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Hex Hall 01 - Hawkins, R: Hex Hall 01

Hex Hall 01 - Hawkins, R: Hex Hall 01

Titel: Hex Hall 01 - Hawkins, R: Hex Hall 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hawkins
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würde, aber als wir bei dem Gebäude ankamen, schwenkte sie nach links rum und zog mich in den Wald.
    Ich war noch nie zuvor in dem Wald gewesen, der Hecate umgab, und das auch aus gutem Grund: Er war höllisch gruselig. Und nachts zweifellos doppelt gruselig. Ich trat mit meinen nackten Füßen auf einen Stein und zuckte zusammen. Als etwas Weiches über meine Wange strich, stieß ich ein leises Kreischen aus.
    Ich hörte Alice einige Worte murmeln, und plötzlich erschien eine große Lichtkugel vor mir, so hell, dass ich die Augen mit der Hand beschirmen musste. Alice murmelte erneut etwas, und die Kugel ruckte aufwärts, als hielte sie jemand an einer Schnur. Die Kugel schwebte nach oben, bis sie sich gut drei Meter über unseren Köpfen befand und Licht in alle Richtungen warf.
    Man sollte meinen, durch das Licht wäre der Wald nun weniger schaurig gewesen, aber dadurch wurde es nur noch schlimmer. Jetzt bewegten sich Schatten über den Boden, und ich bemerkte das gelegentliche Aufblitzen von Tieraugen. Wir stießen auf ein trockenes Bachbett, und zu meiner Überraschung sprang Alice leichtfüßig hinein. Ich folgte ihr, allerdings erheblich weniger anmutig, und stolperte fluchend über aufgeworfene Erde.
    Hatte ich schon den Wald für unheimlich gehalten, so war das nichts gegen den ausgetrockneten Bach. Scharfe Steine bohrten sich in meine nackten Füße, und es schien, als gäbe es überall dunkle Hohlräume und freigelegte Wurzeln, die wie die Eingeweide eines riesigen Tieres aussahen. Am Ende packte ich einfach Alice’ Hand und hielt die Augen geschlossen, bis wir ganz plötzlich stehen blieben.
    Ich öffnete die Augen und wünschte sofort, ich hätte es nicht getan.
    Ich stand vor einem niedrigen schmiedeeisernen Zaun mit Rostflecken. Hinter dem Zaun ragten sechs Grabsteine empor. Vier standen ein wenig schief und waren mit Moos bedeckt, die anderen beiden waren gerade und so weiß wie Knochen.
    Die Grabsteine fand ich schon beunruhigend genug, aber es gab noch etwas anderes auf diesem winzigen Friedhof, das mir das Herz in die Magengrube rutschen ließ und einen metallischen Geschmack der Furcht in den Mund trieb.
    Die Statue war knapp drei Meter hoch, vielleicht sogar ein bisschen höher. Sie stellte einen aus hellgrauem Stein gemeißelten Engel mit gespreizten Flügeln dar. Diese Flügel waren so fein gearbeitet, dass man jede Feder erkennen konnte. Ebenso schien sich das Gewand des Engels zu kräuseln und in einem Wind zu schweben, den es gar nicht gab. In einer Hand hielt er ein Schwert. Der Griff war aus dem gleichen Stein gemacht wie der Rest der Statue, aber die Klinge bestand aus einem dunklen Glas, das im Licht der Kugel geheimnisvoll glomm. Die andere Hand hatte der Engel von sich gestreckt, die Innenfläche nach außen gekehrt, als wollte er Leute warnen, sie sollten sich fernhalten. Sein Gesichtsausdruck war von einer so strengen Autorität, dass er sogar noch Mrs Casnoff in den Schatten stellte.
    Der Engel kam mir bekannt vor, und ich stellte mit einiger Verblüffung fest, dass es der gleiche war wie auf dem Buntglasfenster in Hecate. Der Engel, der die Prodigien aus dem Himmel vertrieben hatte.
    »Was …« Ich brach ab und räusperte mich. »Was ist das für ein Ort?«
    Alice blickte mit einem schwachen Lächeln zu dem Engel auf. »Ein Geheimnis«, antwortete sie.
    Ich schauderte und zog meinen Blazer fester um mich. Ich hätte sie gern gefragt, was sie damit meinte, aber ihre stählerne Miene sagte mir, dass ich wahrscheinlich keine Antwort bekäme. Hatte in der Broschüre nicht gestanden, eine von Hecates unumstößlichen Vorschriften sei es, niemals in den Wald zu gehen? Ich war auch immer davon ausgegangen, dass dieser Wald gefährlich war.
    Aber vielleicht ging es auch noch etwas darüber hinaus.
    Der Wind frischte auf, ließ das Laub rascheln und meine Zähne klappern. Warum hatte ich nicht daran gedacht, mir meine Schuhe zu schnappen, fragte ich mich, während ich einen tauben Fuß auf dem anderen rieb.
    »Hier«, sagte Alice und zeigte auf meine Füße. Sie juckten kurz und steckten plötzlich in wolligen, weißen Socken und dann obendrein noch in meinen flauschigen, roten Lieblingspantoffeln. Die doch, soweit ich wusste, noch immer unten in meinem Schrank in Vermont standen.
    »Wie hast du das gemacht?«
    Aber Alice lächelte nur rätselhaft.
    Und dann wedelte sie ohne Vorwarnung mit der Hand durch die Luft.
    Ich spürte einen schweren Schlag gegen die Brust, der mich glatt

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