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Hexengericht

Hexengericht

Titel: Hexengericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Fandrey
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der Widerstand des Mönchs erschlaffte. Diesen Vorteil nutzte Amicus aus. Mit seinen Fingern umschloss er Imberts Fäuste, die das Messer hielten, und drückte sie zu dessen Brust hinunter. Imbert sah seinen Gegner angsterfüllt an. Er schien zu ahnen, dass er den Kampf nicht mehr gewinnen konnte. Amicus lachte siegessicher auf und presste mit seinem ganzen Gewicht das Messer gegen Imberts Körper. Erst erreichte die Klinge den Habit des Dominikaners, dann drang sie knirschend zwischen zwei Rippen in dessen Fleisch. Als sie die Lungen durchstach, spie Imbert Blutfontänen. Strampelnd und röchelnd steckte er in der tödlichen Umklammerung. »Und jetzt fahr zur Hölle«, flüsterte Amicus in Imberts Ohr. Er hob seinen Oberkörper leicht an und ließ sein ganzes Gewicht auf den Griff des Messers fallen. Bis zum Heft bohrte es sich in den erschlaffenden Leib. Erschöpft blieb Amicus auf Imbert liegen.
    »Ist er tot?«, fragte Jeanne. Sie lief zu Amicus und hockte sich neben ihn.
    Prüfend legte er Imbert zwei Finger an den Hals. »Ja«, keuchte er. Langsam rollte er von dem toten Leib des Dominikaners hinunter. Vorsichtig befühlte er seine Wunden.
    »Lasst mich sehen«, sagte Jeanne. Sie riss den Stoff an Hemd und Hose auf. Vorsichtig untersuchte sie die Stiche. »Es sieht schlimmer aus, als es ist. Aber wir müssen die Wunden auswaschen und verbinden.«
    »Dazu ist später Zeit«, sagte Amicus.
    Jeanne griff nach seinen Händen. »Später«, sagte sie, »seid Ihr tot.«
    Knurrend ließ Amicus sie gewähren.
    Jeanne riss ein paar Streifen aus ihrem Kleid. »Ich glaube, nicht weit von hier fließt ein Bach.«
    »Seid wachsam«, mahnte Amicus. »Überall könnten Ritter lauern.«
    »Ich bin auf der Hut«, gab Jeanne zurück. Sie nahm die Fetzen und verschwand in der Finsternis.
    Sie war noch nicht lange fort, als Amicus in der Nähe Schritte hörte. Das musste ein wahrer Tölpel sein, der da geräuschvoll wie ein Elefant durch den Wald trampelte. Kurzerhand zog er das Messer aus Imberts Körper und verbarg sich hinter einem Baum. Die Schritte kamen näher. Fest umschlossen lag das Messer in Amicus Hand.
    Doch dann geschah etwas Unerwartetes. Der Unbekannte stolperte über Imberts Körper und stürzte zu Boden.
    Schon war Amicus zur Stelle und hielt ihm das Messer an die Kehle.
    »Haltet ein!«, rief eine vertraute Stimme.
    »Pierre? Du bist es? Verdammt!«, zischte Amicus. Er ließ die Hand sinken. »Beinahe hätte ich dir das Messer in den Leib gerammt.«
    Pierre schluckte schwer. »Woher soll ich wissen, dass du hier wie eine Spinne auf Beute lauerst?«
    Amicus stand auf. »Sei froh, dass ich es bin und nicht Imbert.«
    »Pah!«, machte Pierre. »Wieso sollte der hier sein? Der wird noch immer im Dorf nach uns suchen.«
    Da lachte Amicus laut auf. »Das glaube ich nicht. Du bist gerade über ihn gestolpert!«
    »Über wen ?«
    »Imbert!«
    Pierre schrie auf und kroch so schnell er konnte auf allen vieren davon. »Ist er tot?«, fragte er aus sicherer Entfernung.
    »Der Bastard weilt in der Hölle. Komm wieder her.«
    Zögernd kehrte Pierre zu seinem Freund zurück. Jetzt sah er auch die roten Flecken auf dessen Kleidern. »Ist das sein Blut?«
    »Seins und meins«, antwortete Amicus.
    In diesem Moment tauchte Jeanne wieder auf. Als sie Pierre erkannte, lief sie zu ihm und drückte ihn an sich. Dann wusch sie Amicus’ Wunden gründlich aus und verband sie. »Das sollte vorerst genügen«, sagte sie. »Es ist Zeit, unser Lager aufzusuchen.«
    »Ob Bruder Raphael schon dort ist?«, fragte Pierre.
    »Gewiss ist er das«, sagte Jeanne. »Schließlich musste er nicht gegen Imbert kämpfen.«
    Sie nahmen Amicus in ihre Mitte, um ihn zu stützen. So schlichen sie durch den Wald zu ihrem Lagerplatz.
Das rätselhafte Idolum
    R aphael musste zwar nicht gegen Imbert kämpfen, doch auch er befand sich in einer schier ausweglosen Lage.
    Brüllend stürmte der Hauptmann auf ihn zu. Wie gelähmt erwartete er den tödlichen Stoß. Es gab kein Entrinnen mehr. Seine Gedanken kreisten um Jeanne und die anderen. Möge der Herr ihnen beistehen und ihre Wege lenken, dachte er noch, dann schloss er die Augen. Näher und immer näher kam das Getrampel der Hufe. Nur noch Augenblicke …
    Da ertönte ein Schrei, gefolgt von lautem Scheppern und einem Fluch.
    Raphael öffnete die Augen und erkannte Lazare, der winkend neben dem am Boden liegenden Hauptmann stand und rief: »Worauf wartet Ihr noch? Kommt endlich!«
    Überrascht lief Raphael zu

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