Hex Hall 01 - Hawkins, R: Hex Hall 01
die Stirn, schloss jedoch ihr Rechnungsbuch und bedeutete mir, mich zu setzen.
»Gibt es einen bestimmten Grund, warum Sie über Dämonen forschen, Sophia?«
»Na ja, ich habe gelesen, dass sie manchmal das Blut ihrer Opfer trinken, und ich dachte … Sie wissen schon, dass es vielleicht das war, was mit Chaston und Anna passiert ist.«
Eine ganze Weile musterte mich Mrs Casnoff. Mir fiel auf, dass die Musik verstummt war.
»Sophie«, sagte sie. Zum ersten Mal nannte sie mich so. Ihre Stimme klang müde. »Ich weiß, wie sehr Sie sich wünschen, Jenna zu entlasten.«
Ich wusste, was sie sagen würde: das Gleiche, was sie schon über das Auge gesagt hatte. Hastig sprach ich weiter. »Ich kann keins dieser Bücher lesen, weil sie alle auf Latein sind, aber es sind Bilder darin, die Dämonen zeigen, die sich als Menschen ausgeben.«
»Das stimmt. Aber es trifft ebenso zu, dass wir es wissen würden, wenn sich ein solches Wesen auf dem Schulgelände aufhielte.«
Ich stand auf und schlug mit der flachen Hand auf eines der Bücher auf ihrem Schreibtisch. »Sie haben selbst gesagt, dass Magie nicht immer die Lösung ist! Vielleicht ist Ihre Magie einfach fehlerhaft. Vielleicht hat irgendetwas anderes mehr Macht und ist in die Schule eingedrungen.«
Kerzengerade erhob sich Mrs Casnoff von ihrem Schreibtischstuhl. Die Luft war plötzlich wie aufgeladen, und mir wurde mit einem Mal – schmerzlich – bewusst, dass Mrs Casnoff ja noch mehr war als eine einfache Schuldirektorin. Sie war auch eine äußerst mächtige Hexe. »Werden Sie mir gegenüber nicht laut, junge Dame. Auch wenn es tatsächlich zutrifft, dass Zauberkraft nicht immer unfehlbar ist, so ist das, was Sie da andeuten, schlichtweg unmöglich . Es tut mir sehr leid für Sie, aber Sie müssen sich der Tatsache stellen, dass während der drei Wochen seit Jennas Abreise weder Sie noch Elodie noch ein anderer Schüler dieser Schule angegriffen wurde. Sie haben eine schlechte Wahl getroffen mit Ihrer Freundin, aber das lässt sich nun nicht mehr ändern.«
Ich starrte sie an, und mein Atem kam plötzlich stoßweise, als wäre ich gerade ein Rennen gelaufen.
Mrs Casnoff strich sich übers Haar, und ich sah, dass ihre Hand zitterte. »Verzeihen Sie, wenn es brutal klingt, aber Sie müssen verstehen, dass Vampire anders sind als wir; sie sind Ungeheuer, und es war töricht von mir, das so lange zu vergessen.«
Ihre Miene wurde wieder weicher. »Für mich ist das auch schmerzlich, Sophie. Ich habe die Entscheidung Ihres Vaters, Vampire in dieser Schule zuzulassen, immer unterstützt. Doch jetzt habe ich eine tote Schülerin, zwei weitere, die vielleicht nicht mehr zurückkehren, und eine Menge sehr mächtiger Leute im Nacken, die äußerst verärgert über mich sind. Ich würde ja liebend gern glauben, dass Jenna nichts mit alledem zu tun hatte, aber die Beweise deuten in eine andere Richtung.«
Sie holte tief Luft und drückte die Bücher in meine tauben Hände. »Sie sind eine loyale Freundin und suchen nach einer Möglichkeit, sie reinzuwaschen. Aber in diesem Fall fürchte ich, sind Ihre Bemühungen verschwendet. Ich möchte nicht, dass Sie weitere Nachforschungen über Dämonen anstellen, ist das klar?«
Ich nickte nicht, aber das überging sie. »Nun, ich glaube, Sie sind spät dran für Ihren Kellerdienst, also schlage ich vor, dass Sie sich beeilen, bevor Ms Vanderlyden nach Ihnen sucht.«
Durch einen Tränenschleier sah ich zu, wie sie sich wieder an ihren Schreibtisch setzte und ihr Rechnungsbuch aufschlug. Ich war wütend auf sie, weil sie sich weigerte einzugestehen, dass es etwas in Hecate geben könnte, von dem sie nichts wusste. Zugleich war ich aber auch tieftraurig. Es spielte keine Rolle, was ich herausfand oder mit welchen Theorien ich zu arbeiten versuchte; die einfachste Erklärung war, dass Jenna Holly getötet und einen Anschlag auf die beiden anderen Mädchen verübt hatte. Das war alles, was sie jemals glauben würden. Alles andere könnte ja bedeuten, dass sie zugeben müssten, sich geirrt zu haben oder, schlimmer noch, nicht allmächtig zu sein.
Als ich den Keller erreichte, waren die Tränen jedoch versiegt. An ihre Stelle war ein dumpfer, stetiger Schmerz gleich hinter meinen Augen getreten. Die Vandy erwartete mich an der Tür. Ich rechnete damit, dass sie mir den Kopf abreißen würde – vielleicht sogar buchstäblich –, aber etwas in meinem Gesicht musste sie davon abgehalten haben, denn sie brummte nur: »Sie sind spät
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