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Hexengift

Titel: Hexengift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.A. Pratt
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ich habe viel gelesen und beherrsche so ein paar Techniken.« Er zuckte mit den Achseln. »Romantische Spieler sind gute Taktiker, aber gegen Strategie kommt man mit Taktik nicht an.«
    »Nun, das höre ich ebenfalls zum ersten Mal«, erwiderte Marla und spießte ein Stück von ihrem Hühnchen auf. »Für mich war Strategie immer als Langzeitplan definiert, der unweigerlich auf halbem Weg schiefgeht. Man verliert viel zu leicht den Überblick über das Jetzt, wenn man ständig fünf Jahre vorausdenkt.«
    »Taktik ist gut und schön für den Moment, aber sie ist kurzlebig«, sagte Ted. »Auf lange Sicht ist sie sehr verwundbar.«
    »Das Leben ist nichts anderes als eine endlose Aneinanderreihung von Momenten. Einer folgt auf den anderen. Und wenn es einem gelingt, jeden davon zu kontrollieren, dann hat man auch auf lange Sicht die Kontrolle.«
    »Nun«, sagte Ted und blickte auf das Schachbrett mit Marlas liegendem König darauf, »Schach und das echte Leben sind zwar nicht ganz dasselbe, aber ich glaube, man kann bei beidem etwas über das andere lernen.«
    Marla öffnete den Mund, um dagegenzuhalten - immerhin hielt sie sich für eine ausgezeichnete Taktikerin, außerdem
kritisierte Ted gerade, wenn auch verklausuliert, ihren gesamten Lebensstil, ihre Art, ihre Geschäfte zu führen, ihre Feinde zu besiegen -, doch dann klopfte jemand an die Tür. Marla kniff die Augen zusammen. Rondeau konnte es nicht sein, der wäre einfach hereingeplatzt. Besser, sie blieb auf der Hut. »Wer ist da?«, rief sie.
    »Joshua«, antwortete eine samtweiche Stimme, und Marlas Herz begann ein wenig zu zittern.

7
    Scheiße, dachte Marla. »Hey, Ted, trinken Sie ab und zu gerne mal einen?«
    »Manchmal«, sagte er. »Ich …«
    »Gehen Sie nach unten, besorgen Sie sich einen Drink, und fangen Sie mit Rondeau eine Männerfreundschaft an, okay?«
    »Was immer Sie sagen«, antwortete Ted nachdenklich und erhob sich von seinem Stuhl.
    »Sie können Joshua jetzt reinschicken.« Marla musste den Drang unterdrücken, sich mit der Hand durchs Haar zu fahren. Sie hielt es stets praktisch kurz, damit es ihr nicht in die Quere kommen konnte, verdammt nochmal . Sie blickte mürrisch drein, und Ted öffnete die Tür.
    »Hallo«, sagte er. »Ich bin Ms. Masons Sekretär. Sie sagt, Sie sollen reinkommen.«
    »Danke«, erwiderte Joshua und betrat das Büro - das hieß, er schwebte herein wie eine Schneeflocke, passend dazu ganz in Weiß gekleidet. Ted blieb im Türrahmen stehen und
blickte Joshua mit leicht geöffnetem Mund hinterher, bis Marla sagte: »Und schließen Sie die Tür, wenn Sie rausgehen, Ted.« Ihr neuer Sekretär schüttelte den Kopf, als wäre er gerade aus einem Traum erwacht, und zog die Tür hinter sich zu.
    Joshua stand in der Mitte des Raumes, sein Anblick nahm Marlas volle Aufmerksamkeit gefangen. Mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen sah er sich um und wandte sich dann schließlich Marla zu.
    Sie machte Anstalten, sich aufrecht hinzusetzen und die Beine übereinanderzuschlagen, bekam sich aber rechtzeitig wieder unter Kontrolle, lehnte sich stattdessen zurück und legte ihre Füße betont lässig auf den niedrigen Schachtisch neben sich. »Ich sagte, Sie sollen um Mitternacht da sein. Sie sind zu früh. Das ist fast genauso schlimm wie Zuspätkommen. Ich mag keine unerwarteten Besuche.« In Wahrheit war sie natürlich überglücklich, ihn zu sehen. Seine Magie machte ihn unwiderstehlich, ganz egal, wie unpassend die Gelegenheit auch sein mochte. »Rufen Sie in Zukunft vorher an. Sie arbeiten doch jetzt für mich, oder nicht?«
    »Vermutlich«, antwortete Joshua, setzte sich auf Teds Stuhl und blickte nachdenklich auf das Schachbrett. »Ich mochte dieses Spiel nie.«
    »Ted hat mir gerade erklärt, dass Schach sehr viel mit freiem Willen und Unabhängigkeit zu tun hat, ein Spiel, bei dem Glück keine Rolle spielt. Sieg oder Niederlage hängen voll und ganz von den eigenen Fähigkeiten ab. Manche Legenden besagen, sein Schöpfer hätte es erfunden, um der Schicksalsergebenheit der Menschen etwas entgegenzusetzen. Ein Rivale erfand unterdessen ein Würfelspiel, bei dem
Glück und Bestimmung den Sieger festlegen. Sind Sie eher ein Anhänger des Würfelspiels, Joshua?«
    »Ich mag Videospiele. Vor allem Autorennen. Am liebsten fahre ich aber mit echten schnellen Autos.«
    Marla wollte gerade etwas über ihren Bentley sagen, so etwas wie: »Oh, dann sollten wir beide mal eine Runde mit meinem Wagen drehen«, konnte den Impuls aber

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