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Hexenfluch: Roman (German Edition)

Hexenfluch: Roman (German Edition)

Titel: Hexenfluch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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Krüppel machte. Wenn sie seinen Verstand zerbrach. Es war ihm egal. Er hatte sie in MacCannans Arme getrieben. Er und sein Zirkel würden sie von jetzt an beschützen. Ella war vor Lyresha sicher. Das war alles, was zählte.
    Kristen konnte einfach nicht aufhören zu lachen.

  36
     
    Der Kaffee in ihrem Becher war kalt geworden. Ohne dass Ella auch nur einen Schluck davon getrunken hätte. Wie jedes Mal, wenn sie hierherkam. Hierher. Zum Havreux Tower.
    Sie wusste selbst nicht, warum es sie hierherzog. Warum sie Stunde um Stunde in dem kleinen Park schräg gegenüber seines Haupteingangs herumlungerte und das Kommen und Gehen auf der anderen Straßenseite beobachtete. Warum sie immer noch hier in L.A. war, obwohl eine renommierte Klinik in Europa ihr ein äußerst verlockendes Jobangebot gemacht hatte. Eines, das sie eigentlich gar nicht ausschlagen konnte. Und bei dem sie den Verdacht nicht loswurde, dass Alec MacCannan – Mac – irgendwie etwas damit zu tun hatte. Vor allem, weil er und J. J. beide darauf drängten, dass sie es annahm, damit sie aus »Havebeegs Reichweite« kam. – Dabei erstaunte es sie nach wie vor, dass die Klinikleitung es selbst jetzt noch, obwohl sie so lange gezögert hatte, aufrechthielt. Sie musste nur ›Ja‹ sagen und hätte sofort anfangen können. Sie wusste nicht, warum sie sich zum zweiten Mal Bedenkzeit ausgebeten hatte. Oder doch?
    ›Lauf!‹ Ein Wort, von dem sie noch nicht einmal sicher war, dass sie es tatsächlich gehört hatte.
    Die beiden mächtigen Sphinxen auf den massiven Basaltblöcken rechts und links der flachen Stufen zum Eingang spreizten und schlossen unruhig ihre Schwingen. Sogar von hier aus konnte sie die Ketten sehen, die die Kreaturen an die Steine fesselten. Und sogar bis hier war – je nachdem, wie der Wind stand – die Kälte zu spüren, die den Havreux Tower umgab. Ebenso wie die tiefen Schatten, die um das Gebäude herum so viel dunkler waren als an jedem anderen Ort in der Nähe. Und die sich seit einigen Tagen langsam, aber unaufhaltsam die gesamte Glasfront hinauffraßen. 44 Stockwerke, 174 Meter. Senkrecht in die Höhe. Zumindest auf den ersten Blick einer jener modern-eleganten Hochhaustürme, dessen Namen man in einem Atemzug mit dem Eureka Tower, dem Shanghai World Financial Center oder den Petronas Towers nannte. Stahl und Glas. Das eigentlich in der Sonne ebenso hätte spiegeln und glänzen müssen wie die Wassertropfen, die der spiralförmige Springbrunnen in der Mitte des kleinen, halbrunden Platzes vor dem Tower in meterhohen Fontänen in den Himmel spuckte. Es aber nicht tat. Und das nicht, weil die Sonne für heute kaum noch mehr als ein roter Streifen am Horizont war.
    Doch auf den zweiten Blick waren da im unteren Drittel schwarzer Stein, unzählige Erker, geschwungene Vorsprünge, Türme und Mauerabsätze, bei denen jeder Statiker geschworen hätte, dass sie nach den Gesetzen der Gravitation schlicht unmöglich waren. Als habe jemand die Fotografien von zwei Gebäuden übereinandermontiert, die nur den Grundriss und die Höhe gemeinsam hatten. Und selbst das noch nicht einmal zu einhundert Prozent. Die Geisterfotografie eines Hochhauses.
    Und über allem lagen die Schatten. Nur das Penthouse an der Spitze war von ihnen bisher anscheinend noch verschont geblieben. – Nichts davon schien einem der zahllosen Passanten aufzufallen.
    Ella drehte den Kaffeebecher in den Händen. Von dort oben musste man einen grandiosen Blick über L.A. und das Meer haben. Jetzt verstand sie auch, warum er immer zu ihr nach Hause gekommen war und sie nie zu sich – hierher – eingeladen hatte. Oder?
    Sie war sich nicht sicher.
    Ella nippte an ihrem Kaffee und verzog das Gesicht, als sie zu spät bemerkte, dass er kalt geworden war. Ihre Haare waren jetzt schwarz gefärbt und für ihre Verhältnisse geradezu schmerzhaft kurz geschnitten. – Nicht die einzige Veränderung an ihr. Yaz und J. J. hatten ganze Arbeit geleistet. Vermutlich hätten sie noch ganz andere Dinge getan, wenn sie gewusst hätten, dass es sie seit jenem Tag vor drei Wochen immer wieder hierher zog.
    Markus hatte ihr ein kleines Apartment in Santa Monica besorgt. Die Sachen, die sie nicht hatte mitnehmen können, waren in einem Lagerhaus untergestellt. Sushi war von ihrem Umzug zuerst alles andere als begeistert gewesen. Doch seit kurzem hatte ein Kater – ein roter Koloss von Katze, in dessen Stammbaum David Monroe einen Puma vermutete, nachdem er ihn einmal aus der

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