Hex Hall 02 - Hawkins, R: Hex Hall 02
ihr Ritual funktioniert, wären sie in der Lage gewesen, Alice bis zu einem gewissen Grad zu benutzen, aber sie hätten sie nicht kontrolliert. Alice hätte immer noch ihren freien Willen gehabt.« Er musterte mich, dann fügte er sehr vorsichtig hinzu: »Aber Mr Crowleys Forschungen zufolge kann nur derjenige einen Dämon wirklich kontrollieren, der auch sein Schöpfer ist – also der Zauberer oder die Hexe, von dem oder der das Beschwörungsritual durchgeführt wurde.«
»Lara. Dieses Wort oder Geräusch oder was es auch war. Jedenfalls ließ es Daisy auf der Stelle innehalten.«
Dad stieß einen zittrigen Atemzug aus. »Ja.«
Alle Puzzleteilchen fügten sich zwar zusammen, aber dadurch ging es mir nur umso mieser. »Also ist sie es tatsächlich. Sie ist diejenige, die Nick und Daisy geschaffen hat.« Meine Gedanken rollten immer weiter, wie so ein richtig schrecklicher Schneeball, der immer größer wird. »Sie weiß, dass ich auf Graymalkin Island war, Dad. Ich hab zwar keine Ahnung, woher, aber sie weiß es. Und deswegen hat sie Daisy auf mich angesetzt. Lara hat sie nur zurückgerufen, weil Daisy kurz davor war, dir etwas anzutun.« Die liebe, freundliche Lara. Mrs Casnoffs verzerrtes Spiegelbild hatten Jenna und ich sie noch genannt. Und nun hatte sie gerade versucht, mich umzubringen.
»Also, was nun?«, fragte ich ihn. »Wirst du sie auf magische Weise verhaften?«
»Kann ich leider nicht.«
Das war so ziemlich die letzte Antwort, die ich erwartet hatte, und schockiert starrte ich ihn an. »Dad, sie hat gerade versucht, mich umzubringen. Ganz zu schweigen davon, dass sie Dämonen beschwört und sogar als Waffen einsetzt.«
»Du verstehst nicht«, sagte Dad erschöpft. »Lara, Anastasia und ich sind durch Bluteide aneinander gebunden. Sollte ich sie jetzt ohne Beweise in einen Kerker werfen, könnte das wie ein politisches Machtspiel aussehen.«
»Aber du hast doch einen Beweis. Diese Grube auf Graymalkin Island. Glaub mir, Dad, dass da unten echt heftige Dinge geschehen, kann jeder erkennen,.«
»Es würde aber nicht genügen. Und Anastasia hat die absolute Kontrolle über alles, was in Hecate geschieht. Sie könnte sich ohne Weiteres eine plausible Erklärung zurechtlegen.«
Ich schüttelte enttäuscht den Kopf. »Aber Daisy und Nick …«
»Daisy hat mittlerweile kein Bewusstsein mehr, und Nick fehlen jegliche Erinnerungen an die Zeit, bevor er ein Dämon wurde. Sie sind uns in dieser Sache also keine Hilfe.«
Ich sprang auf, was ich allerdings sofort bereute. Von all der Magie und dem Stress war mir ganz schwindelig geworden. Trotzdem lehnte ich mich an das Geländer und sagte: »Du wirst also gar nichts tun?«
Dad stand ebenfalls auf. »Sophie, ich habe dir doch erklärt, dass man als Oberhaupt des Rates große Opfer bringen müsse. Diese Frau hat mich belogen, sie hat eine junge Frau für ihre eigenen Zwecke zerstört, und sie hat gerade versucht, meine Tochter zu ermorden.« Die Magie, die von ihm ausging, war so stark, dass ich mich vielleicht doch besser wieder hinsetzte. »Glaub mir«, fuhr er fort. »Mir wäre nichts lieber, als sie einfach vom Antlitz der Erde zu wischen. Aber das kann ich nicht. Erst wenn ich konkrete Beweise habe.«
Vom Antlitz der Erde wischen , das klang doch ganz gut. Nur leider hatte er recht, so ungern ich das auch zugeben mochte. »Mann, Politik ist wirklich ätzend«, murmelte ich.
Dad nahm meine Hand. »Sophie, ich schwöre dir, dass wir dieser Sache auf den Grund gehen werden. Und wenn uns das gelingt, dann werden Lara und Anastasia und alle anderen, die irgendeinen Anteil an diesem Wahnsinn haben, dafür bestraft.«
»Danke, Dad.«
Ich wollte eigentlich noch auf Nick warten, um Dad ein wenig moralische Unterstützung zu leisten, doch er schickte mich auf mein Zimmer. »Du siehst aus, als würdest du gleich umfallen«, bemerkte er, als er mich durch die Halle zur hinteren Treppe begleitete. »Ich könnte Cal bitten …«
»Nein«, unterbrach ich ihn hastig. »Ich brauche nur eine ordentliche Portion Zeit für mich.«
Dad nickte. »In Ordnung. Geh und ruh dich aus.«
Das waren die einfachsten Anweisungen, die ich je zu befolgen hatte. Doch als ich mich gerade umdrehen wollte, fügte Dad noch hinzu: »Und als Nächstes werde ich jetzt deine Mutter anrufen.«
Es hatte gar keinen Sinn, irgendwelche Einwände zu erheben. Ich wusste nur zu gut, wie eine entschlossene Miene aussah. Sobald er Mom anrief, würde sie so schnell wie möglich hergeflogen
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