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Hexenerbe

Hexenerbe

Titel: Hexenerbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Viguié , Nancy Holder
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der Brust riss und es Holly zeigte. Sie dachte an Hecate, das tote Geistertier, und daran, wie Bast ihr und ihren Cousinen stolz den toten Bussard präsentiert hatte wie eine Trophäe. Aber jetzt war es Barbaras krankes, vergiftetes Herz, das ihr hingehalten wurde - ihr schlagendes Herz, das blutete und solche Qualen litt ...
    AUFHÖREN!
    Das Wesen verschwand ... aber Holly spürte noch immer eine heimtückische Gegenwart. Auch wenn sie es nicht länger sehen konnte, quälte es Barbara weiterhin.
    Sie eilte zum Warteraum, wo alle zu ihr aufblickten. »Wir müssen Barbara hier rausschaffen.«
    Onkel Richard, der auf und ab gelaufen war, hielt inne und sah sie an. »Setz dich, ich kümmere mich um den Papierkram.« Damit ging er hinaus.
    Holly sank auf einen Stuhl und nahm den Kaffee, den Tante Cecile ihr anbot. Sie war müde und sehr besorgt. Die Fronten wurden abgesteckt ... quer über lebendige Körper und mitten durch schlagende Herzen.
    Ein tödliches Spiel, das Michael Deveraux da treibt, dachte sie. Und ich kann es mir nicht leisten zu verlieren.
    Erschöpft schloss sie die Augen.
    Wie viele Generationen von Cathers und Deveraux haben dieses Spiel immer weiter fortgeführt? Das muss aufhören. Wir müssen gewinnen.
    Johnstown, Pennsylvania: 31. Mai 1889,
    zwei Uhr nachmittags
    Der Wasserstand des Stausees war über Nacht um einen guten halben Meter gestiegen. Die Talsperre bei South Fork ächzte unter dem Druck der zusätzlichen Wassermassen. Der Damm war alt und schadhaft, doch das schien niemanden weiter zu kümmern. Alle erwarteten, dass er auch weiterhin hielt, wie er schon immer gehalten hatte. Jedes Jahr nach den schweren Regenfällen kratzten sich die Leute am Kopf und staunten darüber, dass der Damm immer noch stand, doch sie unternahmen nichts, um das Bauwerk für den Kampf gegen die andrängenden Wassermassen zu stärken.
    Gut zwanzig Kilometer unterhalb des Damms in der Ebene lag die kleine Stadt Johnstown. Die braven Bürger murrten hin und wieder über die reichen Eigentümer der Talsperre, doch dieses Murren bedeutete nicht viel. Es war nur Gerede, etwas, worüber man sprach wie über das Wetter.
    Und so murrte das Städtchen Jahr für Jahr vor sich hin, und der Damm ächzte, und niemand unternahm etwas. Der Wasserdruck nahm zu, der Wasserpegel im Stausee stieg, und ein winziger Riss im Damm wurde zu einem Leck.
    Dieses Leck hatte man allerdings bemerkt, und nun bemühten sich mehrere Männer, den Druck auf den Damm zu verringern. Unter anderem versuchten sie, einen neuen Kanal zu öffnen, damit das Wasser abfließen konnte. Doch dieser Versuch reichte nicht, und er kam zu spät. Stöhnend hielt der Damm nun eine Wasserwand von achtzehn Metern Höhe zurück.
    Claire Cathers war glücklich. Der Gedanke überraschte sie, während sie die vordere Veranda fegte. Sie hielt inne, stützte sich kurz auf den Besenstiel und blickte gedankenverloren die nasse Straße entlang. Die Sonne würde bald untergehen, und der Regen hatte vorübergehend nachgelassen. In etwa zwei Stunden würden ihr Mann und ihre Tochter wieder zu Hause sein.
    Beim Gedanken an Ginny lächelte sie. Das kleine Mädchen war wunderhübsch, eigensinnig und hitzig - eine waschechte Cathers. Das wunderte allerdings niemanden. Das Cathers-Blut schien sich immer durchzusetzen, und ihre kleine Virginia hatte eine doppelte Dosis davon bekommen.
    Wenn jemand fünf Jahre zuvor behauptet hätte, Claire würde einmal Peter heiraten, ihren Cousin dritten Grades, der sie als Kind so oft gequält hatte - sie hätte denjenigen für verrückt erklärt.
    Der alte Simon Jones blieb vor ihr stehen und tippte sich an den Hut. »Tag, Mrs. Claire.«
    »Guten Tag, Simon. Wie geht's denn heute so?«
    »Weiter, solange der Damm hält.«
    Sie lachte gutmütig über den Scherz. Der Damm hatte stets Anlass zur Besorgnis, zu Gerede und Witzen geboten. Aber das alte Bauwerk hielt nach wie vor.
    Der Himmel verdunkelte sich zusehends, und ein paar dicke Regentropfen klatschten auf den nassen Boden.
    »Ich wünsche einen guten Abend, Simon«, rief sie dem davoneilenden Mann nach.
    »So Gott will und der Bach nicht überläuft. Na ja, jedenfalls nicht noch weiter.«
    Sie lächelte. Das Leben war schön. Ja, es hatte sich ganz anders entwickelt, als sie erwartet hatte. Ihre Mutter war gestorben, als sie noch ein kleines Mädchen gewesen war. Ihr Vater, ein strenger, ewig unzufriedener Mann, fügte sich in so gut wie jeder Frage seinen zwei älteren Schwestern, und diese

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