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Hexengold

Hexengold

Titel: Hexengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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berührt versetzte Magdalena ihm einen Knuff in die Seite. Er hatte vergessen, dass er neben Adelaide und Mathias der einzige Lutheraner im Haus war. Hastig räusperte er sich, schloss seine Sätze mit einem Segenswunsch für die zukünftige Familie und fingerte einen Beutel klingender Münzen aus den Rocktaschen. »Für die ersten Wochen.«
    Freudig nahm der Ablader das Geld an und murmelte einige Dankesworte. Renata knickste ehrerbietig.
    »Was ist nur in dich gefahren?« Kopfschüttelnd wandte Eric sich an Magdalena, nachdem er die beiden zur Tür hinausgeleitet hatte. »Warum gönnst du mir nicht, anderen von den Vorzügen der Ehe vorzuschwärmen? Oder geht es dir so schlecht dabei, anständig verheiratet zu sein?«
    Magdalena hatte bereits die Heuke übergeworfen und band sich den Schal um den Hals. Lächelnd sah sie ihn an. »Das sollte man wohl eher dich fragen. In den letzten Wochen bist du geradezu vor mir davongelaufen. Dein Luther in allen Ehren, Liebster, doch wir Katholiken hören nicht gern, was er zur Ehe zu sagen hat. Die Ehe ist nicht nur ein weltlich Ding. Daran änderst auch du nichts.«
    »Vielleicht bin ich geflüchtet, weil du nichts von Luther und seinen Lehren hältst.« Sein Ton klang ungewohnt neckend. Zum ersten Mal seit Wochen leuchteten seine blauen Augen, und das vertraute Schmunzeln umspielte seine Mundwinkel.
    »Darüber können wir jederzeit reden«, nahm sie seinen Tonfall auf. »Du weißt, wie gern ich dir den Kopf zurechtrücke, Liebster. Selbst nach all den Jahren gebe ich nicht auf, dich zu den wahren Lehren zu bekehren. Doch jetzt muss ich leider weg.« Er stellte sich ihr in den Weg.
    »Was hast du so Eiliges zu erledigen? Früher hättest du dir die Chance, einige Stunden ungestört mit mir zu verbringen, nicht entgehen lassen. Was hast du da überhaupt in der Hand?« Er deutete auf den Brief, den sie in die weiten Ärmel ihres Umhangs schieben wollte.
    »Das ist ein Brief an meinen Vetter in Köln. Den würde ich gern der Mittagspost mitgeben. Ich will ihn daran erinnern, dass er mir noch immer die Hinterlassenschaften meiner Mutter schuldig ist.«
    »Vergiss den Brief!« Über Erics Gesicht huschte ein Anflug von Unmut. Doch im nächsten Moment schmunzelte er schon wieder. »Wozu deinen unbekannten Vetter nach all den Jahren in Verlegenheit bringen? Deine Mutter war ohnehin nicht wohlhabend. Außer alten Kleidern und unnützem Tand wird nichts von ihr übrig geblieben sein. Sonderlich wichtig war sie dir nie. Da brauchst du jetzt auch ihr karges Erbe nicht mehr anfordern. Noch dazu, wo es uns nicht helfen wird, das Kontor zu retten.«
    Derart gefühlsbetont hatte sie ihn seit Monaten nicht mehr erlebt. Mit großen Augen sah sie ihn an. Die Falte oberhalb der Nasenwurzel wurde sichtbar, gleichzeitig zuckte es spöttisch um seine Mundwinkel. Sanft legte er ihr den Arm um die Schultern. Gern ließ sie es geschehen, spürte sogleich ein leichtes Kribbeln auf der Haut. Wie hatte sie sich nach einer solchen Berührung gesehnt!
    »Wer weiß«, sagte sie leise. Gierig sog sie seinen herben Geruch ein. Für einen Moment schloss sie die Augen. Er hatte recht: Die Gunst der Stunde galt es zu nutzen. Allzu oft waren sie nicht allein im Kontor, vor allem nicht in dieser Stimmung. Alle anderen im Haus waren beschäftigt, davon legten das Rufen, Klappern von Werkzeug und Geschirr sowie die eiligen Schritte in Diele und Obergeschoss Zeugnis ab. Einen Augenblick zögerte sie.
    Eric deutete das als Einverständnis. Behende entledigte er sie des Umhangs und breitete ihn vor dem warmen Ofen als Decke aus. Augenzwinkernd verschloss er die Tür und kniete sich nieder, schlang die Arme um ihre Hüften und presste den rotblonden Haarschopf gegen ihren Unterleib. Eine warme Woge durchflutete ihren Körper. Ihr Atem wurde schneller. Auch Eric holte tief Luft. »Vielleicht sollten wir uns selbst wieder mehr auf das Eheleben besinnen, wie wir es Renata und ihrem zukünftigen Gatten gepredigt haben.«
    »Gepredigt hast nur du, ich lebe lieber«, entgegnete sie und glitt ebenfalls zu Boden. Kaum waren ihre Köpfe auf der gleichen Höhe, öffnete er die Lippen und suchte ihren Mund. Behutsam bettete Eric sie auf den Boden und entkleidete sie. Dann zog auch er sich Hemd und Hose aus und tat alles, ihr die fehlende Wärme der Kleidung durch anderweitige Wohltaten zu versüßen. Sie versanken ineinander, als lägen nicht Wochen der Entfremdung hinter ihnen. Die jahrelange Vertrautheit brach sich Bahn. Im

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