Hexen-Horror
Kuss auf die Wange. »Wir sehen uns dann morgen, John. Einen schönen Abend noch.«
Ich ging mit ihr bis zur Tür. »Kann sein, dass ich morgen früh schon nach München fliege.«
»Dann treib es nicht zu toll.«
»Bestimmt nicht. Soll ich dir denn etwas mitbringen?«
»Ja, nur kein Dirndl, das steht mir nicht.«
»Meinst du?« Ich ließ meinen Blick über die Oberweite wandern, die sich auch unter dem Mantelstoff noch abzeichnete. Bevor ich einen Kommentar abgeben konnte, der in einem Zusammenhang stand mit dem Begriff Holz vor der Hütte, war Glenda bereits außerhalb des Vorzimmers. Ich holte mir meinen noch immer warmen Kaffee aus der Kanne und kehrte mit der Tasse zu Suko zurück.
Er hatte es sich bequem gemacht, die Beine hoch und die Füße auf dem Schreibtisch gelegt. Über sein Handy telefonierte er mit Shao, die um diese Zeit immer ihr Lieblingsthema anschnitt, denn sie wusste nie, was sie so richtig schenken sollte.
Ich winkte nur ab, als ich mich setzte, und hoffte darauf, dass uns Harry nicht im Stich ließ.
Es verging noch mehr als eine halbe Stunde, bevor sich endlich das Telefon meldete.
Diesmal klang Harry’s Stimme schon lauter. »Manchmal ist es verrückt, John, aber ich habe tatsächlich Glück gehabt. Auch dank unserer schnellen Computer.«
»Super. Was ist also mit dem Jungen?«
»Nun ja, ich weiß nicht, ob es super ist. Aber ein Dennis Hirmer ist seit drei Tagen spurlos verschwunden. Ich habe seinen Namen in der Vermisstenkartei des Computers gefunden. Seine Mutter hat die Vermisstenanzeige aufgegeben.«
»Es gibt keine Spur?«
»Nein. Ich habe auch mit den Kollegen aus München telefoniert und erfahren, dass er von einem Volleyball-Training nicht mehr nach Hause zurückgekehrt ist. Sein Trainer hat ihn zuletzt gesehen. Seitdem gibt es keine Spur.«
Diese Auskunft war nicht eben die, die ich erwartet hatte. Wenn es die einheimischen Behörden nicht geschafft hatten, eine Spur zu finden, würde es auch für uns problematisch werden.
Harry hatte mein längeres Schweigen irritiert. »Weißt du denn wenigstens etwas von dieser Hexe?«
»Nein. Nicht mehr, als ich dir gesagt habe. Die Spur weist eindeutig nach München. Dass sie nicht so verkehrt ist, hast du ja erlebt, denn Dennis ist verschwunden.«
»Wenn ich das richtig interpretiere«, sagte Harry Stahl mit leiserer Stimme, »dann gehst du davon aus, dass es in München oder im Umkreis der Stadt Hexen gibt, die ähnlich sind, wie die in London es gewesen ist.«
»Gut gefolgert.«
»Und in welch einer Verbindung steht die oder stand die Londoner Hexe mit der in München?«
»Wenn ich das wüsste, ginge es mir besser. Aber leider weiß ich es nicht, Harry. Es ist eben nur die Spur oder der Verdacht, der in den Süden Deutschlands führt.«
»Dann wirst du kommen.«
»Genau, und das so schnell wie möglich.«
»Wo willst du ansetzen?«
»Dennis hat einen Vater und eine Mutter. Ich werde mich mit seinen Eltern unterhalten.«
»Kannst du vergessen. Das haben die Kollegen auch getan und nichts herausgefunden.«
»Trotzdem fange ich dort an. Und ich werde auch mit dem Trainer reden. Noch eines. Wenn Suko und ich kommen, ist das kein offizieller Besuch. Also sollte man auf einen großen Empfang verzichten, Harry. Wenn es deine Zeit erlaubt...«
Sein Lachen unterbrach mich. »Du weißt selbst, dass Dagmar und ich gern nach München kommen würden. Aber das ist zeitlich nicht machbar. Wir haben morgen eine Konferenz, an der wir teilnehmen müssen. Es geht um den Euro und darum, dass einige Typen versuchen, sich daran zu bereichern. Da sind alle gefordert, und ich muss meinen eigentlichen Job sausen lassen. Solltet ihr aber Probleme bekommen, könnt ihr jederzeit auf mich zählen. Das versteht sich.«
»Danke, Harry, aber ich denke schon, dass wir es schaffen, und dann ziehen wir es auch allein durch.«
»Okay, ich drücke euch die Daumen. Naja, kann sein, dass ihr Glück habt, und der Junge taucht wieder auf.«
»Eher erscheint um Weihnachten der Osterhase. Zumindest sehe ich das so. Und grüß Dagmar noch. Auch von Suko.«
»Werde ich machen. Und viel Glück.«
»Danke.«
»Das war perfekt«, lobte Suko, der mitgehört hatte. »Besser hätte ich es auch nicht machen können.«
»Ha, ha, kümmere du doch mal um die Tickets.«
»Und was machst du?«
»Ich werde Queen Mum stören.«
»Dann viel Spaß.« Er stand auf, um im Vorzimmer zu verschwinden. Er würde die Flugkarten über Internet bestellen. Wir konnten davon
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