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Hexengold

Hexengold

Titel: Hexengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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rechtmäßigen Erben einzusetzen. Also musste Vinzent sich etwas einfallen lassen.« Er hielt inne, sah zu Boden und dachte lange nach, bevor er fortfuhr: »Vor vielen Jahren schon, noch in Zeiten des Großen Krieges, hat jemand Vinzent die Beteiligung an einer Pferdezucht in Ungarn angeboten. Das klang nach einem interessanten Geschäft. Kräftige Pferde für die Kavallerie waren damals sehr gefragt. Erst wollte Vinzent den Handel sogar über das Kontor abschließen. Der Oheim aber hat es ihm verboten, ihm schien das Ganze zu unsicher. Also hat Vinzent es auf eigene Faust in Angriff genommen. Über einen befreundeten Hauptmann haben wir uns zu jener Zeit kennengelernt. Ich habe Vinzent das nötige Geld besorgt, um in dem Gestüt einzusteigen. Leider ging der Krieg kurz darauf zu Ende, und der Bedarf an Pferden ließ schlagartig nach. Auch die erhofften Zuchterfolge sind ausgeblieben. Es wurden zu viele Stuten und zu wenige Hengste geboren, die man als Schlachtrösser hätte verkaufen können. Dann erfasste ein rätselhaftes Fieber einen Großteil der Tiere und vernichtete den Bestand. Kurz: Es stand kein guter Stern über diesem Unternehmen. In Lipizza und auf anderen Gestüten wurde man dagegen immer erfolgreicher und konnte die Ungarn vom Markt drängen. Damit musste Vinzent den ersten großen Verlust einstecken.«
    »Dieses Abenteuer ist also der Grund, warum er dir das Kontor als Erbe angetragen hat«, warf Magdalena ein.
    Verwundert drehte Eric sich langsam zu ihr um. In seinen Augen schimmerte es verräterisch, um die Mundwinkel zuckte es. Diese Reaktion war ihr mehr Bestätigung als alle Worte. Allmählich lüftete sich der Schleier über dem, was sie seit Jahren über den geliebten Gemahl herausfinden wollte.
    »Eine andere Sicherheit als diesen Erbanspruch besaß Vinzent nicht mehr«, spann sie ihren Gedankengang fort. »Dir kam es gelegen. Du wolltest immer schon in einer Stadt wie Frankfurt oder Köln sesshaft werden. Als rechtmäßiger Erbe eines alteingesessenen Bürgers war das viel leichter möglich denn als Fremder, der aus dem Nichts auftauchte. Der Oheim nahm dich mit offenen Armen auf, denn deine Art, Geschäfte zu machen, lag ihm wahrscheinlich mehr als Vinzents sprunghaftes Gemüt. So war es keine Kunst für dich, als echter Erbe aufzutreten. Mittel und Wege, an die nötigen Papiere zu kommen, kanntet ihr ohnehin.«
    »Du weißt das alles?«, fragte er tonlos. »Seit wann?«
    »Seit wir hier in Frankfurt wohnen. Adelaide war so freundlich, mich in die Verwandtschaftsverhältnisse einzuweihen.« Eine Weile sahen sie sich schweigend an. Adelaides Anwesenheit schien vergessen.
    »Warum, Eric?« Magdalena kämpfte mit den Tränen. Sie hob die Hand, ihn zu berühren. Auf halber Höhe hielt sie inne, zog die Hand vor die Brust und umklammerte den Bernstein. »Das Fälschen von Dokumenten ist ein schlimmes Vergehen. Das hattest du nicht nötig. Anderswo hättest du auch ein Geschäft eröffnen können.«
    »Was macht dich so sicher, dass ich ein solches Unrecht tatsächlich begangen habe? Traust du mir nicht mehr?« Rüde packte er sie an den Oberarmen. »Von Betrug kann keine Rede sein. Sowohl der Oheim als auch Vinzent und ich hatten Anlass, tatsächlich von einer Verwandtschaft zwischen uns auszugehen. Bis zum heutigen Tag stehen noch viele Auskünfte über die einzelnen Verbindungen innerhalb unserer Familien aus. Es wurde nichts gefälscht, es wurden lediglich neue Papiere beschafft, wo wegen des Großen Krieges alte verloren gegangen sind.« Er ließ sie so abrupt los, dass sie nach hinten kippte. Sie taumelte, bewahrte aber das Gleichgewicht.
    »Hör endlich auf mit diesen Lügen. Damit machst du es nur noch schlimmer.« Fassungslos starrte sie ihn an. Wie weit war es gekommen, wenn er sich nicht einmal mehr bewusst war, etwas Verbotenes getan zu haben? Sie umfasste den Bernstein noch fester, als konnte er allein sie aus dem Alptraum befreien.
    »In dieser Sache ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.« Ein Ruck ging durch Erics Körper. Breitbeinig baute er sich vor ihr auf und sah sie mit einem aufreizenden Ausdruck an.
    Wie ein dunkler Schatten schob sich Adelaide von hinten heran. Ihr roter Mund war spitz, die schmale Nasenspitze ragte nach oben. Sie schwieg. Vom Treppenhaus her waren Schritte zu hören. Schnell sprang jemand die Treppe nach oben, sang dabei ein Lied, erreichte den Absatz vor der Wohnstube und verstummte. Alle drei drehten sich zur Tür. Es verging eine lange Zeit, bis

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