Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexenfluch: Roman (German Edition)

Hexenfluch: Roman (German Edition)

Titel: Hexenfluch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
Vom Netzwerk:
entspannt lehnte sie an seinem Rücken. – Ungefähr so entspannt wie eine Kobra, kurz bevor sie zubiss.
    Behutsam legte Kristen das Bündel aus Seide vor sich auf den Elfenbeinschreibtisch. »Nach dem fünften Mal habe ich aufgehört zu zählen.« Tatsächlich hatte er bis zuletzt mitgezählt. Aber das musste sie nicht wissen. Zum Schluss hatte es sich angefühlt, als hätte der Bannfluch sich bis auf seine Knochen durch das Fleisch gefressen.
    » Ich habe nicht aufgehört zu zählen, wie oft du heute Nacht den Bannfluch geweckt hast.« Ihr Atem streifte sein Ohr. »Haben wir beschlossen, wieder einmal besonders aufsässig zu sein?« Gemächlich spreizte sie die Finger auf seiner Brust. »Habe ich dich am Ende zu lange nicht mehr daran erinnert, wer über dich und deine Macht bestimmt? Ist es wieder an der Zeit?«
    »Dann wäre ich dir aber nicht mehr wirklich von Nutzen in nächster Zeit.« Er schlug die Seide nachlässig auseinander. »Und ich dachte, du wolltest auch noch die anderen Stücke hiervon.« Das letzte Eck Seide. Ein mattschwarzer Stein kam zum Vorschein. Kristen wandte sich in ihren Armen halb zu ihr um, lächelte spöttisch-träge. »Aber ich finde sicherlich auch wieder einen Käufer für den hier.«
    Sie zischte, gab ihn unvermittelt frei – nein, stieß ihn regelrecht beiseite – und streckte die Hände nach dem Stein aus. Ohne ihn zu berühren. Nicht, dass sie das ohne die Seide überhaupt könnte. »Kannst du seine Macht spüren?« Es kam selten vor, dass sie atemlos klang. Verzückt streichelte sie über die glanzlose Oberfläche. Ihre Fingerspitzen kaum Millimeter darüber.
    Kristen trat weiter zurück. Beobachtete, wie die Schwärze sich kräuselte, zu schwappen, ihrer Bewegung zu folgen schien. Natürlich konnte er die Macht des Steins spüren. Wahrscheinlich hätte das Drecksding sogar ihn verbrannt, wenn er es gewagt hätte, es mit der bloßen Hand anzufassen. Als Antwort zuckte er nur mit den Schultern. »Da du hast, was du wolltest, brauchst du mich wohl im Moment nicht mehr. Dann kann ich ja jetzt gehen.«
    Er war keine drei Schritte weit gekommen, als sie »Du bleibst!« schnappte. Nur um ihn dann einfach da stehen zu lassen, während sie sich weiter mit dem Stein befasste. Kristen sah zur Tür, betrachtete die Maserung. Nicht, dass er nicht schon jede Schattierung, jeden einzelnen Kratzer blind darauf gefunden hätte. Wartete. Zumindest nach außen reglos, gleichgültig. Innerlich fragte er sich, was sie noch von ihm wollte. Sex? – Jetzt noch? Es war kurz vor Morgengrauen in der normalen Welt. Die Zeit, in der Lyresha erfahrungsgemäß schläfrig wurde. Und bösartig. Ein kurzes ›Vergnügen‹ an der Wand oder auf dem Schreibtisch reichte ihr da gewöhnlich nicht. Andererseits wusste sie, dass ›Christian Havreux‹ möglichst regelmäßig hinter den Schreibtisch von Havreux Enterprises zurückkehren musste, wenn er ihr unter den Menschen nützlich sein sollte. Mal ganz abgesehen davon, dass auch in den Schatten ihr Luxus finanziert werden wollte. Oder gab es etwas, für das sie ihn zur ›Rechenschaft‹ ziehen wollte? Und sei es nur, dass sie sich einen Fingernagel abgebrochen hatte. Steckte Marish dahinter? Nach dem, was er gehört hatte, hatte das Miststück Gift und Galle gespuckt, weil eine ihrer ›Schwestern‹ sie letztlich von seinen Fesseln hatte befreien müssen. Gut möglich, dass sie Lyresha damit lange genug auf die Nerven gegangen war, dass sie ihm jetzt die Quittung präsentierte. Er schob die Gedanken beiseite. Müßig, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Es kam, wie es kam. Und er war heute zu müde, um sich auf die Schnelle etwas einfallen zu lassen, um ihre ›Ambitionen‹ in für ihn angenehmere Bahnen zu lenken. – Der Kratzer direkt neben dem Türgriff war neu. – Wie man es drehte: Sie hatte ihn in der letzten Zeit in verdammt viele Betten befohlen. Nur nicht in ihr eigenes. Theoretisch war er mehr als ›überfällig‹.
    »Ist dir heute Nacht etwas Besonderes aufgefallen, Kristen?«
    Kristen löste den Blick von der Tür und wandte sich Lyresha zu. Wie er diese Spielchen hasste. »Was meinst du?«
    Nachlässig breitete sie eine Ecke des Seidentuchs über den Stein. Sofort war seine Macht weniger scharf zu spüren. »Sag du es mir.« Rücklings lehnte sie sich gegen ihren Schreibtisch, griff nach ihrem ›Wein‹glas und sah ihn über dessen Rand hinweg an, während sie einen Schluck daraus trank.
    Kristen hob die Schultern. »Ich war

Weitere Kostenlose Bücher