Hexen-Horror
Seiten der Straße verteilten sich die Geschäfte, in denen alles verkauft wurde, was gut und teuer war. Über Kleidung, Schmuck bis hin zu Kunstgegenständen war alles vertreten. Die Straße gehörte ebenso zu München wie das Oktoberfest, der Englische Garten, Schwabing oder der Fußballverein FC Bayern.
Flug und Leihwagen abholen, es hatte alles wunderbar geklappt. Da brauchten wir uns nicht zu beschweren. Die Zimmer waren auch in Ordnung, und wir waren gern durch die Stadt gebummelt, denn das Wetter lud dazu ein. Zudem gab es auf dem Marienplatz einen der zahlreichen Weihnachtsmärkte, die ja im Süden Deutschlands besonders stimmungsvoll sein sollten.
Das alles hätten wir uns gern angesehen, aber von dem Spaß gab es immer noch die Pflicht. Die bestand darin, dass wir in dieser großen Stadt einen verschwundenen Jungen suchen sollten, was natürlich wahnsinnig einfach war.
Wir wussten nicht nur wenig, wir wussten nämlich gar nichts und hielten uns in der Hotelhalle auf, wo wir einen prächtigen Weihnachtsbaum bewundern konnten, was ich im Gegensatz zu Suko auch tat, der einen Stadtplan studierte.
Wir saßen natürlich nicht hier herum, um auf die göttliche Eingebung zu warten. Es gab einen anderen Grund für den Aufenthalt. Auch wenn unser Freund Harry Stahl nicht direkt mit von der Partie war, er hatte uns trotzdem nicht im Stich gelassen und wollte uns deshalb hilfreich zur Seite stehen.
Die »Firma«, für die Harry arbeitete, besaß beste Beziehungen. Es gab für sie keine Probleme. Sie konnte an Informationen gelangen, die manchem Datenschützer die Haare zu Berge stehen ließen, denn nach dem 11. September 2001 war vieles möglich geworden, und Harry hatte uns versprochen, Informationen über Elke Hirmer zu besorgen, denn dort wollten wir den Hebel ansetzen. Sie war schließlich die Mutter des Verschwundenen. Ein Zeitpunkt war nicht abgemacht worden. Harry hatte versprochen, sich zu melden, und darauf warteten wir.
Es war ein bequemer Platz, den wir uns ausgesucht hatten. Suko studierte weiterhin die Karte, ich trank ein Wasser, sah dem ständigen Kommen und Gehen der Menschen zu und drehte dann den Kopf, als Suko die Karte zusammenfaltete.
»Fündig geworden?«, fragte ich.
Er trank einen Schluck von seinem Mineralwasser. »Wie meinst du das?«
»Du hast dir ja lange genug die Karte angeschaut.«
Suko zuckte mit den Schultern. »Ach, nur so. Ich wollte mir mal München aus einer anderen Perspektive ansehen.«
»Erfolg gehabt?«
»Ja, die Stadt ist nicht gerade klein. Und wir suchen die berühmte Nadel im Heuhaufen.«
»Sieht nicht gut aus, wenn wir keine Hilfe bekommen. Der gute Harry lässt sich Zeit.«
»Hexen kann er auch nicht.«
Uns blieb nichts anderes übrig, als zu warten. Vor dem Hotel lauerte der kalte und herrliche Wintertag mit einem wunderbaren Himmel, der schon eine kitschige Bläue zeigte. Zwar malte sich dort eine Sonne ab, das hatten wir beim Anflug gesehen, aber die besaß nicht mehr die Kraft, um die Temperaturen über den Nullpunkt zu schieben. So musste man auch tagsüber mit einem harten Frost rechnen.
Ich hatte schon daran gedacht, an paar Schritte zu laufen und die kalte Winterluft zu genießen, als mein Handy klingelte. Sofort verloren Suko und ich die Lockerheit.
Ich holte den Apparat hervor, meldete mich und war froh, als ich den Namen unseres deutschen Freundes hörte.
»Na, wie gefällt euch München?«
»Was wir bisher gesehen haben, war nicht übel.«
»Sehr schön. Schließlich soll München trotz Berlin noch immer die heimliche Hauptstadt Deutschlands sein.«
»Aber deshalb hast du bestimmt nicht angerufen.«
»Das ist schon wahr.« Er seufzte. »Was tut man nicht alles für seine Freunde trotz des eigenen beruflichen Ärgers. Aber es hat sich gelohnt, sage ich mal.«
»Super, Harry. Und was bedeutet das für uns?«
»Dass ihr Elke Hirmer einen Besuch abstatten könnt.«
»Wo wohnt sie?«
»Muss euch nicht interessieren, John. Ihr könnt zu ihrer Arbeitsstelle gehen.«
Ich schluckte und fragte dann: »Sagtest du gehen?«
»Genau.«
»Und wo müssen wir hin?«
»Zum Marienplatz. Dort gibt es einen wunderschönen Weihnachtsmarkt. Elke Hirmer arbeitet dort an einem Glühweinstand. Ich denke schon, dass ihr sie finden werdet. Es gibt eine Marktaufsicht. Da könnt ihr euch erkundigen.« Harry lachte. »Himmel, so einen tollen Job möchte ich auch mal haben. Dienstlich zum Weihnachtsmarkt gehen.«
»Ist nicht neu für uns. Aber wir haben dabei
Weitere Kostenlose Bücher