Hexenfluch: Roman (German Edition)
dann.
»Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Wollen wir? – Es sei denn, Sie müssen noch etwas einkaufen …«
»Nein. Alles da.« Entschlossen schob sie ihren Wagen vorwärts. Wie beim letzten Mal folgte er ihr wie ein Schatten durch die Gänge zur Kasse. Und wie beim letzten Mal zogen sie alle Blicke auf sich. Sie unterdrückte ein Seufzen. Der Fluch der kleinen Malls. Sie konnte sich das Gerede jetzt schon vorstellen.
Havreux trug ihr die Einkäufe zu ihrem Impala, verstaute sie im Kofferraum und verabschiedete sich mit einem Nicken und einem einfachen »Bis gleich«, um zu seinem eigenen Auto zu gehen, das zwei Reihen weiter stand.
Verrückterweise war sie für die kurze Gnadenfrist dankbar, die die Fahrt von der Mall zu ihrem Haus bedeutete. Auch wenn er mit seinem Wagen direkt hinter ihr war.
Der Knoten in ihrem Magen meldete sich mit Verstärkung zurück, als sie in ihre Einfahrt einbog und den Impala vor der Garage abstellte. Und Havreux es ihr nachtat. Im Rückspiegel sah es so aus, als stünde sein Mercedes Stoßstange an Stoßstange mit ihrem Wagen.
Sie stiegen nahezu gleichzeitig aus, aber als sie zu ihrem Kofferraum gehen wollte, winkte Havreux ab.
»Lassen Sie nur, das mache ich.« Offenbar hatte er doch gerade genug Platz zwischen den Stoßstangen gelassen, dass er dazwischen noch hindurchkonnte. »Ich hoffe, das ist okay?« Er nickte zu seinem Mercedes. »Oder provoziere ich damit Gerede in Ihrer Nachbarschaft? Dann kann ich ihn auch raus auf die Straße stellen.«
Ella verkniff sich ein Kopfschütteln. In der Mall kümmerte es ihn nicht, aber hier machte er sich Sorgen, sie zum Ziel von Klatsch und Tratsch zu machen. Typisch Mann.
»Nein. Schon in Ordnung. Mr. Murphy direkt gegenüber ist so kurzsichtig, dass er wahrscheinlich gar nicht sagen könnte, ob ein oder zwei Autos in meiner Auffahrt stehen, und die Roysons daneben sind so selten zu Hause, dass sie vermutlich nicht einmal wissen, wie viele Wagen hier überhaupt gewöhnlich parken. Und das Haus der alten Mrs. Lindberg steht seit ihrem Tod vor ein paar Monaten leer … Also keine Angst.« Sie ging vor ihm her zur Haustür. Allerdings war sie sich nicht sicher, welcher Ruf ihr im Zweifel lieber gewesen wäre: mit ihrem Job verheiratet zu sein oder der eines leichten Mädchens, das jede Nacht einen anderen Mann mit nach Hause brachte. ›Sie können doch nicht nur für Ihren Beruf leben, Mädchen. Sie sind jung und so ein hübsches Ding. Sie sollten einen Mann haben, der Sie auf Händen trägt. Und Kinder‹, hatte Mrs. Lindberg immer wieder gesagt, seit sie hierhergezogen war. Tja. Dumm nur, dass das mit dem ›auf Händen tragen‹ immer in dem Moment endete, in dem sie sich weigerte, ihren Beruf aufzugeben und zum netten kleinen Vorzeigeobjekt am Arm eines Mannes zu mutieren. – Offenbar war es für die männliche Hälfte der Weltbevölkerung unbegreiflich, dass ihre Arbeit als Ärztin ihr Leben war.
Im Wohnzimmer erwartete sie ihr Empfangskomitee: graugetigert, die Vorderpfoten mit den weißen Spitzen sittsam nebeneinander und mit einem Ausdruck in den riesigen grünen Augen, der zwei Dinge sagte: ›Meine Schüssel ist leer.‹ Und: ›Wenn du sie nicht sofort mit etwas Leckerem füllst, werde ich gleich verhungert sein.‹
»Hallo, Sushi. – Sie haben keine Katzenhaarallergie, oder, Mr. Havreux?«, fragte Ella über die Schulter, während sie auf Sushi zuging, um sie zur Begrüßung zu streicheln. Sushi drückte ihren Kopf fest in ihre Hand.
»Nein, keine Katzenhaaraller- …«
Sushi knurrte, machte einen Buckel, plötzlich vor gesträubtem Fell doppelt so dick wie gewöhnlich. Ihr Schwanz schlug hin und her.
Havreux stockte noch im Türrahmen. Die beiden starrten einander an, Ella ihre Katze, Sushis Grollen der einzige Laut im Raum. Sekundenlang. Bis sie mit einem Fauchen aufsprang und aus dem Zimmer schoss.
»Sushi!« Mehr als verblüfft sah Ella ihrer Katze nach. »Was …? – So etwas hat sie noch nie gemacht. Ich …« Sie drehte sich zu Havreux um, der Sushi ebenfalls nachblickte. Mit absolut ausdrucksloser Miene. »Es tut mir leid. Normalerweise ist sie eine unglaublich Liebe … bei jedem …«
Mit einem kleinen Kopfschütteln hob Havreux die Schultern. »Schon in Ordnung. Vielleicht sind wir uns ja schon einmal in einem ihrer anderen Leben unter nicht ganz so guten Vorzeichen begegnet und sie mag mich deshalb nicht. – Das hier soll in die Küche, nicht wahr?«
»Ja, bitte.« Ella ließ ihn vorbei,
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