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Hex Hall - Hawkins, R: Hex Hall

Hex Hall - Hawkins, R: Hex Hall

Titel: Hex Hall - Hawkins, R: Hex Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hawkins
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die Schultern flatterte.
    »Oje«, murmelte ich leise. Ich hatte sie so lange allein erwischen wollen, dass es fast wie ein Schock war, als es nun endlich passierte.
    »Los!«, sagte Jenna und stieß mich mit dem Ellbogen an. »Rede mit ihr. Wir treffen uns im Haus.«
    Ich fragte mich, womit ich nur anfangen sollte. Ich musste so viele Dinge sagen, dass sie mir wie ein völliges Kuddelmuddel erschienen.
    Als ich mich neben sie setzte, wandte sie mir nicht einmal ihr Gesicht zu. »Hallo, Sophie«, sagte sie lediglich, den Blick immer noch aufs Wasser gerichtet.
    »Hi«, war alles, was ich anfangs herausbrachte.
    »Sie war so still«, meinte Mrs Casnoff, und eine Sekunde lang war ich verwirrt. Dann fügte sie hinzu: »Als wir klein waren. Vater hatte Angst, dass sie vielleicht niemals sprechen würde.« Da begriff ich, dass sie Lara meinte. »Aber ich wusste es. Ihr Verstand hat immer gearbeitet. Gearbeitet, gearbeitet, gearbeitet. Sie war unserem Vater ähnlicher als ich.
    ›Der Zweck heiligt die Mittel‹ – das hat er ständig gesagt«, flüsterte sie. »Der Zweck heiligt die Mittel.«
    Automatisch beugte ich mich vor und legte meine Hände auf eine der ihren. Ihre Haut war eiskalt und fühlte sich so brüchig an wie Papier. »Das glauben Sie doch nicht«, sagte ich. »Hex Hall … Hören Sie, es war nicht gerade mein Lieblingsort, aber es war doch kein schlechter Ort. Ich weiß, dass dies hier« – ich deutete auf den Nebel, die Schule, die ganze vergiftete Insel – »nicht das ist, was Sie wollen.«
    Aber Mrs Casnoff sah mich nicht an. Sie schüttelte nur weiter den Kopf und murmelte: »Es ist das, was er wollte. Es ist das, wofür er alles aufgegeben hat.«
    »Wer?«, fragte ich. Meine Kehle war wie zugeschnürt. »Ihr Dad?« Dann schüttelte ich den Kopf. Dies war vielleicht meine einzige Chance, mit ihr zu reden, also musste ich mich konzentrieren. »Warum haben Sie mich hergeholt?«
    Mrs Casnoff wandte sich zu mir um, ihr Gesicht war tränenüberströmt und müde. »Sophie Mercer«, antwortete sie. »Ein Dämon der vierten Generation. Der Einzige. Alle anderen sind zu neu, zu frisch, zu … unberechenbar. Aber Sie.« Sie nahm mein Gesicht in ihre Hände, und ich hob reflexartig die Arme, um sie von mir wegzuziehen. »Sie sind unsere größte Hoffnung.«
    »Größte Hoffnung auf was?«, fragte ich.
    »Es liegt im Blut«, sagte sie leise. »Im Blut. In Ihrem und meinem und in dem meines Vaters, in Alice’ Blut … « Mrs Casnoffs Stimme verlor sich. Sie schaute mich an, ohne mich wahrzunehmen.
    »Was bedeutet das?«, fragte ich scharf. Aber sie ließ mich los und starrte wieder ins Leere. »Mrs Casnoff?« Ich schüttelte sie an den Schultern, aber es war, als spüre sie es nicht einmal. Verzweiflung traf mich mit voller Wucht, und ich kämpfte gegen den Drang, sie zu schütteln, bis ihre Zähne klapperten. Was war im Blut? Wie konnte ich ihre Hoffnung auf irgendetwas sein?
    »Sophie«, hörte ich jemanden sagen, und als ich mich umdrehte, sah ich Cal hinter der Bank stehen. »Komm«, murmelte er und streckte die Hand aus.
    Ich warf noch einen Blick auf Mrs Casnoff, ihr weißes Haar und ihr eingefallenes Gesicht. Dann legte ich meine Hand in Cals und ließ mich von ihr wegbringen.
    »Ich dachte, sie könnte helfen«, bemerkte ich zu Cal, sobald wir Mrs Casnoff weit hinter uns gelassen hatten. »Das war dumm, ich weiß, aber … wir haben ihr viel bedeutet, Cal. Dieser Ort hat ihr viel bedeutet.«
    Wir gingen Seite an Seite, und schließlich ließ Cal meine Hand fallen. Seine angewinkelten Ellbogen stießen immer wieder gegen meine, als wir zum Haus hinübergingen. »Sie ist krank, Sophie«, antwortete er, als wir die leichte Anhöhe zu seiner Hütte erklommen. Hex Hall stand vor uns und sah verlorener aus denn je. »Genau wie alles andere hier«, fügte er seufzend hinzu. Ich dachte daran, wie sehr Cal diesen Ort geliebt hatte, wie stolz er darauf gewesen war.
    »Es tut mir leid«, sagte ich und drehte mich zu ihm um. Seine klaren, haselnussbraunen Augen blickten in meine, und ein winziger Funke Humor flackerte darin auf.
    »Das sagst du oft.«
    Ich zupfte an meiner Verteidigungsuniform (die noch hässlicher war, als ich sie in Erinnerung gehabt hatte, leuchtend blaue Stretchbaumwolle stand niemandem gut) und stieß ein kleines Lachen aus. »Ja, hm, mir geht das eben oft so.« Vor allem in Bezug auf dich, hätte ich gern hinzugefügt.
    Cal erwiderte nichts darauf. Ein Augenblick verstrich, dann ging er auf

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