Hexenfluch: Roman (German Edition)

Hand. Rammte ihr mit einem Ruck abermals den Oberschenkel zwischen die Beine, hob sie beinah von den Füßen. Sie schrie auf, warf den Kopf zurück, wand sich, zerrte an seinem Griff. »Nein … Christian, nein! Hör auf! Bitte …«
    Er packte sie am Kiefer, drehte ihr Gesicht mit Gewalt zu sich zurück, zwang sie, ihn anzusehen, ihm in die Augen zu sehen. Für eine Sekunde war etwas darin, schien er auf etwas zu lauschen, flammte wilde Befriedigung in ihren Tiefen. Und dann war alles wieder fort. Er verstärkte seinen Griff. »Du wirst tun, was ich dir sage.« Erbarmungslos hielt er ihren Blick mit seinem fest. Ella keuchte. Bog den Rücken durch. Stemmte sich abermals mit aller Kraft gegen ihn …
    Wie zuvor presste er sie mit der ganzen Länge seines Körpers gegen den Sockel. Lehnte sich dicht zu ihr. »Du gehörst auf die andere Seite.« Beinah hätte seine Stirn ihre berührt. »Nicht wie ich.« Seine Lippen streiften ihre Wange. Plötzlich waren ihre Hände frei. Seine Finger gruben sich in ihr Haar. Ein Wispern direkt neben ihrem Ohr: »Lauf!« Sein Mund traf ihren. Sie stieß ihn verzweifelt von sich, und plötzlich war sein Gewicht verschwunden. Blindlings schlug sie zu, taumelte von ihm weg und floh. Lauf! Ohne nachzudenken. Stolperte zwischen den Grabsteinen entlang, verfolgt von Schreien und wutentbranntem Heulen und wildem Gelächter, das zu einem Brüllen wurde. Hinter ihr explodierte Magie. Trieb sie vor sich her wie eine gigantische Druckwelle. Die Erde schüttelte sich. Die Dunkelheit schrie, bäumte sich auf. Die Schatten duckten sich, krümmten sich. Der Wind kreischte, wimmerte, wirbelte um sich selbst, heulte. Sie stolperte gegen einen Baum, zwischen zwei weiteren hindurch, durch Kälte. Konnte kaum noch atmen, als Hände sie unvermittelt packten, zu Boden zwangen. Markus Danner warf sich über sie. Brüllte Unverständliches. Macht rollte über sie hinweg. Prallte gegen eine zweite. Um sie herum tobten die Schatten. Irgendwo in der Dunkelheit schrie jemand in purer Agonie … Dann war alles so plötzlich vorbei, wie es gekommen war. Von einer Sekunde zur nächsten erfüllten nur noch Ellas viel zu schnelle Atemzüge die jähe Stille.
    Es dauerte lange, bis Danner sich endlich aufrichtete, ihr aufhalf. David Monroe fluchte, streifte hastig das Sakko ab und legte es Ella um die Schultern. »Schweine.«
    J. J. drängte sich zwischen den beiden Männern hindurch, nahm sie in die Arme. »Bist du in Ordnung?«
    Ella nickte schwach. Sosehr sie sich auch bemühte: Sie konnte nicht aufhören zu zittern. Oder mit den Augen die Dunkelheit abzusuchen. Dort, wo Christian sein musste.
    Hinter Monroe starrte Yazmin in die Richtung, aus der Ella gekommen war. »Großer Gott, was war das?«
    MacCannan drehte sich zu ihnen um. Die zweite Macht schien noch immer um ihn herum zu irrlichtern. »Havebeeg.« Sein Blick fand Ellas. »Das war Kristen Havebeeg. – Oder zumindest eine kleine Kostprobe seiner Macht.«
    Sie sah ihn an. ›Lauf!‹ Er hatte ›Lauf!‹ gesagt. – Nein. Das konnte nicht sein.

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    Er lag auf den Knien und lachte. Lachte wie wahnsinnig, während ihm Blut aus der Nase rann, aus dem Ohr. Spürte, wie es in seinem Kragen versickerte. Sich mit dem vermischte, was aus den Schnitten lief, die Lyreshas Klauen auf ihm hinterließen. Weil sie kreischend vor Wut auf ihn eindrosch. Im Moment noch, ohne Magie zu Hilfe zu nehmen, um ihn zum Schreien zu bringen. Nicht, dass er über der alles zerfressenden Qual des Bannfluchs noch irgendetwas anderes gespürt hätte. Ab einem gewissen Punkt gab es keine Steigerung von Schmerz mehr.
    Bei ihrem nächsten Schlag musste er sich mit der Hand am Boden abfangen. Aaron stand hinter ihr und starrte ihn an. Hatte dieser Schwachkopf tatsächlich geglaubt, dass das, was der Bannfluch ihm von seiner Magie zu zeigen erlaubte, alles war, worüber er gebot? Da war mehr. Sehr viel mehr. Nur hatte er sich in all den Jahrhunderten von der Qual in Schach halten lassen. Weil es nichts gegeben hatte, das ihm genug bedeutete, um den Bannfluch mit all seiner Macht zu wecken. Die Agonie heraufzubeschwören, die dieses Erwachen mit sich brachte; das Gefühl heraufzubeschwören Majte bei sich zu haben, seinen Sohn.
    Aber manchmal … manchmal war ein Preis es wert, bezahlt zu werden.
    Für einen kurzen Moment hatte er alles auf eine Karte gesetzt. Alles. Ausnahmslos. Und zumindest diese Schlacht gewonnen. Für Ella. Was jetzt kam, war ihm egal. Wenn sie ihn zum