Hexen-Horror
hasste.
Jemand öffnete die Tür.
Klar, das musste so sein. Es war Zeit, das Essen einzunehmen. Er war gespannt, was sie ihm jetzt servieren würden. Wieder diese beschissenen Nudeln mit der roten Soße. Er hatte nichts gegen Nudeln, aß sie immer gern, aber nicht jeden Tag, und immer wieder das Gleiche.
Sie schlossen die Tür auf. Es waren mindestens zwei dieser alten Weiber, und schon jetzt spürte er eine Gänsehaut. Er vernahm das typische Quietschen, als die Tür nach innen gedrückt wurde, und es fiel ein Streifen Helligkeit in den Wagen.
Natürlich, es war ja Mittag!
Der Junge hatte auf dem Bett gelegen. Jetzt richtete er sich auf. Er hatte sich bereits so an die Kette gewöhnt, dass er sie gar nicht mehr bemerkte.
Ja, sie waren wieder zu zweit, und sie sahen aus wie immer. Dunkel gekleidet, eingehüllt in ihre dunklen Umhänge, wobei sie die Kapuzen über die Köpfe gestreift hatten, so dass die Gesichter freiblieben. Alte Gesichter mit lauernden Augen und einem bestimmten Grinsen um die Lippen. Da konnten sie aussehen, wie sie wollten, das verdammte Grinsen blieb stets gleich.
Und sie brachten noch etwas mit. Es war eine bestimmte Kälte, der er nicht entrinnen konnte. Er spürte sie immer dann, wenn die Frauen eintraten, und auch jetzt wehte sie ihm entgegen wie ein unsichtbarer Hauch. Es hatte keinen Sinn, wenn er liegen blieb und sich gegen sie stellte, sie waren die Stärkeren, und es konnte durchaus sein, dass er seine Kräfte noch einmal benötigte.
Und immer sagten sie die gleichen Worte zur Begrüßung. »Hallo, Söhnchen, es gibt etwas zu essen.«
Dennis Hirmer richtete sich auf. Er hatte die Stimme erkannt. Es hatte diejenige Person den Wagen betreten, die im Licht der Laterne in der Nacht auf ihn gewartet hatte.
Mittlerweile wusste er mehr über die Alte. Sie hieß Barbara, war die Anführerin, die anderen Frauen gehorchten ihr, und sie war für den Jungen alles andere als eine Heilige, worauf ihr Name eigentlich hinwies.
Als die Tür geschlossen wurde, musste der Junge schlucken. Er hätte auch zuvor keine Chance zur Flucht gehabt, nun kam er sich wieder vor wie in einem großen Sarg.
Barbara näherte sich ihm als Erste. Sie trug das Tablett mit dem Essen nicht, das hatte sie der anderen Person überlassen. Am Tisch blieb sie stehen und klopfte auf die Platte.
»Komm her, Söhnchen. Komm zu uns. Setz dich an den Tisch und iss. Du wirst Hunger haben.« Ihre Stimme klang zuckersüß, und Dennis hasste den Klang.
Es brachte nichts, wenn er sich weigerte. Er musste bei Kräften bleiben und essen. Den Gedanken an eine Flucht hatte er trotz mancher Depressionsanfälle noch nicht aufgegeben.
Das Tablett stand mittlerweile auf dem Tisch. Die zweite Alte hatte es durch einen Deckel abgedeckt. Unter dem Rand quoll Dampf hervor. Beim Gehen zog Dennis die Kette hinter sich her. Er setzte sich auf seinem Stammplatz an der breiten Seite des Tisches. Hinter ihm befand sich das geschlossene Fenster.
Wieder nahm er den Geruch der Hexen wahr, der von ihnen oder ihrer Kleidung ausging. Er hatte ihn eigentlich zuvor nie gerochen. Erst seit der Bekanntschaft dieser Frauen drang er in seine Nase. Definieren konnte er ihn nicht. Es war ein alter, muffiger Geruch, als hätten die Kutten über Jahre hinweg im Schrank gelegen oder einen Platz auf dem Friedhof gefunden. Einfach schlimm.
Auch Barbara und die andere Frau hatten sich gesetzt. Die alten Gesichter starrten ihn an. Münder bewegten sich zuckend, wenn sie ein Lächeln andeuteten. Der Junge hatte das Gefühl, dass dieser Tag für ihn ein besonderer werden sollte.
Eine Hand fasste an den Griff des Deckels und zog ihn hoch. Ein gefüllter Teller kam zum Vorschein. Daneben lag das Besteck. Es wurde später wieder mitgenommen.
Dennis schaute auf den Teller. Er musste schlucken. Wie immer gab es Nudeln mit Tomatensoße. Einige Schinkenstücke sah er auch. Das war das übliche Zeug aus der Dose, und er presste automatisch die Lippen fest zusammen.
»Du musst essen, Söhnchen!«
Dennis Hirmer schüttelte den Kopf. »Ich mag nicht. Es ist immer das Gleiche.«
Das ließ Barbara nicht gelten. »Sei froh, dass du etwas bekommst. Andere Menschen haben gar nichts.«
»Ich will raus!«
Beide Frauen lachten. Es war kein normales Lachen, sondern mehr ein Kichern. »Ja, ich glaube schon, dass du raus willst. Aber das geht nicht, Söhnchen. Nicht sofort. Irgendwann wirst du schon raus können, doch das bestimmen wir.«
Man schob ihm das Besteck zu, damit er
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