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Hex Hall 01 - Hawkins, R: Hex Hall 01

Hex Hall 01 - Hawkins, R: Hex Hall 01

Titel: Hex Hall 01 - Hawkins, R: Hex Hall 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hawkins
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haben, und ich war beinahe schockiert von mir selbst, weil ich ihre Gegenwart ebenfalls nicht besonders abstoßend fand. Ich argwöhnte sogar, dass ich anfangen könnte, Elodie geradezu zu mögen.
    Es war nicht so, als hätte sich ihre gesamte Persönlichkeit verändert, das nicht, aber sie wurde doch merklich freundlicher und auch sanfter. Vielleicht benutzte sie mich nur wegen Alice. Immerhin konnte Elodie nach nur wenigen Nächten Übung bereits ein kleines Sofa aus dem Nichts erscheinen lassen und war inzwischen auch schon zu dem Transportzauber übergegangen. Nicht dass eine von uns den schon hinbekommen hätte.
    Aber ich hatte auch gar nicht den Eindruck, dass es ihr nur um die Hexerei ging; ich glaube, sie war einsam. Anna und Chaston waren beide fort, und ich hatte mir nie so richtig klargemacht, dass sie die einzigen Menschen waren, mit denen Elodie überhaupt gesprochen hatte, abgesehen von Archer. Und selbst die beiden schienen jetzt weniger Zeit miteinander zu verbringen. Elodie behauptete, sie sei zu beschäftigt mit anderen Sachen , um Zeit für einen Freund zu haben, während Archer behauptete, ihr nur ein wenig Freiraum zu geben.
    Auch das mit Archer und mir war seltsam. Nach dem Ball hatte sich etwas verändert, und die unbefangene Kameradschaft zwischen uns, wie ich sie vom Kellerdienst in Erinnerung hatte, war verschwunden. Jetzt verbrachten wir meist die ganze Stunde damit, tatsächlich zu katalogisieren, statt uns zu necken und Witze zu machen, und manchmal, wenn er sich gerade unbeobachtet glaubte, sah ich, wie sich dieser seltsam abwesende Ausdruck über seine Züge legte. Ich wusste nicht, ob er dann an Elodie dachte, oder ob er wie ich über den unbehaglichen Abstand, der da zwischen uns klaffte, enttäuscht war.
    Der November in Hecate war grau und regnerisch, was gut zu meiner Stimmung passte. Obwohl ich froh darüber war, dass Elodie und ich allmählich so etwas wie Beinahe-Freundinnen wurden, war sie doch nicht Jenna, und ich vermisste meine wirkliche Freundin. Etwa eine Woche nach dem Angriff auf Anna hatte Mrs Casnoff beim Abendessen verkündet, dass der Rat Lord Byron von jedem Verdacht freigesprochen habe. Offenbar hatte er ein solides Alibi; er musste zu der fraglichen Zeit telepathisch mit jemandem vom Rat gesprochen haben. Doch so oft ich sie auch fragte, Mrs Casnoff sagte mir nie, wo Jenna war oder was gerade mit ihr geschah, und ich machte mir praktisch die ganze Zeit Sorgen um sie.
    Mom, ganz die Mutter, spürte jedes Mal, dass etwas nicht stimmte, wenn ich mit ihr telefonierte, aber ich behauptete immer, mit der Arbeit für die Schule überhäuft zu sein. Ich hatte ihr nichts von Chaston oder Anna oder auch Jenna erzählt; sie wäre ausgerastet vor Angst, und ich wusste, dass sie sich ohnehin schon genug um mich sorgte.
    Da ich es hasste, abends allein im Zimmer zu sein, begann ich, meine kellerdienstfreien Abende in der Bibliothek zu verbringen und alles über Prodigienkunde zu lesen, was ich so auftun konnte, in der Hoffnung, darunter etwas zu finden, das Jenna vielleicht freisprechen würde. Die einzigen Kreaturen, die meines Wissens Blut von ihren Opfern nahmen, waren Vampire, Dämonen und, falls man diesem einen Buch glauben durfte, L’Occhio di Dio. Da Mrs Casnoff meine L’Occhio-di-Dio-Theorie bereits vom Tisch gefegt hatte, versuchte ich, nun Bücher über Dämonen zu finden. Aber es schien, als wäre jedes Buch über Dämonen in der Bibliothek auf Latein. Ich probierte es damit, eine Hand auf die Seiten zu pressen und »Sprich!« zu sagen, aber die Bücher waren offenbar gegen Zauberei geschützt. Das Einzige, was ich halbwegs verstand, waren Fakten, die ich bereits kannte, wie zum Beispiel, dass sie nur mit diesem Dämonenglas getötet werden konnten. Ich hoffte sehr, dass sich kein Dämon in Hecate aufhielt, denn höchstwahrscheinlich konnte man nicht einfach zum nächsten Küchenausstattungsladen laufen und so etwas kaufen.
    An einem nieseligen Abend Ende November trug ich gleich nach dem Essen, bevor ich mich zum Kellerdienst melden sollte, einige der Bücher zu Mrs Casnoff. Sie saß in ihrem Büro und schrieb gerade etwas in ein großes, schwarzes Rechnungsbuch. Das Lampenlicht tauchte den Raum in einen warmen Schimmer, es spielte leise klassische Musik. Wie schon am Abend des Balls konnte ich nicht erkennen, woher die Musik kam.
    Bei meinem Eintritt blickte sie auf. »Ja?«
    Ich hielt ihr die Bücher hin. »Ich habe einige Fragen dazu.«
    Sie runzelte leicht

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