Hexengold
ich das Vergnügen hatte, Eure Gesellschaft zu teilen, hat mir bewiesen, dass selbst eine unbedarfte Äußerung aus Eurem Mund immer Wertvolles enthält.«
Eine leichte Röte huschte über ihre Wangen, und sie senkte den Blick. »Danke, verehrter Ehringer. Ihr seid einfach zu gütig.«
Ein tiefes Brummen des Weinhändlers verriet, dass er nicht darauf erpicht war, seinerseits Schmeicheleien einzuheimsen. Schlürfend trank er von dem Kaffee, wippte dazu auf den Fußspitzen. Als der Becher leer war, stellte er ihn behutsam auf dem Fenstersims ab. Genüsslich strich er sich den grauen Bart, verschränkte die Hände auf dem Rücken und wandte sich ganz Magdalena zu. Aufmerksam musterten seine flinken blauen Augen ihr schmales, blasses Gesicht. »Es ist die Sorge über die Fortsetzung Eurer Reise, die Euch quält, nicht wahr? Nun, zumindest was die Wahl Eurer neuen Begleitung anbetrifft, kann ich Euch alle Bedenken nehmen. Philipp Helmbrecht ist ein äußerst erfahrener Kaufmann. Ich habe bislang immer nur Gutes über ihn gehört. Auch Pohlmann, der sich ebenfalls anschließt, soll ein angenehmer Zeitgenosse sein. Seine blutjunge Gemahlin sowie seine Mutter reisen dieses Jahr mit nach Königsberg. Es heißt, er überlege ernsthaft, sein Kontor ganz dorthin zu verlegen. Das dürfte Euch ausreichend Gesprächsstoff bieten, zumal die junge Pohlmann vom Alter her in etwa zwischen Euch und Eurer Tochter liegen dürfte.«
»Ihr seid wohl gut mit den Pohlmanns und Helmbrechts bekannt.« Neugierig sah Magdalena den gedrungenen Mann von der Seite an. Er war nicht viel größer als sie. Sein graues Haar und sein von vielen Erlebnissen gezeichnetes Gesicht führten dazu, dass sie sich neben ihm wie ein scheues, unbedarftes Mädchen fühlte. Er aber begegnete ihr stets mit dem allergrößten Respekt.
»Nun, der alte Helmbrecht und ich haben früher so manchen Handel gemeinsam gemacht. Aber dann hat ihm wohl der mainfränkische Wein nicht mehr geschmeckt.« Ehringer lachte bei der Erinnerung herzhaft. »Philipp Helmbrecht ist sein zweiter Sohn. Der Älteste weilt derzeit in Krakau. Ein ganz famoser Bursche, doch ich denke, auch mit dem Bruder werdet Ihr gut zurande kommen, zumal der Vater der beiden ein verlässlicher Mann ist. Über Pohlmann weiß ich nicht viel. Allein die Tatsache, dass Helmbrecht mit ihm reist, muss als Empfehlung genügen.«
Ehringers von braunen Flecken übersäte Hände glitten über den ausgeblichenen Stoff seines Reiserocks. Einer der acht Knöpfe fehlte. Ein Rest Faden markierte die Stelle, an der er sich befunden hatte. Gedankenverloren spielten Ehringers Finger damit. »Nun, es freut mich«, fuhr er fort, »dass Ihr Euch für Philipp Helmbrechts Reisebegleitung entschieden habt. Meinem Freund, dem verehrten Doktor Petersen, kann ich also bei meiner Rückkehr nach Frankfurt guten Gewissens Bericht erstatten. Ich fühle mich ihm zutiefst verpflichtet, Euch nur den ehrbarsten Herrschaften anzuvertrauen. Immerhin habe ich mich dafür verbürgt, auf Euch und Eure liebreizende Tochter zu achten wie auf mein eigen Fleisch und Blut.«
»Ich nehme an, das gilt auch für meine Base und ihren Sohn«, fühlte Magdalena sich bemüßigt zu ergänzen.
»Oh verzeiht, selbstverständlich tut es das. Das Wohlergehen der verehrten Frau Steinacker liegt mir nicht minder am Herzen.« Ehringer verbeugte sich in Richtung Adelaide. Wie so oft, wenn er sich mit der Base beschäftigte, wirkte er unsicher und verlegen. Die Unbekümmertheit, die er Magdalena und Carlotta gegenüber an den Tag legte, brachte er bei Adelaide nicht auf. Hastig drehte er sich wieder zum Fenster um, zog die Stirn kraus, kraulte mit den Fingern seine Barthaare und blickte gedankenverloren auf die Straße.
Nach einer Weile gab er sich einen Ruck und sah Magdalena direkt an. »Helmbrecht wird Euch trotz der Schweden über Thorn führen, nicht wahr? Da Euer Gatte seit gut einem Monat unterwegs ist, besteht ohnehin kaum die Möglichkeit, ihn noch einzuholen. Es sei denn …« Er hielt inne, griff sich abermals an den Bart und ließ den Blick wieder nach draußen gleiten. Da er keine Anstalten machte, den Satz zu vollenden, fragte Magdalena: »Worauf wollt Ihr hinaus?«
»Gib dich keiner falschen Hoffnung hin, meine Liebe«, schaltete sich unvermutet Adelaide ein, die das Gespräch seit längerem belauschte. Sobald sie sicher war, Ehringers Aufmerksamkeit gewonnen zu haben, erhob sie sich langsam vom Stuhl und trat zu ihnen ans Fenster. Sichtlich
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