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Hexengold

Hexengold

Titel: Hexengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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gewinnt.«
    »Stimmt, dann gewöhnt er sich auch besser an die rauhen Sitten, die dort herrschen.« Erics Laune besserte sich nicht. »Vielleicht lernt er endlich die deftigen Ausdrücke, mit denen sie einander bedenken. Einem strammen Jungen wie ihm wird das nicht schaden. Umso eher wird er mit anderen mithalten und das brave Lateinschülerdasein wettmachen können.«
    »Was stört dich daran? Früher im Tross ging es auch nicht anders zu. Die Leute müssen sich bei der Arbeit eben Luft machen.« Wider besseres Wissen gelang es Magdalena nicht, sich zurückzuhalten. »Dir hat es damals jedenfalls nicht geschadet. Im Gegenteil, du hast gelernt, dich durchzubeißen.«
    »Danke für deine Meinung. Trotzdem dulde ich diesen Ton in meinem Haus nicht.« Mit trotziger Miene löffelte Eric seine Suppe weiter.
    »Liebster, bitte. Es geht hier nicht um den Umgangston beim Gottesdienst im Kaiserdom. Beim Schleppen der Lasten stehen die Männer unter großem Druck und müssen Dampf ablassen. Die Arbeit wird nicht leichter. Oder hast du schon vergessen, dass du den Flaschenzug seit dem Unfall am Montag nicht wieder hast reparieren lassen? Schlimm genug, dass du die rechtzeitige Überprüfung des morschen Balkens versäumt hast. Jetzt muss alles über die Treppen in die oberen Geschosse des Lagerhauses getragen werden. Außerdem hast du keinen Ersatz für den verletzten Ablader eingestellt. So müssen sie zu dritt erledigen, was sie vorher zu viert getan haben.«
    »Ich habe den Flaschenzug nicht zerbrochen.« Entrüstet knallte Eric den Löffel auf den Tisch und schob den halbleeren Teller beiseite. Dabei schwappte die restliche Suppe über den Rand und hinterließ hässliche Flecken auf dem Tischtuch. »Das Gerede mit dem maroden Balken ist doch nur eine fadenscheinige Ausrede, mir die Schuld an dem Unfall in die Schuhe zu schieben. Die Burschen müssen lernen, was es heißt, auf die Sachen zu achten. In den letzten Wochen musste ich schon genug Verluste einstecken. Da kann ich mir einfach keinen weiteren Handlanger leisten, geschweige denn einen neuen Kran oder Flaschenzug, vor allem, nachdem du dem Verletzten so großzügig unsere Unterstützung angeboten hast.«
    »Nach allem, was dem armen Mann geschehen ist, war es das Mindeste, ihm die Fortzahlung seines Lohns zuzusagen.« Erstaunt musterte Magdalena ihren Gatten und meinte, ihn nicht mehr wiederzuerkennen. Dieses Gebaren passte ganz und gar nicht zu ihm. Sie versuchte, die Hand auf seine zu legen, doch er zog sie weg und verschränkte die Arme vor der Brust. Betont sah er an ihr vorbei zu Adelaide. Das altbewährte Schmunzeln umspielte plötzlich wieder seine Mundwinkel. Magdalena spürte einen Stich in der Brust. Es galt nicht ihr, sondern der Base am anderen Ende des Tischs.
    »Du hast dich nie in Vinzents Geschäfte eingemischt, nicht wahr, meine Liebe?«, fragte er sie.
    Die Spitze saß. Ein heftiges Zittern erfasste Magdalena. Unwillkürlich glitt ihre Hand an den Bernstein, den sie zwischen ihren Brüsten verbarg. Tränen standen ihr in den Augen. Die Wärme des Steins zu spüren tat gut. Er verlieh ihr neue Kraft. Sie richtete sich auf, sah erst zu Eric, dann zu Adelaide. Die beiden sahen sich unverhohlen an. Um Erics Mundwinkel zuckte es amüsiert, Adelaides Miene verriet dagegen nicht die geringste Regung. Endlich erwachte sie aus der Starre, spitzte den rot geschminkten Mund und reckte die Nase nach oben.
    »Auf diese Weise habe ich mich nie eingemischt.« Ihre sonst so melodische, dunkle Stimme klang bitter. »Und das war ein großer Fehler. Ich hätte mich einmischen sollen, um Schlimmes zu verhindern. Für mein Versäumnis habe ich inzwischen die Quittung erhalten und Haus und Hof an Vinzents Schuldner verloren. «
    »Was?« Das Lächeln um Erics Mundwinkel erstarb, sein Gesicht wurde aschfahl. »Soll das heißen, Castorp, Gruber und Schlüter waren bei dir und haben dich aus dem Haus gejagt?«
    »Du weißt also Bescheid und kennst die drei?« Die feinen Flügel an Adelaides Nase bebten. »Hat Vinzent dir etwa von seinen Geschäften mit diesen Herrschaften erzählt?«
    »Ja, leider.« Erics Stimme klang heiser. Er räusperte sich. »Auf der Rückreise aus Italien. Um genau zu sein: Kurz vor Haßfurt hat er damit begonnen. Das war der Grund für unseren Streit, in dessen Verlauf er allein weitergeritten und in den Hinterhalt geraten ist.«
    »Wovon redet ihr? Um welche Geschäfte geht es? Was hat es mit diesen Männern auf sich?« Magdalena beugte sich weit

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