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Hexenfluch: Roman (German Edition)

Hexenfluch: Roman (German Edition)

Titel: Hexenfluch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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Stunden im OP. ›Aaron‹ kniete über ihr. Oder hatte es bis eben, denn gerade richtete er sich auf. »Na also.« Nachlässig klopfte er sich Erde vom Knie, zwinkerte Ella zu. »Sie gehört dir.« Die Worte galten jemandem irgendwo hinter ihr. Wie die Frau zuvor bekam auch er keine Antwort. Ella warf einen hastigen Blick über die Schulter; nicht lang genug, um ihr mehr zu offenbaren als Schatten zwischen ein paar einsamen Bäumen, bevor ihre Augen sofort wieder zu ihm zurückzuckten. Sein harmlos-aalglattes Lächeln wurde spöttisch, als sie auf die Ellbogen gestemmt rücklings von ihm fortrutschte. Aber er machte keine Anstalten, sie daran zu hindern, auch, dass sie sich langsam und vorsichtig aufsetzte, sich schließlich auf die Füße mühte; obwohl schlagartig ein mörderisches Hämmern hinter ihrer Stirn saß; wachsam, ohne ihn eine Sekunde aus den Augen zu lassen. Während sie gleichzeitig versuchte, auf das zu lauschen, was vielleicht doch hinter ihr sein mochte.
    »Was … haben Sie mit mir gemacht?« Ihre Stimme war rau, unsicher. Sosehr sie sich auch bemühte, sie fest klingen zu lassen. Hätte sie gekonnt, hätte sie sich irgendwo festgehalten. Aber da war nichts. Zumindest nicht in ihrer direkten Umgebung. Die Luft schmeckte … bitter. Es war kalt. Das Licht trüb, grau, krank; mehr Dunkelheit als Licht. – Die andere Seite! Sie war auf der anderen Seite. In den Schatten. Sie schob die Hände unter die Arme. Versuchte, sich unauffällig weiter umzusehen. Und ihr Schaudern zu unterdrücken.
    Noch immer mit diesem Lächeln hob ›Aaron‹ lässig die Schultern. »Nur dafür gesorgt, dass du uns keine Schwierigkeiten machst, Herzchen. Oder uns am Ende deine Freunde auf den Hals schreist.«
    Grabsteine. Das, was da um sie herum aus dem Boden ragte, waren Grabsteine. Ein paar Meter weiter stand eine Engelsstatue auf einem Sockel. Ihr Unterarm fehlte. Sie hatte sie schon einmal gesehen. Auf einem Foto. Irgendwo in einem Bildband … Über die ältesten Friedhöfe von L.A.
    »Was wollen Sie von mir?«
    Wo war Christian? Oder waren nur dieser Aaron und die Frau, deren Stimme sie zuvor gehört hatte, hier?
    Lachend hob Aaron die Hände. »Ich? – Gar nichts.« Mit einem kleinen Nicken wies er hinter Ella. »Sie?« Sein Lachen wurde zu einem boshaften Grinsen. »Dich.«
    Ella drehte sich um – und versuchte gleichzeitig, Aaron nach wie vor nicht aus den Augen zu lassen.
    Die Frau war im ersten Moment nur ein Schatten neben einem weiteren Engel. Die Wange hatte sie gegen die steinerne Schulter der Statue gelehnt. So vertraut, als sei der Engel eine Kreatur aus Fleisch und Blut. Ein eleganter Abendoverall schmiegte sich um sie wie schwarzer Rauch. Darunter trug sie – unübersehbar – nichts. Ihr Körper schien so makellos zu sein wie ihr Gesicht. – Ein Gesicht, das bei aller Schönheit auf eine unerklärliche Art … grausam war. In der Dunkelheit konnte Ella beim besten Willen nicht sagen, welche Farbe ihr Haar hatte. Nur, dass es ihr fast bis zur Taille reichte. Zumindest der Teil, der nicht zu einer kunstvollen Frisur hochgesteckt war. Mit den Fingerspitzen strich sie den Arm des Engels auf und ab, während sie Ella betrachtete. Als sei sie ein besonders interessantes Insekt. Auf. Ab. Langsam. Hypnotisierend. Lasziv. Die Dunkelheit schimmerte auf ihren Fingernägeln. Fingernägel? Nein. Eher Krallen. Die aussahen, als könnten sie mit jedem Skalpell mithalten.
    Ellas Herz schlug hart in ihrer Kehle. Trotzdem ballte sie die Fäuste. Gab den Blick der Frau mit all der Entschlossenheit zurück, die sie sich in den Jahren in Afrika angeeignet hatte. Auch wenn eine kleine Stimme in ihrem Kopf warnte, dass diese Frau nichts mit den skrupellosen Mördern gemein hatte, denen sie dort immer wieder gegenübergestanden hatte, wenn sie gekommen waren, um eines der Kinder oder einen der jungen Männer, denen sie gerade eine Kugel oder Schrapnellsplitter aus den Körpern operiert hatte, zurück zu ihrer ›Truppe‹ zu holen. Diese Frau war nicht so. Im Gegenteil. Sie war schlimmer. Und die Stimme in ihrem Kopf flüsterte auch einen Namen …
    Ella biss die Zähne zusammen. Sie hatte die Kinder damals nicht herausgegeben, selbst wenn diese Kerle mit ihren Waffen vor ihr herumgefuchtelt hatten, sie würde auch jetzt nicht klein beigeben. Auch wenn ihr vor Angst eiskalt war. »Was wollen Sie von mir?«
    Die Frau neigte den Kopf. Ihr Blick wanderte abermals über Ella, während sie sich von der Seite des

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