Hexenblut
verbittert. Anscheinend nicht einmal seinen Anwälten.
»Um Holly aufzuspüren, bräuchten Sie also nur uns umzubringen?«, fragte Amanda mit argwöhnisch zusammengekniffenen Augen.
Holly, ihre Cousine und Hohepriesterin, war sofort nach der Schlacht verschwunden.
»Ganz so einfach ist das nicht. Zunächst müssten Sie uns als Anwälte der Familie beibehalten. Sie müssten ein Testament oder Ähnliches verfassen. Damit könnten wir dann Ihre Verwandten verknüpfen, entweder in einer von Ihnen gewünschten Reihenfolge oder nach Verwandtschaftsgrad. Wie Sie also sehen, kann Ihnen und Ihrer kostbaren Holly nichts passieren.«
»Nur haben Sie sich bereits als Nicoles Anwalt vorgestellt«, knurrte Richard.
Derek lächelte. »Nun, das stimmt. Dann wird sie die Abfassung ihres Testaments wohl noch ein wenig hinausschieben müssen. Als ihr Rechtsbeistand kann ich ihr davon allerdings nur abraten. Jetzt, da sie ein Kind zu versorgen hat, ist ein Testament unumgänglich, damit das Kind abgesichert ist und ein passender Vormund bestimmt wird.«
Nicole zwang sich zu lächeln. »Um Owen brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Er wird sehr gut versorgt.«
Derek lächelte schmierig. »Daran zweifle ich nicht.«
»Also, was geschieht jetzt?«, fragte sie.
»Ich bin hier, um Sie nach Hause zu bringen.«
»Nach Seattle?«, fragte Tommy hoffnungsvoll.
»Nein, nach Scarborough.«
»Was ist denn in Scarborough?«, fragte Amanda misstrauisch.
»Der Stammsitz ihres verstorbenen Mannes.«
Sein Blick ließ Nicole die Hitze in die Wangen schießen. »Schauen Sie mich nicht so an. Ich habe ihn nicht umgebracht.«
»Nein, Sie haben es geschafft, einen Ihrer Liebhaber, Eli Deveraux, dazu zu bringen. Ganz alte Schule, das muss ich schon sagen.«
»Wagen Sie es ja nicht zu glauben, ich hätte das so geplant«, fauchte Nicole.
»Und fassen Sie meine Bewunderung nicht als Verurteilung auf«, erwiderte Derek.
Mein Leben ist wirklich zu kompliziert, dachte Nicole. Das Baby weinte, und sie war froh, sich einen Moment lang auf den Kleinen konzentrieren zu können. Immer noch spürte sie Dereks Blick. Der Gedanke schoss ihr durch den Kopf, ob man über diesen Familien-Findezauber seiner Kanzlei vielleicht feststellen könnte, ob James der Vater ihres Kindes war.
Sie schüttelte den Kopf. Sie würde Derek nicht die Befriedigung gönnen, ihre Unsicherheit in dieser Frage selbst anzusprechen. Ganz gleich wie oft sie alles in Gedanken durchging, sie kam einfach nicht weiter. Die ersten acht Monate ihrer Schwangerschaft waren so neblig und verschwommen wie halb erinnerte Träume. Sie war nicht einmal sicher, wer der Vater sein könnte. Eli, James, ihr geliebter Philippe. Das kam zeitlich alles nicht richtig hin. Und dann war da noch dieses Ding, diese Präsenz in dem Zimmer gewesen, in dem James sie auf der verschollenen Insel Avalon gefangen gehalten hatte.
Sie blickte ihrem Sohn tief in die Augen und fragte sich, wie sie in diese verrückte, paranormale Version von Mamma Mia! hineingeraten war. Doch vor allem wünschte sie, Philippe wäre bei ihr. Eine Woche nachdem Holly, Armand und Pablo mit Alex Carruthers aufgebrochen waren, um verschollene Cahors zu suchen und gegen das Böse zu kämpfen, hatte Philippe einen übersinnlichen Notruf von Pablo erhalten. Aus Angst um den Jungen war Philippe mitten in der Nacht abgereist und hatte ihr versprochen, so bald wie möglich zurückzukommen. Seither hatte sie nichts mehr von ihm gehört. Sie seufzte schwer und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder Derek zu.
»Neben dem Grundbesitz umfasst der Nachlass beträchtliche Geldbestände. Ich werde Ihnen alles unterwegs erläutern«, sagte er.
Ich will Philippe, dachte sie, als Owen sich an sie schmiegte.
Einen Privatjet und zwei Helikopter später waren alle bei dem Herrenhaus angelangt, das ihren Feinden gehörte. Es wurde schon dunkel, als sie schließlich vor dem Tor zur Auffahrt stehen blieben. Trotzdem konnten sie das massige Gebäude noch erkennen, und Nicole bemühte sich, dessen bösartige Ausstrahlung zu ignorieren.
Derek gab einen Sicherheitscode ein, und das Schloss öffnete sich. Er zog das Tor auf und blieb einen Schritt hinter Nicole stehen.
»Nach Ihnen, Mrs. Moore«, sagte er in leicht spöttischem Tonfall.
Nicole musste all ihre Willenskraft aufbieten, um ihm nicht einen Feuerball an den Kopf zu schleudern. Stattdessen machte sie einen spöttischen Knicks und sagte: »Nicht doch, nach Ihnen. Ich bestehe darauf.«
Derek
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