Hexenblut
Leben anderer Menschen zu verbessern.«
»Das klingt ja geradezu edel«, höhnte Amanda von ihrer Küchentheke herab.
Er zuckte mit den Schultern.
»Sie sind also einer von diesen besseren Hexern?«, fragte Nicole.
Sein Lächeln wurde düsterer. »So weit würde ich nicht gehen.« Er warf Amanda einen Seitenblick zu. »Und Sie können Ihrem Gespielen da sagen, dass er lieber nicht einmal daran denken sollte, mit einem Eispickel auf mich loszugehen.«
Nicole schüttelte sich unwillkürlich. Das war eine Anspielung darauf, wie Mitglieder ihres Covens vor der Schlacht im Hauptquartier des Obersten Zirkels die Hexer getötet hatten, die als Wachen am Eingang postiert gewesen waren.
Richard trat vor und säuselte: »Nein, solche Spielsachen überlassen wir den Erwachsenen. Wissen Sie, was das Dumme an Magie ist? Als Verteidigung taugt sie nur gegen andere Magie.«
Das stimmte nicht ganz, doch die Halbwahrheit in Verbindung mit dem Ruf des tödlichen Kriegers, den ihr Vater sich erworben hatte, ließ Derek sichtlich zusammenzucken.
»Dad, er will doch nur nett sein«, seufzte Nicole. »Ob es uns passt oder nicht, er ist vorerst unser Anwalt, wenn man so will. Und irgendetwas sagt mir, dass das der wahre Altar ist, auf dem er seine Opfer darbringt.«
Derek neigte den Kopf. »Gut erkannt, Lady Moore.«
Das war ein Kompliment. Nimm es einfach an, dachte Nicole und rang sich ein Lächeln ab.
Pembrokeshire, Wales: Jer
Die Delfine brachen im Halbkreis durch die Wasseroberfläche der kalten, aufgewühlten See, im selben Moment wie Jeraud Deveraux. Sie schnatterten ihn mit ihren fröhlichen Gesichtern an, pfiffen und quietschten in ihrer besonderen Sprache. Er wusste, dass manche Hexer mit Tieren sprechen konnten, doch er gehörte nicht dazu.
Er wusste auch, dass Menschen, die von einer Cahors-Hexe geliebt wurden, zum Tod durch Ertrinken verflucht waren. Zu diesen gehörte er ebenfalls nicht, denn er schwamm schon seit Stunden gegen die Strömung an, die ihn ansonsten gewiss längst in die Tiefe gezogen und das Leben beendet hätte, das er nur zu gern losgeworden wäre.
Aber trotz seiner Bitterkeit fand er Trost in diesem eiskalten Wasser. Sein Gesicht und sein Körper waren eine zerronnene Narbenlandschaft, versengt vom Schwarzen Feuer, der magischen Geheimwaffe des Hauses Deveraux, die nun wieder einmal verloren war. Beim Schwimmen mit den Delfinen konnte er den Schmerz vergessen, der ihn unablässig quälte. An Land tat jede Bewegung höllisch weh, auch jetzt noch, ein Jahr danach. Und den Delfinen war es gleichgültig, ob er ein Ungeheuer war, so grässlich entstellt, dass er die magische Hochzeit mit Holly Cathers abgelehnt hatte - der einzigen Frau, die er je geliebt hatte.
Nein. Das war nicht der einzige Grund, wie du sehr wohl weißt.
Natürlich belog er sich nur selbst. Er war ein Deveraux, und die Deveraux-Hexer setzten seit Jahrhunderten auf Lug und Trug, um zu überleben. Holly war verdorben, wie er selbst. Sie hatte sich auf abscheuliche Tauschhandel mit der Finsternis eingelassen, um ihre Familie und ihren Coven zu schützen. Das Gute in ihr war schattenhaft und so eisig wie das Wasser, in dem er schwamm. Wenn man ihre Magie mit seiner vermischte, würde die Erde beben.
Das spielt keine Rolle. Ich liebe sie nicht mehr. Diese Liebe ist gestorben, als sie sich dafür entschieden hat, mit Alex Carruthers und seinem verdammten Tempel der Luft loszuziehen. Der schmierige Dreckskerl. Er und ich haben geschworen, dass einer von uns beiden zu Windmond sterben würde. Holly hat das böse Blut zwischen uns als Testosteron-Vergiftung abgetan, aber wenn ich das Schwarze Feuer besäße, hätte ich es an jenem Tag gegen ihn verwendet.
Wenn ich es besäße, würde ich ihn jetzt aufspüren und abfackeln.
Nein, würde ich nicht. Sie hat ihre Wahl getroffen. Soll sie damit leben. Falls von der Holly, die mich einmal geliebt hat, noch etwas übrig ist, wird sie bald erkennen, dass sie einen Fehler gemacht hat.
Abgesehen davon besaß Jeraud Deveraux das Wissen um das Schwarze Feuer gar nicht. Sein Vater, Michael Deveraux, hatte die schwarzen Flammen beschworen, die Jer entstellt hatten, doch er war tot. Jers Bruder Eli, der Michael dabei geholfen hatte, hatte sich gegen ihren Vater gewandt und ihn in der letzten Schlacht im Hauptquartier des Obersten Zirkels in London getötet. Seither war Eli verschwunden, und man hielt ihn für tot.
Er lebt. Ich weiß es. Und ich werde ihn finden.
Der Ozean grollte, als
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