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Hex Hall 01 - Hawkins, R: Hex Hall 01

Hex Hall 01 - Hawkins, R: Hex Hall 01

Titel: Hex Hall 01 - Hawkins, R: Hex Hall 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hawkins
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mir ein wenig schwindlig wurde, als Alice in ihre Tasche griff und einen winzigen Knochen herauszog, wahrscheinlich von einem Vogel. Der Umstand, dass Alice Knochen mit sich herumtrug, hätte mich wahrscheinlich abschrecken sollen, aber inzwischen war ich an Alice’ Seltsamkeiten gewöhnt. Wie die Kette in jener ersten Nacht hatte auch der Knochen in ihren Händen sanft geschimmert. Sie hatte gelächelt, als sie ihn mir gab. »Steck das einfach in den Saum ihres Kleides.«
    »Muss ich bestimmte Worte dabei murmeln oder irgendwas?«
    »Nein. Der Knochen wird wissen, was zu tun ist.«
    Daran dachte ich jetzt, als ich den kleinen, glatten Knochen befingerte. Ich besaß ihn nun schon seit einer ganzen Woche, aber ich hatte ihn immer noch nicht benutzt. Alice hatte mir versichert, dass er Elodies Kleid nur irgendeine grässliche Farbe verleihen würde, sobald sie es anzog. Das klang also nicht allzu schlimm. Trotzdem war ich beunruhigt. Jeder meiner bisherigen Zauberversuche an anderen Menschen hatte üble Folgen gehabt, und obwohl ich Elodie nicht mochte, wollte ich sie doch nicht unabsichtlich verletzen. Also war der Knochen in meiner Tasche geblieben.
    Doch wenn ich ihn nicht benutzen wollte, warum hatte ich ihn dann nicht weggeworfen?
    Mit einem weiteren Seufzer stand ich von meinem Bett auf und ging zu der Kleiderpuppe. Sie hatte zwar keinen Kopf, aber schon ihre Haltung schien mich zu verspotten. »Was ist, Loser?«, sagte sie in meiner Fantasie. »Lieber trage ich diesen Kopfkissenbezug als einen von deinen hässlichen Entwürfen.«
    »Halt die Klappe«, murmelte ich, während ich die Hände auf sie legte und mich einmal mehr mit aller Macht konzentrierte. »Blau, hübsch, bitte, bitte …«, murmelte ich.
    Der Stoff kräuselte sich und verwandelte sich prompt in ein mit Pailletten besetztes, knallblaues Hotpants-Outfit, das wie die Uniform eines Tambourmajors aussah.
    »Mist, Mist, Mist!«, schrie ich und schlug so nach der Puppe, dass sie sich auf ihrem Ständer drehte.
    Jenna sah von ihrem Buch auf. »Hey, das ist wirklich entzückend.«
    »Du hilfst mir auch nicht«, knurrte ich. Gott, was war nur los mit mir? Ich hatte doch schon viel schwierigere Zauber zuwege gebracht, und nie, niemals waren sie dermaßen danebengegangen.
    »Ich sag’s dir«, meinte Jenna, »du hast eine miese Schneiderpuppe bekommen. Niemand sonst hat solche Probleme mit seiner Puppe.«
    »Ich weiß«, antwortete ich und lehnte den Kopf gegen die Puppe. »Sogar Sara Williams, die nun wirklich die schlechteste Hexe aller Zeiten ist, hat ein wirklich hübsches, rotes Kleid gehext. Es ist zwar nicht so elegant wie das von Elodie, aber …«
    Ich brach ab und hatte plötzlich ein flaues Gefühl im Magen.
    Es ergab keinen Sinn, dass ich solche Probleme hatte, ein Kleid zu zaubern. Vielleicht hatte Jenna ja recht: Meine Schneiderpuppe war verflucht.
    Ich drückte wieder die Hände auf den Kissenbezug, aber diesmal dachte ich nicht an ein Kleid. Ich sagte nur: »Spuck’s aus.«
    Einen Moment lang geschah gar nichts. Ich war nicht sicher, ob ich erleichtert oder enttäuscht sein sollte.
    Dann erschienen ganz allmählich zwei Handabdrücke in dem hellen Rotton von verwässertem Wein vorne auf dem Kleid.
    Erleichterung durchflutete mich, die jedoch schnell von einer weiß glühenden Woge des Zorns verschluckt wurde.
    »Wie hast du das gemacht?«, fragte Jenna hinter mir. Sie hatte sich hingekniet und starrte die Handabdrücke an.
    »Ein Offenbarungszauber«, sagte ich mit knirschenden Zähnen. »Er verrät einem, ob ein Gegenstand durch Zauberei manipuliert wurde.«
    »Zumindest weißt du jetzt, dass du keine lausige Hexe bist.«
    Ich nickte zwar, zitterte aber vor Zorn. Da hatte ich mich für einen Versager gehalten, und dabei steckte die ganze Zeit Elodie dahinter. Sie musste es sein. Wer sonst sollte dafür sorgen wollen, dass ich nicht auf den Ball gehen konnte? Verdammt, das war schon fast zu sehr die Böse-Hexe-im-Märchen, um wahr zu sein.
    Was mich am meisten ärgerte, war, dass ich solche Skrupel gehabt hatte, ihr Kleid zu verhexen. Ich hatte doch tatsächlich ein schlechtes Gewissen deswegen gehabt.
    Okay, zum Teufel damit.
    »Wo ist Elodie gerade?«, fragte ich Jenna.
    Ihre Augen waren groß, ich musste wohl ziemlich beängstigend aussehen.
    »Äh, ich habe Anna sagen hören, dass sie mit einigen Leuten zum Strand runtergehen wollten.«
    »Großartig.« Ich ging zur Tür, ohne auf Jenna zu achten, die mir nachrief: »Was hast du

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