Hexe sucht Besen (German Edition)
hören konnte. Da ich jeden Morgen meinen mir zur Verfügung stehenden Wor t schatz verplapperte, waren bis zum Schulklingeln nicht nur meine bisher gelernten Wörter verbraucht, sondern auch noch meine sich im Wachstum befindlichen Stimmbänder beachtlich angeschlagen. Deswegen krächzte ich nur noch wie eine Kr ä he. Kathrin schaute mich mit verschleierten Augen an und brandmarkte mich im Beisein meiner Mitschüler als „Nebelkr ä he“. Da zwar mein Stimmchen leicht angekratzt war, aber ich dennoch vor kin d licher Spontaneität strotzte, krächzte ich schlagfertig mit „Schleiereule“ zurück. Damit war das Fundament einer langjährigen Freundschaft gelegt, die bis zum heutigen Tag an Stabilität nichts eingebüßt hatte. O der doch? Denn von einer richtigen Freundin kann man doch nun wirklich erwarten, dass sie sich erst mal nach meinem Befinden erkundigt. Ich wartete förmlich darauf. Dann hätte ich nämlich gleich meinen Tonfall meiner momentanen Lage entsprechend anpa s sen können und auf ihre besorgte Frage: Was ist passiert ! meine tragische Situation schildern können.
> Stell dir vor, ich habe den Mann meines Lebens gefunden Mit einem zugeknöpften > Schön... < ,
versuche ich ihren Sti m mungswall etwas zu drosseln, und mit der ergänzenden Beme r kung > ...f ür dich < ,
sie nun endlich auf die richtige Fährte zu locken.
> Was ist mit dir Nebelkrähe
will sie nun endlich wissen.
> Walter hat mich wegen einer anderen verlassen < ,
klage ich nun mitteilungsbedürftig in den Hörer.
Nach einer G e denkminute hat sie die Sprache wi e der entdeckt und fragt mich scheinheilig, ob ich denn bitteschön beliebe zu sche r zen.
> Walter, eine andere..., deeer...
lacht sie mich aus.
Ihre Verwunderung kommt dabei so glaubhaft und verletzend rüber, dass ich mich schon persönlich angegriffen fühle.
> Warum nicht? Traust du ihm das nicht zu..., der sieht doch gut aus..., tust ja gerade so, als hätte ich ein Gespenst geheiratet. Warum sollen sich nicht auch andere Frauen für ihn interessieren
verteidigte ich ihn, als wollte ich die Fam i lienehre retten.
> Für den Spießer
hörte ich sie verächtlich nachfragen.
Ich bin empört!
> Na, ja, ich meine, er ist doch so konservativ < , versuchte sie einzurenken.
> Und was hast du jetzt vor? Willst du dich scheiden lassen? Dann zieh ihn aber richtig über den Tisch, damit er seiner Neuen nur noch die Klamotten im S e condhand Laden kaufen kann. Ich kenne da übrigens einen gewieften Recht s anwalt, der... <
> Hör auf unterbrach ich sie.
> Ich will keinen Rosenkrieg. Ich will ihn zurück . S chlie ß lich liebe ich Walter noch. Das ist mir, seit dem er die andere hat, erst richtig gewahr geworden. Aber ich bin vö l lig blockiert. Ich weiß nicht, wie ich das anstellen soll
Am anderen Ende hörte ich ein erstauntes Glucksen.
> Duuu? Du weißt nicht was du machen sollst...ausgerechnet du, die doch sonst nicht auf den Kopf gefallen ist? Anna , Nebelkrähe! Was ist aus dir für ein hilfloses Würmchen g e worden? Was hat dieser Mensch nur aus dir gemacht? Wenn ich da an unsere Schulzeit denke! Wie du damals, ich glaube es war in der Zehnten, unserer Physiklehrerin... der Frau Adler, vor der großen Klasse n arbeit Rizinusöl in den Kaffee geschmuggelt hast. Die Alte musste während wir schrieben mindestens zehnmal aus dem Klassenzimmer rennen – wir konnten quasi vom Physikbuch abschreiben erinnerte sie sich begeistert.
> Ja, und als die eine Woche später den sensationellen Durchschnitt von 2,0 mit betrübtem Gesicht an die Tafel g e kritzelt hatte, habt ihr euch alle hell erfreut zu mir in die letzte Bankreihe umgedreht – auffälliger ging’s wir k lich nicht < ,
beschwerte ich mich bei ihr.
> Ja, das war dumm, aber wir waren dir so dankbar. Und weißt du noch <,
fuhr sie aufgeregt fort. > Wie du dem Mädchen aus der Parallelklasse, das dir deinen Freund au s gespannt hatte , wie du der die Räder von ihrem Klapprad abmontiert und sie dann im Jungsklo versteckt hast? Auch diese Jugendsünde kramte Kathrin hervor. Aber es sollte noch viel schlimmer kommen. Sie rieb mir noch ganz andere Eskapaden unter die Nase, die ich e i gentlich schon längst verdrängt hatte.
> Aber am Genialsten warst du als Fälscherin! Du konntest die Unterschriften der Eltern perfekt nachahmen und hast dafür 5 Mark verlangt – das war Wucher Warf
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