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Hexenblut

Hexenblut

Titel: Hexenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil White
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diesen Briefen zu tun. Möglicherweise hat Sarah über ihrer Beschäftigung mit Hexerei den Verstand verloren und Luke umgebracht.«
    »Oder sie tut nur so, um auf Unzurechnungsfähigkeit zu plädieren«, konterte sie.
    »Du bist eine Zynikerin, Laura McGanity«, erwiderte ich, verschwieg ihr jedoch, dass ich genau darüber schon mit Sam Nixon gesprochen hatte.
    Sie reagierte mit einem Lächeln. »Ich habe zu viel mitgemacht, um noch irgendwas anderes als zynisch sein zu können.«
    »Es gibt natürlich noch eine ganz andere Möglichkeit«, sagte ich.
    »Ich höre?«
    »Angenommen, Sarah Goode ist nicht die Mörderin, sondern das Opfer.«
    Laura sah mich erstaunt an. »Wie kommst du denn auf die Idee?«
    »Nur so ein Gedanke. Nichts hat bisher darauf hingewiesen, dass sie verrückt sein könnte. Und wenn sie es nicht ist, warum sollte sie dann Briefe schreiben, die auf den Hexenprozessen basieren? Entweder ist sie eine Mörderin, oder sie ist es nicht. Dazwischen gibt es nichts. Wenn sie keine Mörderin ist, dann muss sie auf irgendeine Art ein Opfer des Ganzen sein, und selbst dann muss es wegen der Briefe etwas mit den Hexen zu tun haben.«
    »Vergiss nicht, dass eine Nachfahrin der Hexen Selbstmord begangen hat«, wandte Laura ein.
    »Ich weiß, aber diese Sache wird immer verworrener. Ich muss mich eingehender damit beschäftigen.«
    »Wann?«
    »Morgen«, sagte ich. »Ich werde da nachforschen, wo es alles angefangen hat: beim Hexenberg – beim Pendle Hill.«

47
    A uf der Polizeiwache war alles ruhig, als Rod dort eintraf. Es hatte eine Meldung über einen Streit unter Autofahrern gegeben, woraufhin alle neuen Officers ausgeschwärmt waren, weil jeder hoffte, die Verhaftung vornehmen zu können.
    Rod warf einen Blick in seinen Terminplan. In einer Stunde stand ein Treffen mit einer Mietervereinigung an, die sich wegen einiger Jugendlicher Sorgen machte, die in ihrem Viertel herumhingen und Sachbeschädigungen begingen. Jugendliche, die sich auf der Straße herumtrieben, und ältere Generationen, denen das nicht gefiel, hatte es schon immer gegeben, doch Rod wusste, mit dieser Einstellung würde er nur anecken. Verständnisvolles Nicken und dann und wann ein Polizeiwagen, der durch die Straßen fuhr, waren eine wirkungsvollere Methode, um die Nerven der Nachbarn zu beruhigen.
    Sein Telefon klingelte, und als er abnahm, meldete sich die Zentrale, um ihn wissen zu lassen, dass Emily Marsden ihn sprechen wollte. »Stellen Sie sie durch«, sagte er. Einen Moment später begrüßte er sie: »Hallo, Emily.«
    »Hallo, Inspector«, meldete sich die sanfte Stimme, die Rod vom Vortag wiedererkannte. »Sie haben mich doch gebeten, Sie anzurufen, wenn ich irgendwas Wichtiges erfahre.«
    »Ja, richtig, Emily. Und? Gibt es etwas Wichtiges?«
    Rod konnte ihr die Nervosität anhören, wusste Emily doch, dass sie damit ihrer Mutter in den Rücken fiel. »Meine Mum hat mir heute Morgen gesagt, dass sie heute Abend nicht zu Hause sein wird«, erklärte sie schließlich. »Sie hat gesagt, sie trifft sich mit ihrer Kunstgewerbegruppe.«
    »Und weißt du auch, wo das Treffen stattfindet?«
    »Nein, aber sie hat gesagt, dass sie bald losfährt, um Abigail abzuholen.«
    Rod lächelte zufrieden. »Vielen Dank, Emily«, entgegnete er. »Du hast mir damit sehr geholfen. Ich werde aufpassen, dass deiner Mutter nichts zustößt.«
    Während er auflegte, griff er nach seinem Terminkalender, um die Nummer der Mietervereinigung herauszusuchen. Das Treffen musste verschoben werden, und die Jugendlichen bekamen noch eine Gnadenfrist und konnten sich noch ein wenig länger auf der Straße herumtreiben.
    * * *
    Die Sonne schien mir zwischen den Lücken im Blattwerk hindurch ins Gesicht, während ich zum Pendle Hill fuhr. Der Sommer hatte sich noch ein wenig gehalten, und die Bäume trugen noch fast ihr gesamtes Laub, die fleckige Schatten auf die Fahrbahn warfen.
    Je näher ich dem Hügel kam, umso deutlicher veränderte sich die Landschaft. Die Bebauung rings um Turners Fold war seinerzeit ganz auf die Baumwollindustrie abgestimmt worden – in der unmittelbaren Umgebung der Mühlen standen schlichte Reihenhäuser für die Arbeiter, in einiger Entfernung die prachtvollen viktorianischen Häuser für die Vorgesetzten und die Geschäftsführer. Die Häuser rund um den Pendle Hill wiesen einen anderen Stil auf, waren sie doch vor der industriellen Revolution entstanden. Es waren Cottages mit winzigen Fenstern, errichtet aus ungleichmäßig großen

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