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Hexengift

Titel: Hexengift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.A. Pratt
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besser sehen können … was auch immer es hier zu sehen gibt.« Sie gingen einen der Hügel hinauf. Marla blickte immer wieder nervös zurück auf den Hain, aber was immer dort hauste, schien sich entschlossen zu haben, vorerst dort zu bleiben. »In Ordnung«, sagte sie schließlich, als sie oben angekommen waren, und dachte angestrengt darüber nach, was zum Teufel sie jetzt tun sollte.
    Die Entscheidung fiel ihr nicht gerade leichter, als sie einen Blick die andere Seite des Hügels hinabwarf und dort etwa ein Dutzend Normale erblickte, die sich angsterfüllt aneinanderklammerten. Männer, Frauen und Kinder, von gut gekleidet bis total abgerissen, saßen in einem wilden Haufen zwischen den Überresten eines abgebrannten Pavillons.
»Verdammte Scheiße«, fluchte Marla, während eine Frau in einem Schwesternkleid sich zu ihr den Hügel hinaufmühte.
    »Wer sind Sie? Ich kann mich nicht erinnern, Sie im Krankenhaus gesehen zu haben.«
    »Krankenhaus?«, fragte Marla. Keiner der Menschen unten am Fuß des Hügels sah besonders krank oder verletzt aus, sie hatten einfach nur Angst.
    Die Krankenschwester runzelte die Stirn. »Ja, Felport General. Dort waren wir eben noch.«
    Marla nickte nachdenklich. »Haben Sie vielleicht, ähm, zufällig eine Frau mit hellbraunem Haar und so komisch violetten Augen gesehen …?«
    Jetzt nickte die Krankenschwester ebenfalls. »Sie kam ins Wartezimmer. Sie führte Selbstgespräche, belästigte die Leute, hat sie an den Händen genommen, und als ich schließlich zu ihr ging, um sie anzusprechen … wurde ich, glaube ich, ohnmächtig. Als ich wieder aufwachte, war ich hier, zusammen mit all den anderen … sie waren auch im Wartezimmer. Was geht hier vor? Können Sie uns helfen?«
    Marla wusste nicht, was sie sagen sollte. Das hier waren Normale . Wie sollte sie es denen erklären?
    Dann trat Joshua neben sie, und sofort hatte die Krankenschwester nur noch Augen für ihn. »Es ist alles in Ordnung«, sagte er sanft. »Wir werden Ihnen helfen. Warum stellen Sie mir die Leute dort unten nicht einfach vor?«
    »Joshua?«, sagte Marla etwas unsicher.
    »Ich werde sie beruhigen«, erwiderte er nur. »Und Sie finden inzwischen einen Weg, wie Sie uns wieder nachhause bringen, in Ordnung?«

    Marla konnte ihn auf keinen Fall enttäuschen. »Natürlich.«
    Joshua ging den Hügel hinunter zu den wartenden Menschen, und alle drehten sie ihm ihre Gesichter zu wie Blumen ihre Blüten zur Sonne. Er war einfühlsam und freundlich, er tröstete sie, er sagte ihnen, dass alles wieder in Ordnung kommen würde. Schon nach wenigen Augenblicken brachte er sie alle zum Lachen, sie erzählten Geschichten, lächelten und waren überzeugt, dies alles wäre nichts weiter als ein kleines, aufregendes Abenteuer. Leute wie er konnten Religionen begründen, dachte Marla. Er blickte zu ihr hinauf, und sie zuckte fast zusammen, so offen war sein Blick. Wenn er nicht aufpasste, würde sie auch noch einer von seinen Jüngern werden. »Bin gleich wieder da!«, rief sie und ging auf der anderen Seite hinunter, zurück zum Orangenhain.
    Dieser Traumwelt zu entrinnen, geschweige denn Uneingeweihte zurück nach Felport zu bringen, lag jenseits von Marlas Macht. Aber sie konnte ihn jetzt nicht im Stich lassen, nicht nachdem Joshua so geglänzt hatte. Jetzt, da er nicht mehr direkt neben ihr stand, war seine übernatürliche Anziehungskraft etwas abgemildert, aber sie mochte ihn immer noch. Er war mutig und hatte ein gütiges Herz; und er hatte seinen Wert heute mehrfach bewiesen - beim Entwaffnen eines Wegelagerers bis hin zur psychologischen Betreuung von Flüchtlingen. Heute Morgen noch hatte sie geglaubt, einen unreifen, egozentrischen Jüngling vor sich zu haben, aber Joshua war offenkundig weit mehr als das. Sie wollte, dass er sie mochte. Sie wollte, dass er sie bewunderte . Was wiederum bedeutete, dass sie diese Situation hier in den Griff bekommen musste.

    Marla ging um den Orangenhain herum, bis sie eine eiserne Parkbank fand. Wenn dieser Ort tatsächlich Genevieves Unterbewusstsein entsprungen war, dann konnte sie nicht weit sein.
    Marla setzte sich auf die Bank. »Genevieve«, sagte sie leise, »kann ich mit Ihnen sprechen?«
    »Sie waren schon einmal hier«, sagte Genevieve, die plötzlich am anderen Ende der Bank aufgetaucht war. »Das waren Sie doch, oder?«
    »Auf der anderen Seite dieses Hügels sind Menschen, die fürchterliche Angst haben«, sagte Marla. »Sie gehören nicht hierher. Können Sie sie

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