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Hexengift

Titel: Hexengift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.A. Pratt
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zurückbringen?«
    »Zurück? Menschen?«
    »Gerade Sie wissen, wie es sich anfühlt, wenn man Angst hat«, sagte Marla. »Möchten Sie, dass andere Leute Angst haben?«
    Genevieve fing an, vor sich hin zu summen.
    »Werden Sie mit mir kommen?«, fragte Marla.
    Genevieve sah sie stirnrunzelnd an. »Ich komme«, sagte Genevieve, stand auf und ging in Richtung des Orangenhains. Marla eilte ihr hinterher. »Hässliche Kreaturen da drinnen«, sagte Genevieve und deutete auf die Bäume. »Früher waren sie schön, aber das Hässliche dringt überall ein, überall …«
    »Dort drüben sind ein paar Leute, die ich Ihnen zeigen möchte«, sagte Marla und achtete darauf, Genevieve nicht zu berühren. Stattdessen bedeutete sie ihr mit Gesten, ihr den Hügel hinauf zu folgen. »Sehen Sie? Diese Leute gehören nicht hierher.« Keiner von den Menschen am Fuß des Hügels blickte zu ihnen hinauf. Sie alle waren wie verzaubert
von Joshua, der ihnen gerade eine Geschichte zu erzählen schien.
    »Ich bin müde«, sagte Genevieve.
    »Verdammt nochmal, kapieren Sie denn nicht?«, fauchte Marla sie an. »Diese Leute, sie müssen zurück nach Felport. Verstehen Sie mich?«
    »Ist es kalt?«, fragte Genevieve. »Ist Ihnen kalt?«
    »Es ist nicht kalt, es ist …«
    Doch dann wurde es kalt, bitterkalt, und der Hügel verschwand. Marla stürzte mehrere Meter hinab auf den Asphalt und schaffte es gerade noch, sich fallen zu lassen, um den Aufprall etwas abzumildern. Ihre Sprunggelenke knackten, aber abgesehen davon, dass ihre Knochen ein wenig durchgeschüttelt wurden, war ihr nichts passiert. Sie befanden sich auf dem schneebedeckten Innenhof des Adler College, etwa eine Meile von dem Krankenhaus entfernt, aus dem diese Leute ursprünglich hergekommen waren.
    »Alles okay!«, rief Joshua in den Tumult. »Kommen Sie einfach alle zu mir! Es ist alles in Ordnung, wir sind wieder zuhause! Ich habe Ihnen ja gesagt, es würde alles wieder in Ordnung kommen!«
    Für den Moment , dachte Marla. Genevieve war verschwunden, aber sie hatte diese Leute berührt, und das bedeutete, dass sie jederzeit wieder in ihre Traumwelt katapultiert werden konnten. Marla wünschte sich, sie könnte glauben, dass sie Genevieve davon überzeugt hatte, diese Menschen wieder zurück in ihre Welt zu bringen, aber während sie auf Genevieve eingeredet hatte, hatte sie sich gefühlt, als hätte sie mit einem Fluss gesprochen. Wenn sie diese Frau nicht
aufhalten konnte, es nicht schaffte, sie irgendwie zu kontrollieren, dann hatte Marla ein ernsthaftes Problem. Sie klappte ihr Handy auf und rief Hamil an, der sich schließlich schläfrig meldete.
    »Ich brauche vier oder fünf Autos«, sagte sie. »Und ein paar Fläschchen von diesem Vergissmeinjetzt-Trank. Ich muss ein paar Kurzzeitgedächtnisse löschen.«
    »Geht es um Genevieve?«, fragte Hamil.
    »Die Lady kommt ganz schön rum«, antwortete Marla und erklärte ihm, wo sie waren.
     
    »Sie waren ziemlich gut vorhin«, sagte Marla, als sie und Joshua wieder allein waren. Sie saßen auf der Rückbank eines der Autos von Hamils Angestellten; die Flüchtlinge waren bereits wieder im Krankenhaus, und ihre manipulierten Gehirne waren schon dabei, das verwirrende Erlebnis durch plausible Erklärungen zurechtzurücken - Unterzucker, Ohnmacht, Schlafwandeln. Die Normalen waren gut darin, Risse in ihrer Realität zu übertünchen.
    Marla hätte sich am liebsten an Joshua gekuschelt, schaffte es aber, auf ihrer Seite der Rückbank zu bleiben. Als sie ihn noch für einen Idioten gehalten hatte, war es einfacher gewesen, seinem Charme zu widerstehen. Aber heute Nacht hatte er einiges geleistet, und zu der magisch motivierten Anziehung kam nun echte Bewunderung hinzu. Der ganze Trick von Liebesflüsterern bestand darin, alles und jeden dazu zu bringen , sie zu lieben, doch inzwischen hatte Marla das Gefühl, dass Joshua diese Liebe vielleicht sogar verdiente .
    »Sie waren auch toll«, sagte er. »Sie haben uns wieder
nachhause gebracht. Mir fällt kein Zacken aus der Krone, wenn ich zugebe, dass ich Angst hatte.«
    »Ich hatte Ihnen doch versprochen, dass es interessant werden würde, für mich zu arbeiten.«
    »Sie haben nicht gelogen.«
    »Wollen wir morgen zusammen frühstücken?«, fragte Marla in möglichst geschäftsmäßigem Ton. »Wir könnten unseren Schlachtplan für die anstehenden Verhandlungen durchgehen.«
    »Ich würde sehr gerne mit Ihnen essen, aber haben Sie nicht … müssen Sie sich nicht um diese seltsame

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