Hex Hall - Hawkins, R: Hex Hall
unsere Überraschung vor, als wir herausfanden, dass die Fähigkeit, einen Dämon zu kontrollieren, durch das Blut weitergegeben wird.«
Im Blut, hatte Mrs Casnoff gesagt. Im Blut. In Ihrem und meinem, und in dem meines Vaters, und in dem von Alice …
Und jetzt begriff ich plötzlich, was sie gemeint hatte.
»Unser Vater hat das Ritual vollzogen, das Ihre Urgroßmutter zu einem Dämon machte«, erklärte Lara. »Unsere Blutlinie hat die Ihre erschaffen. Das bedeutet, dass Sie, sobald Sie Ihre Kräfte zurückhaben, unter unserer Kontrolle stehen werden.«
Ich konnte den Blick nicht von dem Zauber abwenden, selbst dann nicht, als ich anfing zu zittern. »Das ist unmöglich«, stieß ich hervor, als würde es dadurch wahr werden, dass ich es aussprach. »Wenn Sie mich hätten kontrollieren können, hätten Sie es doch schon früher getan.«
»Wir wussten nicht, dass wir es konnten, daher haben wir es nie versucht«, sagte Mrs Casnoff, die jetzt zum ersten Mal sprach.
»Aber warum? Warum sollten Sie mich denn kontrollieren wollen, wenn Sie doch so viele Dämonen beschwören können, wie Sie wollen?«
»Neue Dämonen können … unberechenbar sein«, sagte Lara. »Aber Sie? Ein Dämon der vierten Generation? Die Chancen, dass Sie … die Kontrolle verlieren, sind, sagen wir, sehr, sehr gering. Was Sie für eine Führungsrolle besonders geeignet macht.« Lara lächelte mich breit an, in ihren Augen stand der Wahnsinn. »Jede Armee braucht schließlich einen General.«
Mir wurde fast schlecht. Also sprang ich auf und wich von dem Schreibtisch zurück. »Nein. Nein, eher bleibe ich für immer machtlos, als mich unter Ihre Kontrolle zu begeben.«
Lara warf das offene Buch auf ihren Schreibtisch. Meine Magie heulte auf.
»Das sagen Sie«, entgegnete sie und lehnte sich in ihren Stuhl zurück. »Aber Ihre Kräfte wollen freigelassen werden. Sie sind ein Dämon, und nun, da Sie diesen Zauber gesehen haben, wird die Magie in Ihnen nicht eher ruhen, als bis sie wiederhergestellt wurde.«
Ich wollte nichts weiter tun, als meine Hände auf diese Seite zu pressen.
»Warum zwingen Sie mich nicht einfach dazu?«, fragte ich Lara. Wenn ich nur die Seite zu berühren brauchte, könnte sie doch um den Schreibtisch herumgehen und mich packen. Entsetzt wurde mir klar, dass ich wünschte, sie würde genau das tun, und wich zurück.
»Zauber wie dieser sind heikel«, erklärte sie mir. »Man kann etwas so Mächtiges niemandem aufzwingen. Also muss es Ihre eigene Entscheidung sein. Und das Grimoire wird hier liegen«, rief Lara mir nach, als ich zur Tür stürzte, »auf dieser Seite aufgeschlagen, auf diesem Zauber. Jeden Tag, Sophie. Es wird nach Ihnen rufen. Sie könnten sich eine Menge Schmerz ersparen, wenn Sie jetzt nachgeben.«
Ich fummelte an dem Türknauf rum, und meine Haut war plötzlich nass von kaltem Schweiß. Als die Tür endlich aufschwang, rannte ich los. Meine Magie schrie so laut, dass ich mir die Ohren zuhalten wollte.
Jenna wartete in unserem Zimmer auf mich, und als ich die Tür öffnete, sprang sie auf. »O mein Gott, geht es dir gut? Als Lara hier heraufkam und nach dem Zauberbuch fragte, bin ich fast gestorben, und – Soph?«
Hier oben fühlte sich die Sehnsucht nach dem Zauberbuch zwar nicht mehr ganz so stark an, aber ich zitterte trotzdem, als ich mich von Jenna zu meinem Bett führen ließ. Sie kuschelte sich neben mich. »Was ist passiert?«, fragte sie leise.
Nachdem ich Jenna alles erzählt hatte, was in Laras Büro geschehen war, hatte ich aufgehört zu zittern, aber ich hatte angefangen zu weinen. »Ich will meine Kräfte unbedingt zurückhaben«, sagte ich, während Jenna mir übers Haar strich, »aber ich kann das Risiko nicht eingehen, so ein … Ding zu werden, das sie kontrollieren können. Ich war mir einfach so sicher, dass alles gut werden würde, wenn ich meine Magie zurückbekäme. Aber so? Gott, Jenna, dies ist noch viel schlimmer.«
»Scht«, murmelte sie. »Wir werden schon eine Lösung finden. Wir werden eine Lösung finden.«
Aber ihre Stimme zitterte. Dann schliefen wir auf ihrem Bett ein und klammerten uns wie kleine Kinder aneinander.
Ich wurde von einem Geräusch geweckt, das ich für Donner hielt. Ich setzte mich im Bett auf und blinzelte, als ein leises Grollen das Haus erfüllte. Die Fenster klapperten, und als ich die Füße auf den Boden stellte, konnte ich ein leichtes Beben spüren.
»Was’n los?«, murmelte Jenna schläfrig.
Ich ging zum Fenster und versuchte
Weitere Kostenlose Bücher