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Hexenerbe

Hexenerbe

Titel: Hexenerbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Viguié , Nancy Holder
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kann.«
    Sie machte auf dem Absatz kehrt, rannte zurück zu der Treppe und hetzte trotz ihrer Erschöpfung die Stufen hinauf wie eine Irre. Ein Teil von ihr widersetzte sich jedem Schritt in diese Richtung - sie lief zurück zu James, und alles in ihr sträubte sich dagegen. Doch plötzlich fühlte sie sich seltsam beflügelt, ja gestärkt. Sie wusste, dass sie hier rechts abbiegen und sich an der nächsten Treppe links halten sollte.
    Das ist Jers Findezauber, dachte sie.
    Ehe sie sich versah, rannte sie den Flur zu ihrem Zimmer entlang. Die Tür war geschlossen, und erst als sie davor stehen blieb, sah sie, dass das Holz offenbar nicht beschädigt war. Es war, als hätte sie nie auch nur mit einem Fingernagel daran gekratzt.
    »Was?«, fragte sie laut, blickte sich dann hastig um, drehte probeweise am Türknauf und stellte fest, dass die Tür einfach aufging.
    Sie schlüpfte hindurch, schloss die Tür hinter sich und hörte das Schloss zuschnappen. Sie war tatsächlich wieder eingeschlossen, ohne jeden Hinweis darauf, dass sie je ausgebrochen war.
    Wie ist das möglich?
    Dann drehte sie sich zum Bett um und schnappte nach Luft.
    Eine schimmernde blaue Gestalt starrte ihr entgegen. Der Größe nach vermutete Nicole, dass es eine Frau war. Sie stand neben dem Bett, ein durchscheinendes Phantom, das unter dem blauen Schimmer von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet und tief verschleiert war - bis auf den Dolch, den die Gestalt sich vor die Brust hielt. Er war leicht gekrümmt und mit Edelsteinen besetzt.
    Ein Athame, begriff Nicole. Ist das die Göttin? »Wer bist du?«, fragte sie laut und sank auf die Knie.
    Doch irgendetwas an dieser Gestalt war ... nicht ganz richtig. Nicole wusste tief in ihrer Seele, dass dies nicht die Göttin war, sondern ein geringeres Wesen. Aber sie wollte die Erscheinung nicht beleidigen, die womöglich hier war, um ihr zu helfen. Also verharrte sie auf den Knien. »Bist du eine Freundin? Hast du die Tür repariert?«
    Die Gestalt blieb stumm.
    Nicole versuchte es erneut. »Bist du Isabeau?« Tante Cecile hatte vergangenes Jahr eine Séance geleitet, bei der Isabeau Besitz von Holly ergriffen hatte, aber Nicole hatte sie nicht gut sehen können. Und da die Erscheinung so tief verschleiert war, konnte sie sie unmöglich erkennen.
    Die Gestalt sagte noch immer nichts, sondern streckte ihr den Dolch hin. Nicole hob unsicher die Hand. »Gehört der James?«, fragte sie und stand auf.
    Zur Antwort neigte die Gestalt den Kopf, nur einen Fingerbreit. Dann wandte sie sich halb um und starrte auf das Kopfteil des Bettes. Nicole folgte ihrem Blick und ging zum Bett, wobei sie nervös einen Bogen um die Gestalt schlug.
    »Ist da etwas für mich?«, fragte Nicole.
    Sie trat vor das Bett und berührte die Schnitzerei des Gehörnten Gottes auf dem Haufen menschlicher Schädel.
    Er wackelte leicht.
    Sie blinzelte, nahm ihn mit den Fingerspitzen, bewegte ihn sacht hin und her und zog dann die Gestalt aus der Schnitzerei heraus. Ein Loch von etwa fünf Zentimetern Durchmesser war in das Holz gebohrt, und sie lugte hinein.
    Da lag eine kleine Sammlung von Gegenständen, darunter ein Ring, zwei glatt geschliffene Steine und noch etwas ... Sie holte es heraus und erkannte, dass es sich um eine winzige Wachsfigur handelte, um deren Kopf eine Haarsträhne gewickelt war. Ihr Haar.
    Sie schluckte und blickte zu der verschleierten Gestalt auf. »Bin ich das?«
    Die Erscheinung streckte die Hand aus.
    Nicole drückte das Wachspüppchen unsicher an ihre Brust. »Du willst das haben?«
    Die Frau bewegte leicht den Kopf. Es war unheimlich, dass sie kein Wort sprach und beinahe reglos blieb. Alles ging zu schnell. Nicole war erschöpft vom langen Laufen und immer noch so verängstigt, dass sie kaum stehen, geschweige denn überlegen konnte, was das alles bedeuten mochte. Sie brauchte einen Moment Zeit zum Nachdenken ... doch diese Zeit hatte sie nicht.
    »Aber ...« Sie blickte auf die kleine Figur, die Sternchen und den Dolch hinab. Soweit sie das beurteilen konnte, wollte die Frau ihr helfen. Sie schien zwar kein himmlisches Wesen zu sein, stand aber offenbar auf Nicoles Seite. Jedenfalls spürte Nicole das in den Knochen, auf eine Art, die sie nicht annähernd begreifen konnte.
    Dann drehte die Frau den Dolch um und reichte ihn Nicole mit dem Griff voran.
    Nicole holte tief Luft und schlang die Finger darum.
    Ein eisiger Schauer lief ihr über den Rücken. Und im Geiste sah sie ...
    … einen Souvenir-Laden. Die

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