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Hexenerbe

Hexenerbe

Titel: Hexenerbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Viguié , Nancy Holder
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die Elite der Verdammten aufzusteigen - der erste war Sir Richard gewesen, der Gouverneur von Botany Bay. Seine Forschungsreisen in die Nachtmahrgebiete der Traumzeit waren legendär, und Sir William war zu Recht stolz auf ihn.
    Monroe blinzelte heftig, blieb aber tapfer stehen - er war einer der wenigen Menschen, die diese Verwandlung oft genug gesehen hatten, um nicht schreiend vor Angst davonzulaufen. Seine Furchtlosigkeit war eine seiner vortrefflicheren Eigenschaften - und eine der gefährlichsten. Dennoch vertraute Sir William ihm mehr als den meisten anderen.
    Mit grollender Stimme fragte er: »Ist die Cathers-Hexe lokalisiert?«
    Monroe zögerte. »Wir sind ziemlich sicher, dass sie in London ist. Die Deveraux-Bussarde haben sie gespürt, können sie aber offenbar nicht genau orten.«
    Sir William ballte die große, klauenbewehrte Hand zur Faust und schlug sie donnernd auf die Armlehne seines Throns. »Der verfluchte Mutterzirkel mit seinen Bannen und Schutzzaubern! Wenn die doch endlich aus ihrem Versteck kriechen und sich dem Kampf stellen würden ...« Er schnaubte. »Ich verstehe nicht, weshalb die Cahors sich dieser Gruppe überhaupt je angeschlossen haben. Dazu waren sie eigentlich viel zu heißblütig.« Seine geschuppten Lippen verzogen sich zu einem grässlich starren Lächeln. »Und Holly Cathers gehört eher zur alten Schule, meint Ihr nicht?«
    Monroe konnte nicht anders, als das Lächeln zu erwidern. »Ganz recht, Sir William. Vor allem, falls sie es war, die unseren Alarm ausgelöst und es überlebt hat.«
    »Sie muss sterben.«
    »So ist es«, stimmte Monroe zu.
    Sir William lachte dumpf. »Ist mein Sohn schon wieder aufgetaucht? Und hat er Jeraud Deveraux dabei?«
    Monroe sah auf seine Armbanduhr. »Sie müssten binnen einer Stunde eintreffen«, informierte er seinen Hohepriester.
    »James glaubt natürlich, er könnte das Geheimnis des Schwarzen Feuers als Erster entdecken und es dazu benutzen, mich von diesem Thron zu stoßen«, sagte Sir William gedehnt. »Dieser Junge ... dumm wie Bohnenstroh.«
    »Er hat viele kluge Freunde«, wandte Monroe ein. »Und ich behaupte nach wie vor, dass Michael Deveraux dazugehört.«
    »Michael ist nur einem gegenüber loyal, nämlich sich selbst«, erwiderte Sir William. »Solange ich alles fest im Griff habe, wird er mir folgen.« Er bohrte die Klauen in die Armlehne, brach ein paar Knochen und riss ein Stück der Lehne heraus. Die Knochensplitter in seiner Faust erinnerten an angeknabberte Grissini. »Sieht so aus, als wäre mit meinem Griff noch alles in Ordnung.«
    Monroes Brauen hoben sich, und seine Stimme zitterte nur ganz leicht, als er sagte: »Sieht ganz so aus.«
    Sir William warf die Knochen achtlos zu Boden und befahl: »Benutzt heute Abend eines der langbeinigeren Opfer. Wir brauchen einen neuen Oberschenkelknochen für dieses Ding.«
    Schwarz und rot, schwarz und rot, schwarzrot, schwarzrot ...
    Die Tapete verschwamm vor ihren Augen. Gemälde und Rüstungen nahm Nicole nur als vage Flecken wahr, so schnell rannte sie daran vorbei. Spiegel erschreckten sie ein paar Mal, doch sie lief weiter.
    Nicole war nicht stehen geblieben, seit sie aus ihrem Zimmer im Hauptquartier des Obersten Zirkels entkommen war. Ihre Lunge brannte, und ihre Kehle war staubtrocken. Sie ermahnte sich immer wieder, dass sie langsamer laufen und erst nachdenken sollte, aber was würde das nützen? Sie war so panisch wie eine Maus, die mit einer Schlange im Käfig saß, und das wusste sie auch.
    Also rannte sie.
    Ihr Instinkt trieb sie dazu, jede Treppe, auf die sie stieß, hinunterzulaufen, doch das konnte ebenso gut völlig falsch sein. Sie hatte das Hauptquartier des Obersten Zirkels nie von außen gesehen - nach allem, was sie wusste, konnte es ganz und gar unterirdisch liegen. Hexer zogen Ritualkammern unter der Erde vor. Hexen hingegen verehrten die Mondmutter und bauten ihre heiligen Orte so, dass sie der Göttin so nah wie möglich waren.
    Im Dunkeln wäre Nicole beinahe die nächste Treppe hinuntergestolpert. Bei jedem Schritt abwärts auf den breiten Stufen keuchte sie schmerzhaft. Es gab kein Geländer, nur die raue Wand, und kein bisschen Licht.
    Sie war schon ein gutes Stück hinabgestiegen, als sie Stimmen vernahm, die von den steinernen Oberflächen widerhallten. Sie erstarrte.
    »... jetzt dein Zuhause, Jer.«
    Nicole sog scharf die Luft ein. Das ist Eli.
    »Wie tief man doch fallen kann, was, Deveraux? Jetzt sitzt du hier unten im Kerker mit den Opfern.

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