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Hexengold

Hexengold

Titel: Hexengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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roten Locken am Kopf. Die Wassertropfen perlten über die erhitzten Wangen, verliehen ihrem Antlitz im blakenden Licht der Kerzen ein junges, unverbrauchtes Aussehen. Das Mieder triefte zwar nicht so stark von Wasser wie Adelaides, doch die verräterischen dunklen Flecken zeugten von der Feuchtigkeit des Stoffes. Magdalenas zarte Figur besaß etwas Zerbrechliches, Durchscheinendes, das keinen, der noch einen Tropfen Blut in seinen Adern wusste, kaltließ. Helmbrecht hielt den Kopf leicht gesenkt und beugte sein narbiges Gesicht zum Kuss über ihre kleine Hand. Als er sich aufrichtete, stand ein anrührender Glanz in seinen ungewöhnlichen Augen. Gebannt schwieg er, offenkundig völlig in ihren Anblick versunken.
    Die Stille wurde Adelaide unerträglich. Es war kaum zu übersehen, welche Anziehungskraft Helmbrechts dunkle Bernsteinaugen auf Magdalena ausübten.
    Empört sog Adelaide zwischen den Zähnen Luft ein, atmete sie sogleich wieder aus. Ein pfeifendes Geräusch entwich ihrem Mund. Schon überlegte sie, ob sie nicht eine kleine Andeutung auf Magdalenas Ehegatten fallen lassen sollte. Ihr Blick fiel auf Carlotta. Argwöhnisch verfolgte die Kleine das Schauspiel zwischen ihrer Mutter und dem Fremden. Endlich brach Magdalena den ungebührlichen Zauber. Schelmisch verzog sie den schmallippigen Mund zu einem Lächeln und reckte das spitze Kinn frech nach oben. Die grünen Augen funkelten wie kostbare Edelsteine, was selbst Adelaide eigenartig berührte. Im Plauderton fragte sie Helmbrecht: »Ihr seid wohl kaum der glückliche Kindsvater, nicht wahr?«
    Im ersten Moment stutzte er. Dann brach sich die Erleichterung Bahn, er lachte laut auf. »Ihr habt mich durchschaut. Ich will mich auch gar nicht mit fremden Federn schmücken, Verehrteste. Ich bin Philipp Helmbrecht, der Bruder des Kindsvaters.«
    Er erwiderte Magdalenas Lächeln, schlug sich übertrieben schuldbewusst die Hand vor die Brust und verneigte sich. Auf einmal sank er auf die Knie und ergriff abermals Magdalenas Hände. »Doch auch als Schwager der glücklichen Mutter und Oheim des geretteten Kindes schulde ich Euch meinen tiefsten Dank. Seid versichert: Nie wird sich mit Gold aufwiegen lassen, was Ihr heute der Familie meines Bruders Gutes getan habt.«
    »Daran zweifele ich nicht im Geringsten.« Magdalenas Schmunzeln wurde breiter, in ihren grünen Augen blitzte der Schalk. »Viel eher als Gold und Silber würden meiner Base und mir fürs Erste Handtücher genügen, damit wir uns endlich abtrocknen können. Auch ein Krug Wein und eine ordentliche Mahlzeit schaden uns gewiss nicht. Das wäre uns Dank genug, nicht wahr, meine lieben Helferinnen?« Vergnügt sah sie zwischen Carlotta und Adelaide hin und her. Fröstelnd rieb sie sich die Arme. »Wärmende Decken wären ebenfalls kein Schade.«
    Carlotta kicherte, offenbar erfreut, dass ihre Mutter die alte Schlagfertigkeit zurückgewonnen hatte. Befremdet rückte Adelaide ab, obwohl auch sie spürte, wie souverän Magdalenas kecke Wünsche die gezwungene Situation zu aller Erleichterung beendete.
    Dem galanten Helmbrecht blieb nichts anderes, als lächelnd darauf einzugehen. »Verzeiht, meine Teure, dass ich nicht längst selbst darauf gekommen bin. Nehmt fürs Erste meinen Rock, um Euch nicht zu erkälten. Ich eile, das Gewünschte schnellstens herbeizuschaffen.«
    Er schlüpfte aus seiner Jacke und hängte sie Magdalena um die Schultern. Sie ließ ihn gewähren. Selbst als er ihr noch einmal tief in die Augen sah und seine Hände länger als nötig auf ihren Schultern ruhen ließ, verwehrte sie ihm das nicht. Adelaide empfand es als bittere Pein, Zeuge des turtelnden Gehabes der beiden zu sein. Der herbfrische Geruch Helmbrechts hing deutlich in seinem Rock. Was gäbe sie darum, den auf dem eigenen Leib zu spüren! Ihr Zittern wurde stärker.
    »Nein, verehrter Helmbrecht, bedenkt nicht mich mit Eurem warmen Mantel«, hörte sie da Magdalena sagen. »Seht meine arme Base. Sie schlottert vor Kälte. Sie hat Euren Schutz bei weitem nötiger als ich.« Ehe sich’s Adelaide versah, hüllte Magdalena sie in Helmbrechts Rock. Sie wollte dagegen aufbegehren. Gegen seinen Willen wollte sie nicht mit seiner Jacke umsorgt sein. Als der Stoff ihre Schultern umhüllte, nahm sie die Enttäuschung in seinen Augen wahr. Jetzt erst recht!, durchzuckte es sie. Sie fasste nach dem weichen Kragen aus Kamelhaarstoff, zog ihn enger um Hals und Brust und kuschelte sich tiefer in die wohltuende Wärme. Wie zufällig strich

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