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Hex

Titel: Hex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Larissa erpreßbar? Ihre Eltern?«
    »Sind beide tot und besaßen kaum genug, um ihre Tochter und sich selbst durchzubringen.«
    »Hat sie andere Verwandte? Oder Freunde in höheren Positionen?«
    Max runzelte die Stirn. »Sie ist Schauspielerin. Sie kennt eine Menge Leute. Aber Freunde? Nein, keine, von denen ich wüßte.«
    Und solche, von denen du nicht weißt? lag Sina auf der Zunge, aber sie verkniff sich die Worte im letzten Moment. Im Grunde konnte auch sie nicht glauben, daß es wirklich um Larissa oder jemanden aus ihrem Bekanntenkreis ging. Die Verbindung zum Mordversuch an Max war zu offensichtlich.
    Plötzlich hellte sich sein Gesichtsausdruck auf. »Es gibt noch jemanden.«
    »Wen meinst du?«
    Er beugte sich vor und stützte die Stirn in beide Hände. Dabei starrte er zu Boden. »Warum bin ich darauf nicht gleich gekommen? Als der Mann ›Thule‹ erwähnte, hätte ich es wissen müssen...«
    Sina wurde ungeduldig. »Wovon redest du überhaupt?«
    »Der Magier sollte mich umbringen«, stellte er noch einmal fest, »aus einem Grund, den ich nicht kenne. Also müssen wir uns die Frage stellen, wen mein Tod derart treffen würde, daß es lohnt, dafür einen Killer bis nach Grönland zu schicken.«
    »Deine Familie?«
    »Meinen Vater.«
    »Du glaubst, man erpreßt ihn?«
    »Wenn es um Geld ginge, hätte er mir davon erzählt.«
    »Ist das nicht ein wenig vorschnell?«
    »Ich bin sicher, daß es eine Verbindung zwischen meinem Vater und unserem Auftrag in Grönland gibt.«
    Sie kreuzte sehr vorsichtig seinen Blick. »Hat dein Vater geschäftlich mit Luftschiffen zu tun?«
    »Nein. Und, soweit ich weiß, kennt er weder Dänen noch Norweger. Mir fällt nur eine einzige Verbindung zwischen meinem Vater und unserer Reise nach Grönland ein, und die führt übers Hex und über...«
    »Zacharias!« entfuhr es ihr.
    »Der Alte, ganz genau. Das könnte diesen Namen erklären, den der Mann erwähnte als du fort warst. Thule.«
    »Erklär’s mir.«
    »Gleich«, antwortete er mit leuchtenden Augen. »Laß uns der Reihe nach vorgehen. Nehmen wir an, mein Vater sollte durch meinen Tod in irgendeiner Form beeinflußt werden. Das Attentat aber schlug fehl. Also gingen unsere Gegner hin und entführten Larissa, denn an sie war viel leichter heranzukommen.«
    »Ich dachte, dein Vater kann sie nicht leiden?«
    Max zögerte, ehe er sagte: »Mein Vater hat sich verändert. Er schien zuletzt sehr bemüht um Larissa. Erinnerst du dich an dieses Telegramm, das ich in Ittoqqortoormiit bekam? Es war von ihm. Er schrieb, daß er sich mit Larissa versöhnt habe. Es war fast, als hätte er es damit plötzlich sehr eilig gehabt.«
    »Du glaubst, er hatte Angst, daß ihm dazu keine Zeit mehr bleiben würde?«
    »Wer weiß schon, was in seinem Kopf vorging. Ich habe ihn schon früher nicht verstanden, aber da war er in seiner Ablehnung wenigstens vorhersehbar. Aber seit er seine familiäre Ader entdeckt hat, ist er völlig undurchschaubar. Manchmal kommt er mir vor wie ein Mann, der seine Angelegenheiten in Ordnung bringt, weil...«
    »... weil er weiß, daß er sterben muß«, führte Sina den Satz zu Ende, beinahe gegen ihren Willen. »Liebe Güte«, sagte sie dann schnell, »ich wollte das nicht sagen. Es tut mir leid.«
    »Nein«, sagte Max, »du hast recht. Das gleiche habe ich auch gedacht. Mein Vater hat kein Geheimnis daraus gemacht, daß er die Hochzeit zwischen mir und Larissa plötzlich akzeptierte. Auf dieser Feier, gleich vor unserer Abreise, hat er Larissa mehreren Leuten als neues Familienmitglied vorgestellt.«
    »Damit gewann sie für seine Gegner plötzlich an Bedeutung.«
    Sein Atem stockte. »Es geht in Wirklichkeit nicht um mich oder Larissa. Es ging immer nur um meinen Vater. Und um Thule.«
    »Was ist mit diesem Thule? Das ist eine Stadt in Grönland, nicht wahr?«
    »Ja, aber sie heißt heute anders.« Er deutete auf ihr Gepäck. »Hast du noch den Reiseführer?«
    »Warte«, sagte sie. Das Gepäck, das in den Netzen über ihren Köpfen hing, war dasselbe, das sie aus Grönland mitgebracht hatten. Sina hob ihre Tasche herunter und kramte darin, bis sie zwischen Knäulen schmutziger Wäsche ein handgroßes Büchlein entdeckte. Sie schlug es auf, fand zielsicher das richtige Kapitel und begann, die Seiten zu überfliegen. Schließlich wurde sie fündig.
    »Das alte Thule«, murmelte sie, hielt den Finger auf die Stelle und faßte zusammen: »Ursprünglich eine Insel oder Küste im hohen Norden, im vierten

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