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Hexenblut

Hexenblut

Titel: Hexenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil White
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zugegeben, dass Sarah zum Zirkel gehörte«, erwiderte ich. »Wir wussten ja, dass es eine Verbindung zu den Pendle-Hexen gibt, weil der Stammbaum das verrät und weil die Briefe darauf hindeuten. Die Erkenntnis allerdings, dass sie eine praktizierende Hexe ist, rückt den ganzen Sachverhalt in ein anderes Licht. Und es stellt sich vor allem die Frage, warum Sarah als praktizierende Hexe solche Briefe schreiben sollte.«
    »Aufgrund von Schuldgefühlen? Vielleicht will sie ja ihr Hobby, oder wie immer man das bezeichnen will, als Ursache ihrer Tat darstellen.«
    »Aber da ist noch etwas anderes.«
    »Was?«
    »Du erinnerst dich an den Facebook-Eintrag?«, fragte ich.
    »Wie sollte ich den vergessen?«, gab Laura zurück. »31. Oktober. Heute sterbe ich. Was ist damit?«
    »Der Priester hat ebenfalls gesagt, dass sie morgen sterben wird.«
    Laura sah ihn beunruhigt an, ihre Müdigkeit war wie weggeblasen, und sie war wieder ganz Polizistin. »Warum sagt er so etwas?«
    »Ich weiß nicht«, entgegnete ich kopfschüttelnd. »Und was viel wichtiger ist: Woher weiß er das?«
    »Die Mordkommission muss das erfahren«, entschied sie, doch als ich ihr zustimmte, ergänzte sie: »Aber ich habe nicht gerade große Lust darauf, es ihnen zu erzählen.«
    »Du meinst, sie haben nicht viel übrig für Hexengeschichten?«
    »Ich meine, sie haben für nichts viel übrig, was nicht aus ihren eigenen Reihen kommt.«
    Bevor ich dazu etwas sagen konnte, klingelte mein Telefon. Das Display zeigte eine Nummer, mit der ich nichts anzufangen wusste. Als ich mich jedoch meldete, hörte ich einen Bariton, der mir vertraut war: Olwen.
    Laura beobachtete mich, während ich ihm den Weg beschrieb. Als ich auflegte, sagte ich zu ihr: »Könnte sein, dass wir früher als gedacht Antworten auf unsere Fragen erhalten werden.«
    »Der Priester?«
    Ich nickte.
    »Aber er wird vielleicht nicht reden wollen, wenn eine Polizistin anwesend ist«, gab sie zu bedenken.
    »Ich habe ihm nicht gesagt, dass du Polizistin bist«, erwiderte ich listig. »Und im Moment siehst du auch nicht wie eine aus.« Ich legte meine Hand um ihre Taille und zog sie an mich, während sie die Arme um meinen Hals schlang. »Das wird dir sicher seltsam vorkommen, aber vielleicht solltest du heute Abend zur Abwechslung mal die brave Hausfrau spielen.«
    Sie küsste mich und murmelte: »Gewöhn dich bloß nicht zu sehr daran.«

57
    O lwen sah verändert aus, als ich ihm die Tür öffnete. An die Stellen des wallenden Gewands und Stirnreifs waren ein Rugbyshirt und Jeans getreten; sein Bauch drückte gewaltig gegen den Hosenbund und den Gürtel.
    Er warf mir einen verlegenen Blick zu, als er das Haus betrat. Laura kam die Treppe herunter, trug immer noch ihren Morgenmantel und hatte sich entschlossen, die Rolle der Hausfrau und Mutter zu spielen.
    »Hallo«, sagte sie und sah überrascht unseren Besucher an, dann schaute sie in Richtung Küche. »Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?«
    Olwen nickte und bat um einen Tee. Ich führte ihn ins Wohnzimmer und bot ihm einen Platz an. Als er saß, bemerkte ich, wie nervös er die Hände verschränkte und Däumchen drehte.
    »Wie heißen Sie?«, fragte ich. Als er schwieg, fügte ich an: »Ich meine, wie lautet Ihr ursprünglicher Name? Ich nehme an, Sie hießen nicht immer schon Olwen.«
    Nach kurzem Überlegen erwiderte er: »Ich hieß früher Michael Smith.«
    Ich hatte offenbar keine sehr beeindruckte Miene gemacht, weil er ergänzte: »Das ist nicht bloß ein Hobby, müssen Sie wissen, kein verrückter Zeitvertreib, bei dem wir uns gegenseitig neue Namen geben und mit Kerzen spielen.«
    »Was ist es dann?«
    »Es ist meine Spiritualität«, sagte er in einem Ton, als sei es ermüdend für ihn, sich immer und immer wieder zu rechtfertigen.
    »Hexerei?«
    Er nickte. »Das ist mein Glaube, die Hexenkunst. Hexerei. Hexenreligion. Wicca. Nennen Sie es, wie Sie wollen, aber das ist unsere Kirche.«
    Laura kam mit einem Tablett mit Getränken und einem Teller Biskuits. Sie schien die Hausfrauennummer etwas zu übertreiben. Als ich sie ansah, bemerkte ich in ihren Augen ein schelmisches Funkeln.
    »Und Julie sollte dort eingeführt werden?«
    »Ja. Sie hat lange auf den heutigen Abend gewartet, ein Jahr und einen Tag, und dann mussten Sie vorpreschen und alles zunichtemachen.« Ich hielt meine Hand entschuldigend hoch, aber er machte eine abweisende Geste. »Aber deswegen bin ich nicht hier. Es geht um Harmonie.«
    Ich seufzte. »Können

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