sagte sie schwer atmend und erinnerte mich an einen wütenden Stier, »wüssten Sie einen Grund, weshalb ich Ihnen nicht für den nächsten Monat Nachsitzen verordnen sollte?«
    Mein Mund zuckte, aber es kam nichts heraus.
    Dann, wie ein Fingerzeig Gottes, erinnerte ich mich an Elodies Rat. »Mir gefallen Ihre Tätowierungen!«, platzte ich heraus.
    Hatte ich vorher schon geglaubt, dass die Klasse kollektiv ächzte, so erinnerte das Geräusch jetzt an Luft, die aus einem Fesselballon entwich.
    Die Vandy legte den Kopf schräg und kniff ihre winzigen Augen zusammen. »Wie bitte?«
    »Ich … mag Ihre Tätowierungen. Die Tattoos. Die sind ja richtig cool.«
    Noch nie hatte ich beobachtet, wie bei jemandem ein Aneurysma platzt, aber ich fürchtete, dass genau dies gerade mit der Vandy passierte. Verzweifelt sah ich zu den anderen hin, bis ich Elodies Blick begegnete. Sie grinste, und mir wurde klar, dass ich soeben einen wirklich üblen Fehler begangen hatte.
    »Ich hoffe, Sie hatten nicht vor, hier in Hecate irgendwelche Freizeit zu genießen, Miss Mercer«, höhnte die Vandy.

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