Hexenblut
spüren, und sein Herz pochte genauso heftig wie ihres.
»Zuerst sollst du mein Hemd waschen, in einem trockenen Brunnen, in den nie eine Quelle gesprudelt noch Regen gefallen ist.«
Sie lächelte ihn an. »Dann musst du meinen Morgen Land pflügen, mit... dem Horn eines Lamms.«
»Und?«
»Das ganze Feld besäen, mit einem einzigen Pfefferkorn.«
»Nicolette!«
Sie drehte sich um. »Meine Schwester ruft nach mir. Ich muss gehen.«
Er hielt sie am Handgelenk zurück. »Und dann werde ich deine wahre Liebe sein?«
Sie schenkte ihm zur Antwort ein Lächeln, riss sich dann los und floh.
»Habt Ihr vor, Nicolette von den Cahors zu heiraten?«, fragte Roland aus dem Haus Moore Elijah einige Tage später.
»Ja, das ist mein Plan«, gestand der Hexer. »Sie hat nur noch eine einzige Prüfung zu bestehen.«
»Welche unmögliche Aufgabe habt Ihr ihr diesmal gestellt?«
»Ich habe ihr gesagt, sie solle das Hemd auf einem Dorn trocknen.«
Roland schüttelte den Kopf. »Ihr beiden müsst wahrlich vorsichtiger sein. Eure seltsamen Streiche erregen Aufmerksamkeit.«
»Ihr sorgt Euch doch gewiss nicht darum, was die Bauern denken!«
»Nein, eher darum, was die Priester denken«, erwiderte Roland spitz.
Elijah winkte verächtlich ab. »Die Priester werden dafür bezahlt, solche Dinge geflissentlich zu übersehen, vor allem während des Jahrmarkts.«
»Das mag sein, aber selbst für uns gibt es Grenzen.«
»Für Euch vielleicht, Roland, aber nicht für mich. Und auch nicht für meine süße, frevlerische Nicolette.«
Das Haus Moore war mächtig, doch es stand stets im Schatten der Häuser Deveraux und Cahors. Eine durch Heirat gefestigte Allianz zwischen diesen beiden Häusern würde praktisch einen König und eine Königin der Hexenwelt hervorbringen. Das durfte nicht geschehen. Rolands Vater war alt und kränklich und konnte nichts unternehmen, um sein Haus zu retten.
Roland opferte dem Gehörnten Gott alle nur erdenklichen Tiere und Menschen und erhielt endlich seine Antwort. Er beobachtete alles genau und wartete auf den rechten Zeitpunkt zum Zuschlagen.
»Wohin gehst du?«, fragte Catherine Nicolette. Es war spät, und ihre Eltern schliefen schon. Nicolette hatte Catherine geweckt.
Selbst im Licht der einzelnen Kerze konnte Catherine erkennen, dass ihre Schwester errötete. »Zu einem Stelldichein mit Elijah«, flüsterte sie.
Catherine verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich glaube nicht, dass Vater das gefallen würde.«
»Deshalb wirst du ihm auch nichts davon sagen«, erwiderte Nicolette mit plötzlich harter Stimme.
Catherine wollte sie aufhalten, konnte es aber nicht. Während sie zusah, wie Nicolettes dunkle Gestalt in die Nacht hinausglitt, fühlte sie sich hilflos. Etwas Schlimmes würde geschehen, und sie konnte es nicht verhindern.
Als der Morgen heraufzog und Roland Moore erschien, um ihnen mitzuteilen, dass Elijah Nicolette ermordet habe und geflohen sei, wurden all ihre Ängste Wirklichkeit. Sie hätte ihre Schwester davon abhalten müssen, diesen Deveraux zu treffen. Sie wünschte, sie besäße mehr Macht, und an jenem Tag schwor sie sich, diese Macht zu erlangen, ganz gleich, was es kostete und wen sie dafür opfern müsste.
Roland Moore weinte unverhohlen, als er heimkehrte und verkündete, dass Nicolette Cahors den jungen Elijah ermordet und dann die Flucht ergriffen habe. Die Moores und die Deveraux trauerten gemeinsam und begannen, ihre Rache gegen die heimtückischen Cahors zu schmieden.
Laurent kochte vor Zorn. Sein Bruder, der Einzige in seiner Familie, den er je gemocht hatte, war ihm genommen worden. Er würde nicht zulassen, dass so etwas je wieder geschah, ganz gleich, ob er dazu Himmel und Hölle in Bewegung setzen oder die Zeit selbst umkehren musste.
Teil drei
Caspar
Und so der Finstere entfesselt ist, wird keines mehr sicher sein. Kinder werden sterben, wilde Tiere werden weinen, und die Welt wird in schrecklichem Feuer vergehen.
Zweite Offenbarung des Johannes 3:25
Zehn
Myrrhe
Wir leben von unseren zahlreichen Lügen
Manche davon nicht in Gold aufzuwiegen
Die Wahrheit muss unser Geheimnis bleiben
Wir Deveraux zeigen nie unser Leiden
Erhebt euch in die Luft, Cahors
Weint dem Mond euren Kummer vor
Verloren, trauernd und ganz allein
Kann die Antwort nur ein Opfer sein
In der Eiswüste: Holly
»Jer«, flüsterte Holly, als sie mit einem Ruck zu sich kam. Sie lag im Schnee, und am Himmel über ihr tanzten bunte Lichter. Sie befand sich nicht mehr mitten
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