Hexe sucht Besen (German Edition)
war, die zu einem Baum führte, der gleichzeitig als Sonnenschutz diente. Daneben stand ein überfüllter Plastiksack mit a l lerlei Unrat, der sich im Wesentlichen aus klebrigen Col a büchsen zusammenstellte und somit eine bemerkenswerte A n ziehungskraft auf diverses Stechgetier au s übte. Im ersten Moment schockierte mich die unerwartete Freizügigkeit von U r sula, denn sie war nur mit einem langen schwarzen T-Shirt bekleidet, das ihre nackten Arme und Beine total entblößte, die jedoch mit Mückenstichen gerad e zu übersät waren. Dass sie sich zu einen derartigen Fleischbeschau herabließ, lag bestimmt nicht an den hochsommerlichen Temperaturen, so n dern an der glühenden Hitze ihrer Feuerstelle, mutmaßte ich insgeheim und biss in meinen Zwieback. Der ausgefranste Strohhut den sie trug, hatte bestimmt auch schon bessere Urlaubszeiten erlebt . A ber dafür verliehen die streunenden, ausgeme r gelten Hunde, die gierig am Topf von Ursula hingen, dem Video eine ung e zwungene Atmosphäre.
Besonders auflockernd empfand ich, das plötzliche Umfallen der Filmkamera, die Gregor auf einem Stativ befestigt hatte und die von den niedlichen Vierbeinern im Spieltrieb umg e worfen wurde.
Nach einer kurzen Filmunterbrechung und einem erbärmlichen Hundegejaule, das so klang, als hätte jemand auf die Vi e cher eingeschlagen, betätigte das Fräulein Ursula , höchs t persönlich , die wertvolle Videokamera. Allerdings so g e schickt, dass mir von der schwungvollen Wackelei richtig schwindelig wurde und ich mich in Anbetracht meines Zusta n des instinktiv bei Gregor festkrallte. Erstaunlicher Weise hat sie es dann doch noch geschafft, Gregor richtig zu schärfen. Juhu, er war im Bild! Er sah richtig gut aus.
Den dicken Stock, den er gerade noch in seiner Hand hielt, warf er schnell ins Gebüsch und lächelte professionell in die Kamera. Er war braungebrannt und trug eine knallenge B adehose, die so eng war, dass sich vorn alles genau abzeichnete. Aber Ursula hielt diesen erotischen Blickfang für unbedeutend und zoomte doch lieber auf den danebenli e genden toten Hund.
Danach gab es wiederholt eine Filmunterbrechung. Anfänglich glaubte ich, dass diese dokumentarische Unterbrechung und das Hintergrundgeschrei beabsic h tigt war en , um die inhaltl i che Tragik zu symbolisieren. Jedoch hatte Ursula sich l e diglich beim Filmen versehentlich dem Plastiksack genähert und wurde von einem angriffslustigen Bienenschwarm überfa l len. Leider konnte ich das am ü sante Spektakel nicht mehr weiter verfolgen, da das Videoband automatisch zurückspu l te.
Somit war der erste Teil vom romantischen Campingurlaub in Südfrankreich beendet , und für mich stand fest, dass ich mit Gregor nie einen Campingurlaub verbringen werde. Seine ge i le Badehose kann er auch auf Sylt tragen.
Da es schon sehr spät war und ich auffallend gähnte, fragte mich Gregor etwas unsicher, ob ich heute bei ihm schlafen wollte. Ich willigte ein, gab meinem Camper einen Gut e nachtkuss und blieb auf dem Sofa liegen . S chließlich mus s te ich mich an meine Statuten halten!
Am nächsten Vormittag, wurde ich von einer Einbrecherin g e weckt. Sie war mit einem Handstaubsauger bewaffnet und saugte den heruntergefallenen Blüte n staub vom Glastisch. Damit sie keine Spuren hinterließ trug sie gelbe Gummihan d schuhe und verhielt sich entsprechend leise. Vernebelt wie ich noch war, fragte ich die putzwütige Person nach Ident i tät und den Grund ihres Überfalls. Die Täterin entlarvte sich als Gregors Mutter. Sie streckte mir freundschaftlich verbunden ihre behandschuhte Hand entgegen und drückte die Meinige mit einem feuchten Händedruck fest zusammen. Aus Scham, dass ich aufgrund meiner verzottelten Haare und me i ner schlaftrunkenen Augen, nicht unbedingt dem Ideal einer Schwiegertochter entsprach und aus Angst, dass die ordnungsli e bende Dame mich zum Putzen anstatt zum Kaffeetrinken ei n lädt, verschwand ich sicherheitshalber mit der Begründung, verschlafen zu haben.
Vom moralischen Standpunkt aus betrachtet habe ich jedoch brilliert . S chließlich habe ich, wie es sich für eine sit t same Frau gehört, auf der Couch geschlafen und somit einen wohlerzogenen Eindruck vorgetäuscht.
Als ich die Wohnung verlassen wollte, lief mir Gregors Mu t ter noch hinterher und überreichte mir augenzwinkernd einen zusammen gefalteten Zettel , den mir Gregor geschrieben ha t te, und den ich gar nicht bemerkt hatte . Sie übergab ihn
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