Hexe sucht Besen (German Edition)
Ablenkungsmanöver. Walter saß immer noch angelehnt auf seinem Stuhl . N ur dass er jetzt seine Arme verschränkte, die Brille wieder aufsetzte und sich l ä chelnd, aber mehr amüsiert, über seine angebliche Verehr e rin erkundigte.
> Du musst sie doch kennen? Sie, und vor allem ihre Schwe s ter Ina
Während ich es sagte, blieb ich gespannt an seine n Gesichtszügen kleben. Tatsächlich, er kratzte sich verlegen am Hals, griff sich kurz an die Nasenspitze und stützte sich den Interessierenden spielend auf seine Beine auf, um sich etwas nach vorn zu lehnen.
Wenn man mit jemandem über längere Zeit verheiratet ist, kann einem der Partner nichts mehr vormachen. Jede Mimik und Gestik drückt etwas Bestim m tes aus. In Walters Fall, war es Verlegenheit.
> Ja , genau < ,
versuchte er mit e i nem vorgetäuschten Erstaunen seine Befangenheit zu vert u schen.
> Ich erinnere mich . D ie überschuldete Boutique in der I n nenstadt . Und Ellen ist die korpulente Ro t haarige . E ine sehr sympathische Person – ja wirklich, nett <.
Ich fixierte immer noch sein Gesicht. Er wich mir aus . B lickte zu Boden und se i ne Augen bewegten sich unruhig, als würden sie irgendwo Halt suchen.
> Und Ina, wie würdest du sie beschreiben
hakte ich eifrig nach.
In diesem Moment klingelte das Telefon, und Walter hechtete zum Apparat, als wäre beim nächsten Klingelzeichen eine Ordnungsstrafe fällig. Nach zirka zwei Minuten kam er in die Küche, wo ich gerade nachdenklich eine Zigarette rauc h te .
> Ich muss dringend weg, wir reden später weiter rief er mir im Telegrammstil zu. Er griff zu seiner Aktentasche, warf seinen Mantel über die Schulter und ließ eilig die Tür ins Schloss fallen.
Was gab es da noch zu reden, dachte ich. Eigentlich habe ich mein kleines Verhör schon längst bereut . Z umal es von meiner Seite auch nur ein Ausweichm a növer war. Es wäre gar nicht so weit g e kommen, wenn Walter nicht die blöde Bemerkung mit dem Liebhaber losgela s sen hätte.
Was soll’s, sinnierte ich, selbst wenn er mit Ina ein wenig geflirtet haben sollte, habe ich nun wirklich keinen Grund den Moralapostel zu mimen. Außer ein paar wohlwollende Ge s ten, wird da nichts gewesen sein.
Ha, Walter, als heißblütiger Liebhaber . D iese Eventualität übersteigerte nun wirklich meine Vorstellungskraft bei we i tem. Seine ganze Liebe gehört e seinem Beruf. Seine Zahlen, Tabe l len und Statistiken sind seine austauschbaren Gespielinnen.
Das Telefon läutete schon wieder.
Höflich melde ich mich mit meinem Namen. Am anderen Ende der Leitung wird zu meinem Erstaunen zaghaft aufgelegt. Gregor schießt mir durch den Kopf . O bwohl ich mich nicht entsinnen konnte, ihm meine Telefonnummer geg e ben zu haben. Vielleicht hat er mich schon ausspioniert, weil ih n die Sehnsucht plagte?
Verdammt, wie lange soll ich meinen Verehrer denn nun za p peln lassen ? überschlagen sich meine Gedanken.
Am besten überhaupt nicht ! S onst besteht die Gefahr in Vergessenheit zu geraten , flüsterte mir eine Weichspüle r stimme ins Ohr.
Kurz entschlossen , wähle ich Gregors Hand y nummer und hoffe, dass ich ihm nicht auf die Sprünge helfen muss.
Gregor meldet sich . Er h ält kurz inne . Bis er sich an meine beiden Freundinnen erinnert , die bei ihm offensichtlich einen gewa l tigen Eindruck hinterlassen haben. Ohne lang herum zu drucksen , schlage ich vor, ihm am Samstag einen Besuch in seiner Wohnung abz u statten . Ich regis t riere eine verdatterte , aber dennoch , hocherfreute Zustimmung am anderen Ende der Leitung .
Verständlich, wahrscheinlich hat er geglaubt, ich werde mich bei meinem I n spektionsbesuch gleich vor seine Rüstung werfen. Hoffentlich halte ich mich auch an meine guten Vo r sätze, denn seine Stimme bringt mich ja jetzt schon völlig aus dem Gleichgewicht.
Zum Teufel, ich glaube ich bin verliebt!
Noch wie gelähmt, aber innerlich um einiges durcheinander gewirbelt, ble i be ich wie angewurzelt vor meinem Garderobenspiegel stehen. Mein Spiegelbild verdeu t licht mir meinen Höhenflug am Anschaulichsten. Meine Wangen sind gerötet wie zwei knackige Apfelbacken , und meine Augen glitzern mir wie zwei Glühwürmchen entgegen. Ich sehe aus, wie ein verliebter Teenager, der beflügelt an die große Liebe glaubt und in illusorischen Dimensionen frohgemut d a hinschwelgt. Ich befinde mich in einem Ausnahmezustand und bin überaus glücklich dieses Gefühl noch einmal erleben zu
Weitere Kostenlose Bücher