Hexe sucht Besen (German Edition)
Plastiktüte, in der Struppi liegt, um sie im Garten zu deponieren. Sein buschiges Fell lugt aus der Tüte heraus, und wenn ich es nicht besser wüsste, könnte man meinen, dass ich mir gerade einen Flokatiteppich gekauft habe.
> Frau Steinbeeergeeer! Wie schön sie gesund und munter wieder zusehen begrüßt mich meine Nachbarin Frau Rosenstein und ist schon auf meinem Grundstück eingedrungen. Rambo , ihre Dogge, kommt mit einem großen Pflaster auf der Nase hinter ihr hergeschlappt. Als er mich plötzlich wie eine Bestie anknurrt, mich anspringt und versucht mir meine Plastiktüte zu entreißen.
> Halten sie mir dieses Monster vom Leib < !
schreie ich wütend und versuche ihm die Tüte aus seinem blutrünstigen Maul zu zerren und wieder hochzuhalten. Aber meine Bemühungen sind vergebens. Dieser Riesenköter springt kurzerhand mit seinen schweren Pfoten auf meine Schulter und beißt in die Tüte hinein. Blut tropft mir über mein Gesicht, und Frau Rosenstein erblasst vor Entsetzen. Er entreißt mir Struppi und schlägt seine Beute in seinem Schla bb ermaul wild hin und her, als hätte man sie an seine Schnauze geta c kert.
> Komm Mäuschen...Schätzchen...braves Hündchen...komm zu Frauchen
Mit diesem antiautoritären Geschwafel, versucht die Rosenstein ihre blutrünstige Bestie von einem Massaker abzuhalten. Ich dagegen halte die autoritäre Züchtigung für wesentlich angebrachter. Greife zu meiner Schneeschaufel und schlage damit solange auf das Mäuschen ein, bis es endlich wimmernd den Schwanz einzieht, sich um die Hälfte verkleinert und geknickt davon jault.
> Du Gütiger ereifert sich die Rosenstein.
> Was haben sie denn da in ihrer Tüte
> Einen toten Freund...er hieß Struppi . Ich habe ihn versehentlich überfahren und wollte ihn im Garten vergraben <,
schluchze ich verärgert.
> Er war einmal so Weiß wie Schnee. Jetzt ist er so Rot wie Blut, und wenn ich ihn nicht bald vergrabe, ist er bald so Schwarz wie Ebenholz wimmere ich aufgelöst.
> Ach das tut mir furchtbar Leid <.
Frau Rosenstein nimmt mich tröstend in den Arm und drückt mir mit ihrer Hand ihr Beileid aus.
> Wann soll denn die Beisetzung sein? Und wer hält die Grabrede
fragt sie.
> Das können sie ja übernehmen < ,
schlage ich vor, ohne an der Ernsthaftigkeit ihrer Frage zu zweifeln, denn Frau Rosenstein beerdigt jedes tote Tier, und wenn es sich auch nur um eine zu Schaden gekommene Maus handelt.
Ihr riesiger Garten, der mehr mit einer Parkanlage zu vergleichen ist, ist ein einziger Tierfriedhof. Jedes Grab ist mit einem Stein gekennzeichnet. Kein Wunder, dass man als Außenstehender den Eindruck gewinnt , eine okkulte Gedenkstätte zu betreten. Frau Rosenstein ist etwas sonderbar. Für mich war es anfangs auch sehr befremdlich, als ich sie heimlich beobachtete, als sie mit ihren Pflanzen sprach, und sie mir anvertraute, dass sie ihrem Rambo jeden Abend eine Gute Nacht Geschichte vorließt. Die Frau hat eins an der Waffel, habe ich gedacht. Aber spätestens, als sie meinen alten Gummibaum, der mich nur noch mit zwei kraftlos herunterhängenden Blättern anklagte, wieder zum Blühen bekehrte, bin ich anderer Meinung. Sie hat sich stundenlang mit ihm unterhalten, ihn mit klassischer Musik berieselt und ihm die Hände, ich meine natürlich die Blätter, gestreichelt. Ich habe ihr natürlich gleich Doping unterstellt, als ich das Resultat sah. In kürzester Zeit wurde aus dem tot geglaubten Gewächs ein riesiger Baum, der gar nicht mehr aufhören wollte zu sprießen. Der hat sich aufgeführt, als hätte ich bis dato seine Wurzel in einen Eierbecher gestopft. Wahnsinn, ich glaube die Frau hat magische Kräfte.
Während ich in ihrem Garten ein tiefes Loch gegraben und Struppi hineingelegt habe, hat sie die Andachtrede verfasst. Nun stehen wir beide mit verschwörerischen Mienen und einem goldenen Kelch in der Hand, der mit rotem Wein gefüllt ist, vor dem offenen Grab. Frau Rosenstein hüstelt kurz und beginnt mit der Andacht .
> Du warst so Weiß wie Schnee,
und es tut furchtbar weh,
dich zu Grabe zu tragen,
nach nur ein paar glücklichen Tagen.
Du wurdest das Opfer einer Verzweiflungstat,
Verrat war der Grund,
mein lieber , getreuer Hund.
Deine Seele war rein,
wie unser blutroter Wein.
Wir stoßen auf dich an,
schließen dich auch weiter in unser Herz,
und bitten dich uns zu erlösen,
von unserem Schmerz.
Die wahren Schuldigen,
werden ihre
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