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Hexenfluch: Roman (German Edition)

Hexenfluch: Roman (German Edition)

Titel: Hexenfluch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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zum Santa-Monica-Pier, sondern an ein abgelegenes, einsames Strandstück ein gutes Stück außerhalb von L.A. Ein Spaziergang am Wasser half ihr normalerweise immer, den Kopf freizubekommen. Diesmal nicht. Schließlich hatte sie es aufgegeben. Sie war zurückgefahren und hier gelandet. Mit klopfendem Herzen, zitternden Händen und dem Wunsch, davonzulaufen und die Zeit zurückzudrehen. Da Letzteres absolut unmöglich war – das hatte sogar Havreux zugegeben –, hatte sie beschlossen, da weiterzumachen, wo ihr Leben an jenem Tag geendet hatte. Zumindest für heute Abend. Sie hatte die alte Mrs. Groner besucht. Aus der kurzen Stippvisite, um zu sehen, wie es ihrer Patientin ging, waren drei Tassen Kaffee und mehrere selbstgebackene Muffins geworden. Mrs. Groner war anscheinend gar nicht aufgefallen, dass Ella es vermied, ihr die Hand zu geben. Oder sie anderweitig zu berühren. Bei jeder Geste, jeder Bewegung, jedem Handgriff, der für sie früher vollkommen selbstverständlich gewesen war, war der Gedanke da gewesen: Du wirst das nie wieder tun können, ohne Handschuhe zu tragen. Du wirst immer mit der Angst leben, dass du einmal versehentlich jemanden ohne berührst …
    Irgendwann hatte sogar Mrs. Groner bemerkt, dass sie angespannt war. Das war der Augenblick gewesen, in dem Ella sich verabschiedet hatte.
    Inzwischen hatten die jungen Männer sie bemerkt. Roman, der mit seinem Kumpel unter der Motorhaube gehangen hatte, richtete sich auf und drehte sich zu ihr um. »Hi, Doc Thorens. Wie geht es Gran?« Er machte keinen Hehl daraus, wie er zu der alten Frau stand. Und niemand, der auch nur über einen Hauch Grips verfügte, würde es wagen, ihn deswegen von der Seite anzumachen. Nicht, wenn er an seinem Leben hing. Oder zumindest an seinen Zähnen.
    »Gut. Sie muss ihre Tabletten weiter nehmen. Regelmäßig.« Ella fragte nicht, woher er wusste, dass sie bei seiner Großmutter gewesen war. Roman wusste alles, was in seinem Viertel vor sich ging. »Und es wäre schön, wenn sie wenigstens einmal am Tag an die frische Luft käme.«
    »Ich sag’s Josie.« Cammy lehnte sich neben seinem Bruder an den Kotflügel und zündete sich eine Zigarette an. »Die kann sich drum kümmern. Gran mag sie.« Er blies den Rauch in die Luft. »Die beiden zocken zusammen. Wenn Gran nicht versucht, ihr Stricken beizubringen.«
    »Sie fahren immer noch diesen babyblauen Impala, Doc, nicht wahr?« Roman nahm seinem Bruder die Zigarette aus der Hand und zog seinerseits daran, bevor er sie zurückreichte.
    »Er ist metallic-blau«, korrigierte Ella.
    Grinsen und Gelächter von allen Seiten. Roman nickte, ebenfalls grinsend. »Sag ich doch. Babyblau. Mit diesem komischen Steinbockaufkleber.«
    »Das ist eine Gazelle.« Ella schnaufte theatralisch. »Meinetwegen. Ja, ich fahre einen babyblauen Impala. Warum?«
    Roman zuckte lässig mit den Schultern. »Wollte es nur noch mal wissen. Ich hab den Jungs in der Gegend eingeschärft, dass sie diesen babyblauen Impala in Ruhe lassen.« Er tauchte wieder unter die Motorhaube des Ford – nur, um gleich wieder darunter zum Vorschein zu kommen. »Aber ich wüsste, wo wir ein paar Teile herkriegen, mit denen wir ihn ein bisschen aufmotzen können für Sie, Doc.«
    »Nein danke!« Abwehrend hob Ella die Hände. »Ich bin sehr zufrieden mit meinem Auto, so wie es ist.« Sie wollte gar nicht wissen, woher diese ›paar Teile‹ stammen würden. »Wenn ihr etwas ›aufmotzen‹ wollt, dann denkt lieber mal darüber nach, wie ihr deiner Großmutter das Treppensteigen erleichtern könnt.«
    Roman stützte sich gegen die Motorhaube und musterte sie. Auf eine irgendwie gefährliche Art, die sie unwillkürlich an Havreux erinnerte. Ganz genau so hatte der sie angesehen, als sie auf ihrem Sofa zu sich gekommen war. Am liebsten hätte sie sich auf die Zunge gebissen.
    Dass ihr Mund vollkommen ausgedörrt war, wurde ihr erst klar, als Roman plötzlich grinste und nickte. »Okay, dann nicht. Und was Grans Treppe angeht: Wir lassen uns was einfallen. Versprochen. Zufrieden?«
    Zufrieden wäre sie erst, wenn er ihr versprechen würde, dass in dieser Gegend keine Drogen mehr verkauft würden – vor allem nicht an Kinder – und dass diese ewigen Schießereien und Messerstechereien aufhörten. »Ja.«
    »Na dann …« Roman nahm seinem Bruder die Zigarette für einen letzten Zug ab. »Soll einer von uns Sie zu Ihrem Wagen bringen, Doc?«
    »Nein danke!« Je weniger sie mit Romans Freunden gesehen wurde, umso

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