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Hexe auf leisen Sohlen

Hexe auf leisen Sohlen

Titel: Hexe auf leisen Sohlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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ausdruckslos zu, wie er zu beiden Seiten des Schlitzes seine
Fäuste in den Stoff grab.
    Die Venen traten einen
Augenblick auf seinen Handrücken hervor, und er grunzte von der plötzlichen
Anstrengung. Es folgte ein zischendes Geräusch, als er die Jacke sauber an der
Rückennaht bis zum Kragen hinauf auseinanderriß .
    »Ich hielte es für einfacher,
sie zum Reinigen zu schicken«, meinte ich, »oder konnten Sie den Anzug sowieso
nicht mehr leiden?«
    »Ich hatte diesen Anzug sehr
gern«, antwortete er gefaßt. »Aber verstehen Sie, Mr. Boyd, selbst in einem
Psychiater treten Spannungen auf. Im Augenblick ist Nicholas Blair die Ursache
aller meiner Schwierigkeiten. Und Sie sind die einzig greifbare Verbindung zu
ihm —ich meine, in Reichweite.«
    Er bündelte die Jacke plötzlich
zusammen und schmiß sie in die nächste Ecke.
»Selbstverständlich ziehe ich es vor, meine Gewalttätigkeiten an toten Objekten
auszutoben«, fuhr er in freundlicher Monotonie fort. »Wollten Sie nicht gehen,
Mr. Boyd?«
    »Doch, ich glaube schon«,
antwortete ich und wandte mich zur Tür.
    »Mr. Boyd?«
    Ich drehte mich um und sah ihn
einen Augenblick an. Er versuchte zu lächeln, aber es gelang ihm nicht. Er
schloß die Augen und murmelte vor sich hin: »Ich darf heute
abend keinen meiner Patienten sehen. Ich darf heute
abend ...«
    Er steckte seinen Finger in den
Mund und biß fest darauf. Dann zog er ihn vorsichtig heraus und betrachtete das
Blut, das aus der durchbissenen Haut hervorquoll.
    »Wollten Sie mir noch etwas
sagen?« fragte ich.
    »Ja.« Er nickte heftig. »Was
war es doch? Ah ja, ich weiß. Verzeihen Sie, Mr. Boyd. Wie Sie sehen, bin ich heute abend etwas... durcheinander.«
     
    Unmittelbar vor der Tür zum
Apartment der Blairs stand ein Polizist in Uniform. Er sah mir mißtrauisch
entgegen, als ich auf ihn zukam. »Was wollen Sie?« fragte er, als ich noch drei
Meter von ihm entfernt war.
    »Ich will Mrs. Blair sprechen«,
antwortete ich,
    »Ziemlich spät für einen
Besuch, oder nicht? Es ist Mitternacht vorbei.«
    »Ich bin ein alter Freund der
Familie«, informierte ich ihn, »Mein Name ist Boyd. Sie wird mich empfangen.«
    »So? Dann warten Sie mal da,
bis ich das feststelle«, antwortete er widerwillig und drückte auf den
Klingelknopf.
    Adele öffnete die Tür ganze
drei Zoll breit und fragte, was es gebe. Als sie mich dann sah, öffnete sie die
Tür ganz.
    »Danny. Den ganzen Abend habe
ich versucht, dich anzurufen.«
    »Kennen Sie den Mann da, Lady?«
fragte der Polizist.
    »Selbstverständlich kenne ich
ihn«, erwiderte sie. »Er ist ein alter Freund. Komm nur herein, Danny.«
    »Na schön.« Der Polizist schien
enttäuscht zu sein.
    Ich trat an ihm vorbei in das Apartment,
und Adele schloß schnell die Tür hinter mir. Wir gingen in den Wohnraum, und
ich wurde von der Bar unwiderstehlich angezogen. Ein Drink, das war es, was ich
dringend brauchte. Nach der halb geleerten Flasche und dem Glas daneben zu
schließen, hatte Adele das gleiche Bedürfnis empfunden und war mir inzwischen
mehr als nur ein gutes Stück voraus.
    Ihre Finger krallten sich in
meine Arme, während ich mir einen Drink eingoß. »Danny«, flüsterte sie. Ich sah
auf sie hinunter, ihre Augen waren geweitet und verängstigt. »Hast du das von
Nicholas gehört?«
    »Ich bin zu Frazer
hinausgefahren«, antwortete ich. »Er hat es mir alles erzählt. Da draußen gibt
es noch eine interessante Geschichte, die auch jeden Augenblick bekannt werden
muß: von einem Irren, der ein Irrenhaus leitet. Willst du sie hören?«
    Sie schüttelte den Kopf.
»Nicholas!« beharrte sie. »Was ist mit ihm los? Was können wir nur tun?«
    »Ihn finden«, erklärte ich,
»ehe die Polizei ihn schnappt. Das ist unsere einzige Chance. Das soll nicht
heißen, daß ich etwas gegen New Yorks beste Freunde und Helfer hätte, verstehe
mich richtig. Es besteht nur die Möglichkeit, daß einer von ihnen sich die
Geschichte anhört, die Nickyboy zu erzählen hat. Das
würde keinem von uns beiden gut bekommen. Oder was meinst du?«
    Sie riß mir mein Glas in dem
Augenblick aus der Hand, als ich meinen Drink fertig hatte. Ich wollte es ihr
wieder abnehmen, aber dann schien mir, daß sie den Drink vielleicht noch
nötiger brauchte als ich, und das war ein erschreckender Gedanke. Ich begann
mir also einen neuen zu mixen.
    »Ich habe Angst, Danny.« Ihre
Fingernägel krallten sich durch den Ärmel in meinen Arm. »Du weißt ja, wie
Nicky ist. Er hat wirklich ein jähzorniges

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