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Hexengold

Hexengold

Titel: Hexengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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bewusst, was das bedeutete?
    Bevor Carlotta um eine Erklärung bitten konnte, sprach Magdalena ruhig weiter: »Ich muss dir etwas gestehen, Eric, Liebster.« Mit ernstem Blick ging sie zu ihm hin und legte ihm die Hand auf den Arm. »Bis vor einigen Monaten waren beide Bernsteine in meinem Besitz.«
    »Was sagst du da? Wie kann das sein?« Durch eine abrupte Armbewegung befreite sich Eric aus ihrem Griff. »Dieser andere Bernstein hier muss doch …«
    »… Englunds Bernstein sein«, ergänzte die Mutter und lächelte zaghaft. »Wie du weißt, war ich bis zu seinem Tod am Ende des Großen Krieges mit ihm zusammen im Heer der Schweden. Er hat gewollt, dass ich den Stein nach seinem Tod erbe.«
    »Und dann hast du Vinzent den Stein gegeben, damit er ihn bei Doktor Petersen verpfändet?« Eric klang aufgebracht.
    Carlotta wurde schwindelig. Sie verstand immer weniger, was um sie herum geschah. Den Namen Englund hatte sie noch nie gehört. Den Erwachsenen indes schien er vertraut, nicht einmal ihre Tante fragte nach, um wen es sich dabei handelte.
    Ungerührt fuhr Magdalena fort: »Wieso hätte ich das tun sollen? Vinzent konnte nicht wissen, dass ich ihn besitze, und von seinen Geldnöten habe ich nichts geahnt. Gewiss wäre ich die Letzte gewesen, die er um Hilfe gebeten hätte. Vinzent muss auf der Suche nach Wertvollem, was er zu Geld machen konnte, meine Sachen durchwühlt und dabei auf den Stein gestoßen sein. Natürlich hat er nicht gewusst, was es mit ihm auf sich hat, geschweige denn, von wem ich ihn seinerzeit geerbt habe.«
    »Vinzent, ein Dieb?« Schrill lachte die Tante auf. »Pass auf, was du da behauptest, meine Liebe.« Ihre dunklen Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen.
    Carlotta wurde unruhig, ihre Mutter indes blieb gelassen. »Leider ist der Stein nicht das Einzige, was aus meiner Kiste verschwunden ist. Ich vermisse auch einige Öle sowie eine größere Menge meiner kostbaren Wundersalbe.«
    Beim letzten Wort wurde Carlotta übel. Abermals erfasste sie Schwindel. Bang sah sie zu ihrer Tante, die in ihr kleines Geheimnis eingeweiht war. Nichts deutete darauf hin, dass sie zu einem Verrat fähig wäre. Mit Triumph in der Stimme verkündete Adelaide stattdessen: »Diese Dinge sind dir doch erst vor kurzem abhandengekommen, meine Liebe. Ich erinnere mich gut, dass du am letzten Montag bei der Behandlung des Abladers im Hof nichts von fehlender Wundersalbe erwähnt hast. Wenn sie erst danach verschwunden ist, fällt mein armer Vinzent wohl als Dieb aus. Oder willst du behaupten, er sei aus seinem Grab gestiegen und ins Kontor geschlichen, um deine Salbe zu stehlen? Genauso wenig wird er seinerzeit den Stein entwendet haben. Das hatte er nicht nötig.«
    »Das mit den Ölen und der Salbe muss jemand anderes gewesen sein, da gebe ich dir recht. Immerhin eignen sich Lavendel- und Rosenöl hervorragend, um den eigenen Körpergeruch aufzufrischen.« Magdalena warf ihrer Base einen vielsagenden Blick zu, die ihm trotzig standhielt, auch wenn eine verräterische Röte über ihre Wangen huschte. »Unbestrittene Tatsache bleibt jedoch, dass Vinzent im Frühjahr den Stein zu Petersen gebracht hat. Da ich ihn Vinzent ganz bestimmt nicht aus freien Stücken überlassen habe, ohne mich daran zu erinnern, und erst recht nicht, damit er ihn irgendwo versetzt, muss er ihn aus meiner Kiste gestohlen haben. Vermutlich hat er geglaubt, er könnte ihn wieder auslösen, bevor mir das Fehlen auffällt.«
    »Nach allem, was du gerade sagst, fällt doch eine Tatsache ins Auge«, sagte Adelaide mit einem rätselhaften Lächeln um die rotgeschminkten Lippen. »Wer auch immer der Dieb gewesen ist, meine Liebe: Du hast es nicht an die große Glocke hängen wollen, dass dir der Stein abhandengekommen ist.« Sie hielt inne und warf Eric einen bedeutungsschwangeren Blick zu, bevor sie mit gefährlichem Unterton hinzufügte: »Und das ausgerechnet bei einem so wertvollen Bernstein, der dir von jemandem vererbt wurde, der dir offenbar sehr nahestand. Täusche ich mich oder hat Englund in deinem Leben nicht gerade zu jener Zeit eine besondere Rolle gespielt, in der du von deinem geliebten Ehegemahl ohne Aussicht auf ein Wiedersehen getrennt warst?« Sie reckte die Nase und verzog den Mund zu einem spitzen Rund.
    »Was willst du damit sagen?« Magdalena wagte keine Miene zu verziehen.
    »Das ist doch alles gar nicht mehr wichtig«, schaltete sich Eric hastig ein. »Vinzent ist tot und wird uns nicht mehr erklären können, wie er

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