Hexengold
zurückkehrte, fand sie dort eine völlig veränderte Szene vor. Das Fenster war wieder geschlossen, Eric saß auf seinem Platz und war in ein lebhaftes Gespräch mit Adelaide vertieft. »Lass dem Jungen einfach noch etwas Zeit«, bat Adelaide gerade. Sowenig es Magdalena auch gefiel, dass die Base ihren halbwüchsigen Jungen wie ein schutzbedürftiges Kleinkind darstellte, so wenig lag es an der Bitte selbst, dass sie sich von der Szene peinlich berührt fühlte. Vielmehr erregte die Art, wie Adelaide das Anliegen vorbrachte, ihren Widerwillen. Sie blieb in der geöffneten Tür stehen, unfähig, sich bemerkbar zu machen. Adelaide stand direkt neben Erics Stuhl und hatte den Arm um die Lehne gelegt. Wie zufällig musste sein Blick in den Ausschnitt ihres Mieders fallen. Die Rundungen ihrer Brüste genau vor seinen Augen, beugte Adelaide sich leicht vor und sah ihn aus halbgeschlossenen Lidern aufreizend an. »Vinzents Tod hat den Jungen arg mitgenommen.« Ihr Ton besaß etwas Süßes, eindeutig Verführerisches. »Außerdem hat er in der Lateinschule nur wenig Praktisches gelernt.« Mit der freien Hand strich sie sanft über Erics Arm. Eric tat, als bekäme er nicht mit, wie sehr die Base versuchte, ihm ihre weiblichen Reize schmackhaft zu machen. Herausfordernd räkelte Adelaide die Hüften, schob sich noch enger an ihn heran. Magdalena war, als röche selbst sie den aufdringlichen Lavendelduft, mit dem sich Adelaide so gern umgab. Abwehrend hob Eric zwar die Hände, das verräterische Zucken um seine Mundwinkel verriet jedoch, wie wenig ernst er die Geste nahm. Er tat nichts, dem ungebührlichen Treiben ein Ende zu setzen. Vielleicht wollte er austesten, wie weit Adelaide gehen würde.
»Ich verstehe bis heute nicht, warum ihr Mathias überhaupt zu den Jesuiten geschickt habt«, erwiderte Eric aufgeräumt. »Was wollte Vinzent mit einem gelehrten Lateiner als Sohn anfangen? Oder sollte er in der Fremde studieren und als aufgeblasener Magister nach Hause zurückkehren?« Verständnislos schüttelte er den Kopf. Dabei fiel sein Blick auf Magdalena. Sie sah ihn geradewegs an. Ihr Auftauchen verwirrte ihn, er sagte jedoch nichts.
Adelaide bemerkte sie nun ebenfalls. Als wäre nichts geschehen, rückte sie von Erics Stuhl ab und spitzte den Mund. Ihre dunklen Augen funkelten im dämmrigen Licht der niedrigen Wohnstube. Ein letztes Mal schielte Eric auf ihre verlockend dargebotenen Brüste.
»Lasst euch nicht stören. Hier ist dein Kaffee.« Scheppernd plazierte Magdalena das Tablett dicht vor Erics Gedeck. Erst der Duft des bitteren Getränks riss ihn wieder aus den Gedanken, die Adelaide in ihm heraufbeschworen hatte.
»Danke, Liebste.« Unbekümmert goss er den heißen Kaffee in die Tasse. »Ich verstehe gar nicht, was du gegen dieses köstliche Getränk hast«, versuchte er sich in einem harmlosen Gespräch. »Der gute Diehl wird schon wissen, warum er mir diese Spezialität eigens aus Venedig mitgebracht hat.«
»Immerhin lässt sich gutes Geld damit verdienen«, erwiderte sie. »Das ist es doch, worum es deinem neuen Freund geht. Ich jedenfalls weiß, dass dieses bittere Zeug deiner Gesundheit nicht gerade zuträglich ist.«
»Gönn ihm doch die harmlose Freude, meine Liebe.« Adelaide legte ihr die Hand auf den Arm und warf ihr einen verschwörerischen Blick zu. »Solange Eric nur dem Kaffee verfallen ist, hast du nichts zu befürchten.«
»Du musst es wohl wissen«, entfuhr es ihr. Rasch kniff sie die Lippen zusammen, um sich eine weitere Bemerkung zu versagen.
»Wie gut, dass ihr zu zweit über mein Wohlbefinden wacht. Dann kann mir so schnell nichts Schlimmes geschehen.« Eric erhob sich, hauchte Magdalena einen Kuss aufs Haar und nickte Adelaide zu. Eilig verließ er die Wohnstube.
»Lass ihn.« Abermals drückte Adelaide Magdalenas Arm. Mit der freien Hand nestelte sie an ihrem Mieder. Jetzt, da sie allein waren, konnte sie den Ausschnitt enger über der bloßen Haut zusammenziehen. »Du kannst Eric nicht festbinden. Sei froh, dass er wieder so weit hergestellt ist, sich um die Geschäfte zu kümmern. Wer weiß, wie wir sonst den Winter überstehen. Es wird hart werden. Die Verluste durch den Überfall sind gewaltig. Ein Großteil der Waren aus Italien ist verloren, von der Barschaft ganz zu schweigen.«
»Du magst recht haben. Dennoch gefällt mir nicht, wie schnell er sich wieder um alles kümmert.« Magdalena begann, das Geschirr abzuräumen. Plötzlich kam ihr eine Idee, wie sie die Base gut in
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