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Hexenfluch: Roman (German Edition)

Hexenfluch: Roman (German Edition)

Titel: Hexenfluch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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Wahrscheinlich nichts anderes als Wunschdenken. Kristen ballte die Fäuste fester. Er hatte Lyresha Ellas Namen nicht genannt. Er hatte es nicht! Zumindest daran würde er sich erinnern! Er hatte Ella nicht …
    Ein Scharren, ein scharfer Atemzug.
    Er fuhr herum. Mikah stand hinter ihm. Die weit aufgerissenen Augen des Jungen glitten über ihn. Kristen wusste, was er sah. Es war lange her, dass sie ihm die Haut so gründlich in Fetzen geschnitten hatte. Sehr lange. Nur ein bisschen mehr, und sie hätte ihn bei lebendigem Leibe gehäutet.
    Als der Blick des Jungen seinen traf, wollte er sich weiter aufrichten. Störrisch das Kinn vorschieben. Ihn anschreien, dass er nicht so gaffen, sich zum Teufel scheren sollte. – Doch unter dem Ausdruck in den goldenen Augen des Jungen zerbrach etwas in ihm. Er sank in die Knie. Ohne es verhindern zu können. Senkte den Kopf, krümmte die Schultern. Stützte sich mit einer Hand auf den schwarzen Fliesen am Boden, mit der anderen an der Wand ab. Schloss die Augen. Das nasse Haar fiel ihm ins Gesicht.
    Nur das Prasseln der Dusche war zu hören.
    Ansonsten: Stille.
    Schweigen.
    Geh!
    Lass mich!
    Ich will dich nicht! Ich will nicht, dass du mich so siehst. Ich kann es nicht ertragen.
    Die Worte hingen in seiner Kehle fest. Er hatte es bei Line nicht über sich gebracht, sie auszusprechen. Er brachte es auch bei Mikah nicht über sich.
    Die Stille, das Schweigen dauerten an.
    Kristen hob den Kopf nicht, als Mikah sich irgendwann räusperte. Auch nicht, als der Junge nach einem weiteren Moment zu ihm in die Dusche trat und über ihn hinweglangte, um das Wasser abzustellen.
    Wieder Schweigen. Verlegen. Geradezu … hilflos.
    Schließlich kauerte Mikah sich vor ihn. Der Junge räusperte sich abermals. » Sie hat mich hergeschickt.« Jetzt hob er den Kopf zumindest weit genug, um den Kleinen ansehen zu können. »Damit.« Er hielt ihm einen flachen Tontiegel hin. Kristen wusste, was darin war. Die blassrote Paste würde sich im ersten Moment anfühlen wie glühendes Eisen auf rohem Fleisch. Aber nach ein paar Minuten Hölle würde sie jeden Schmerz für die nächsten vier oder fünf Stunden betäuben. Und die Spuren ihrer Krallen schneller heilen lassen. – Ohne Narben.
    Kristen verzog die Lippen zu einem düsteren Lächeln. »Lass mich raten: Sie will etwas von mir?«
    Dass sie ihn nicht einfach in diesem Zustand zu sich befahl, hatte nichts mit Mitleid zu tun. Sie brauchte ihn ›intakt‹. Das war alles. Er fragte sich nicht, wofür. Oder warum. Es interessierte ihn nicht. Letztlich würde er es früh genug erfahren.
    Mikah nickte.
    Kristen ließ den Kopf zwischen die Arme zurückfallen. Sein gequälter Atemzug wurde zu leisem Gelächter. Hart. Bitter. Und böse. Eine Hand nach wie vor an den Fliesen, stemmte er sich schwerfällig vom Boden hoch. »Dann sollte ich sie wohl nicht warten lassen, was?« Ein wenig unsicher auf den Beinen, schob er sich an Mikah vorbei aus der Dusche. Der Junge folgte ihm. Kristen stützte sich mit beiden Händen auf den Rand des Waschbeckens und musterte sich im Spiegel … Offensichtlich war sie ziemlich wütend gewesen. Vor Erleichterung schloss er eine Sekunde die Augen. Also hatte er ihr nicht gesagt, was sie wissen wollte. Wenigstens ein Lichtblick. Was nichts daran änderte, dass er Ella aus L.A. fortschaffen musste. So schnell wie möglich.
    Ein leises Scharren ließ ihn die Augen wieder öffnen. Mikah hatte den Tiegel neben ihn auf den Waschbeckenrand gestellt. Und griff eben nach einem Handtuch. So als wollte er …
    Kristen stieß ein Knurren aus. »Gib her. Ich kann mich allein abtrocknen.« Unwirsch streckte er die Hand aus. Wenn auch mehr als hölzern.
    Mikah hielt das Handtuch nur noch fester. Zog es sogar ein kleines Stück weiter aus seiner Reichweite. »Ja, klar.«
    Er zischte unwillig. »Du bist entschieden zu aufsässig, Kleiner.«
    Der Junge schob das Kinn vor. »Muss ich mir bei irgendwem abgeschaut haben.«
    »Dann solltest du es dir ganz schnell wieder abgewöhnen. Die falschen Vorbilder können ungesund sein. – Dann behalte es meinetwegen.« Ob nasse oder – leidlich – trockene Haut, war bei der Paste gleichgültig. Kristen tauchte die Finger in den Tiegel, tupfte die Paste vorsichtig auf die Schnitte, die über Arme und Schultern, seine Brust und seinen Bauch – und ein Stück tiefer – liefen. In den meisten stand bereits wieder Blut. Aus einigen hatte es sogar schon wieder begonnen abwärtszurinnen.
    Das

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