Hexenblut
war.
Sie waren sich im Jahr zuvor auf dem Jahrmarkt begegnet, ihrem ersten. Sie war wunderschön, bezaubernd, und ihre Familie hatte streng über sie gewacht. Dieses Jahr würde das anders sein - sie war jetzt im heiratsfähigen Alter. Er zog sich zum Essen um und ging hinunter, um mit seiner Familie und ihren liebenswürdigen Gastgebern zu speisen, der Familie Moore.
Nicolette starrte den Diener mit großen Augen an. »Er möchte, dass ich ihm... was fertige?«
Der Diener wiederholte die Botschaft. »Werden Mylady ein solches Hemd anfertigen?«, fragte er schließlich.
»Ja, aber richte deinem Herrn aus, dass ich dafür etwas von ihm erwarte.«
»Worum möchtet Ihr meinen Herrn bitten?«
»Sag ihm... er soll einen Morgen Land für mich finden, zwischen dem Salzwasser und dem Meeresstrand.«
»Aber... was Mylady da verlangen, ist unmöglich!«
»Nicht unmöglicher als das, worum er mich bittet.«
Der Diener verneigte sich. »Darf ich ihm sonst noch etwas bestellen?«
»Ja. Sag ihm, dass er dann meine wahre Liebe sein soll.«
Der Diener verneigte sich erneut und ging, und Nicolette sank lachend auf einen Stuhl. »Elijah hält sich für sehr schlau, aber ich werde es ihm zeigen.«
Ihre jüngere Schwester Catherine blickte mit großen Augen zu ihr auf. »Wirst du das Hemd für ihn machen?«
»Natürlich«, antwortete Nicolette.
»Aber wie?«, fragte Catherine.
»Na, durch Zauberei natürlich.«
Der Diener stand seit seiner Geburt in Diensten der Familie Deveraux. Das war lange genug, um sie gut zu kennen - und um zu wissen, dass er, wie treu er auch dienen mochte, vor ihrem Zorn niemals sicher war. Deshalb zitterte er leicht, als er mit der Botschaft von Nicolette wieder vor Elijah trat.
»Hast du ihr gesagt, was sie mir für ein Hemd fertigen soll?«, fragte Elijah.
»Ja, und sie bittet Euch ihrerseits um eine Gunst.«
Elijah schlug sich auf den Oberschenkel, als er ihre Aufgabe vernahm. »Gut gewählt.«
Elijahs jüngerer Bruder sah ihn ernst an. »Aber das ist unmöglich.«
»Nicht für einen Hexer, Laurent«, versicherte Elijah ihm.
Am Morgen wachte Nicolette früh auf, denn sie konnte es kaum erwarten, Elijah Deveraux zu sehen. Sie gab sich besondere Mühe mit ihren Kleidern und frisierte ihr Haar zu makellosen Zöpfen, in die sie Blumen und Kräuter einflocht. Petersilie, Salbei, Rosmarin und Thymian - allesamt machtvolle Kräuter mit einer bestimmten Bedeutung und magischen Wirkung. In dieser Zusammenstellung miteinander kombiniert, ergaben sie einen Liebeszauber.
Sie ging zum Jahrmarkt, schlenderte an den Ständen vorbei und betrachtete all die vielen Dinge, die verkauft oder dargeboten wurden. Dabei spürte sie Blicke auf sich gerichtet, und sie wusste, dass Elijah sie beobachtete. Ihr Herz schlug schneller, doch sie tat so, als spürte sie seine Anwesenheit nicht.
Er schlich ihr nach wie der Jäger einem Fuchs, und sie wusste, dass sie es sehr klug würde anfangen müssen, wenn sie ihm entwischen wollte. Zumindest eine Zeitlang. Sie schlängelte sich an Gauklern und Händlern vorbei und mied Leute, die sie kannte, damit sie weiterhin in Bewegung bleiben konnte.
Dann hielt sie einen Moment lang inne und versuchte, ihn zu erspüren. Er war nahe, so nah, als steige ihr sein Geruch in die Nase. Sie wandte sich nach links und hoffte, sich ein paar Augenblicke hinter einem Zigeunerwagen verstecken zu können. Doch als sie hinter den Wagen trat, schlang sich ein starkes Paar Arme um sie und hob sie einfach vom Boden hoch.
Es war ihr Elijah. Als ihre Lippen sich berührten, brauste Feuer durch ihre Adern, und sie klammerte sich an ihm fest. Doch schließlich kam sie wieder zur Vernunft. »Wir dürfen nicht erwischt werden.«
»Warum? Verletzt dies etwa die Grenzen der angemessenen Brautwerbung?«, fragte er und streifte mit den Lippen ihren Hals.
»Ja, und das weißt du sehr wohl«, sagte sie und stemmte sich gegen seine Brust.
Er ließ sie los, und sie rang um Contenance. Es galt hier ein Spiel zu spielen, und wenn er ihr so nah war, vergaß sie ihre Rolle allzu leicht.
»Hast du das Land für mich gefunden?«, hauchte sie.
»Ja. Und mein Hemd?«
»Ist fertig.«
Das stimmte. Sie hatte es herbeigezaubert, ehe sie zu Bett gegangen war. Allerdings wagte sie ihm nicht zu sagen, dass sie es dann als Kopfkissen gebraucht hatte. »Nun, wann bekomme ich meinen Morgen Land zu sehen?«, fragte sie.
Er hob den Zeigefinger und legte ihn sacht an ihre Lippen. Sie konnte seinen Herzschlag darin
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