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Hexenhatz im Monsterland

Hexenhatz im Monsterland

Titel: Hexenhatz im Monsterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Shaw Gardner
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ich was verpaßt?«
    Mutter Duck stieß einen tiefen Seufzer aus, als Hendrek in unsere Mitte platzte. »Scheinbar taucht jeder, der sich in der Gegend befindet, über kurz oder lang hier auf. Die Anziehungskraft des Ewigen Lehrlings versetzt mich immer wieder in tiefes Erstaunen.« Sie tätschelte liebevoll meinen Kopf. »Ich hatte das Erscheinen von Tod noch nie in einer meiner Geschichten eingebaut. Die Begleiterscheinungen sind wirklich sehr beeindruckend. Und mit welch unglaublichen Manövern du dich wieder einmal aus dieser prekären Lage herauswinden konntest! Eines Tages mußt du mir erklären, wie du die Geräusche erzeugt hast.«
    Langsam dämmerte mir, daß Mutter Duck von dem plötzlichen Auftauchen meines Meisters keine Ahnung hatte. Vielleicht sollte ich diesen Umstand besser für mich behalten, zumindest für diesen Augenblick.
    »In der Tat«, bemerkte ich endlich, da ich das Gefühl hatte, die alte Dame erwarte eine Antwort von mir. »Vielleicht werde ich das tun, wenn ich mehr Kontrolle über mein eigenes Handeln erlange.«
    »Oh, aber ich habe dir ja bereits mehr Eigenständigkeit eingeräumt.« Mutter Duck bedachte mich mit einem freundlichen Lächeln. »Du und deine Gefährten, ihr habt mir so lange die Stirn geboten, daß ich mich dazu durchgerungen hatte, die Zügel einen Fingerbreit lockerer zu lassen. Und nachdem ich dies getan hatte, wurde ich dadurch belohnt, daß wahrhaft spektakuläre Ereignisse eingetreten sind. Nun ja, sie waren mir natürlich völlig aus der Hand geglitten, aber das bekommen wir später bei der Feinjustierung der Geschichte wieder hin.«
    »Feinjustierung?« fragte ich. Dieser Begriff war mir unbekannt.
    Mutter Duck nickte begeistert. »Den Ausdruck benutzen wir im Märchengeschäft. Feinjustierung – feinjustieren – «, sie blickte zum Himmel, als könnte sie dort das richtige Wort finden. »Ja, die Erweiterungen, weißt du, die wir bei jeder Probe einbringen, immer und immer wieder, bis die Sache perfekt ist. Diese Flexibilität verzögert die Fertigstellung zwar ein wenig, aber ich denke, dreißig oder vierzig Durchläufe werden uns schon in die gewünschte Richtung führen.«
    »Dreißig oder vierzig?« japste ich. Was ein ›Durchlauf‹ war, wollte ich lieber gar nicht erst wissen.
    »Verdammnis«, fügte Hendrek hinzu.
    »Seht ihr, wie einfach alles wird, wenn wir zusammenarbeiten?« schwärmte Mutter Duck. »Mit meiner Erfahrung im Märchengeschäft und den unglaublichen Dingen, die dir zustoßen, werden wir Erzählgeschichte schreiben. Deshalb habe ich dir mehr Eigenständigkeit zugebilligt. Natürlich habe ich alles überwacht, um gegebenenfalls korrigierend eingreifen zu können – nur für den Fall, die Dinge sollten zu sehr aus dem Ruder laufen.«
    Eigenständigkeit? Alles überwacht? Jetzt, da sie es erwähnte, fiel mir auf, wie eigenartig ich mich bei dem Versuch gefühlt hatte, dem Riesen zu entkommen, etwa so, als würde ich eine Geschichte lesen oder hören, und nicht, als würde ich das Geschehen selbst bestimmen. Erst als ich Tod erneut begegnet war, fühlte ich, daß ich wieder Herr meines eigenen Schicksals war.
    Und jetzt stellte ich fest, daß diese vermeintliche Kontrolle über meine Handlungen nichts anderes als ein glücklicher Zufall war, ein Umstand, den Mutter Duck alsbald korrigieren würde, so daß ich die Ereignisse der letzten paar Stunden noch drei Dutzend Male wiederholen dürfte! Mit überraschender Klarheit sah ich ein, wie sehr ich darauf angewiesen war, daß Norei und Ebenezum mich aus dieser Lage erretteten. Ich befürchtete, wenn nicht bald etwas Entscheidendes geschah, würde ich den Rest meines Lebens damit verbringen, in einer Geschichte mit sieben Schuhbertwünschen herumzugeistern.
    »Es wurde auch langsam Zeit, daß wir euch finden!« schallte eine unbeschreiblich krächzende Stimme aus dem Wald, als die drei Dämonen, die offensichtlich ihre Märchenhüte und Seegrasperücken zurückgelassen hatten, unter den Bäumen hervortraten.
    »Darf ich einen Vorschlag machen?« meldete sich Snarks, als die drei näher kamen. »Wenn du das nächste Mal irgendwas in die Luft jagst, um unsere Aufmerksamkeit zu erregen, dann bitte nicht so weit von zivilisierten Regionen entfernt.«
    Ihre Aufmerksamkeit erregen? Erst jetzt, inmitten meiner Begleiter, ging mir die wahre Absicht meines Meisters bei der Beschwörung des Gewitters auf. Nicht um Tod durch den Blitz zu besiegen, sondern um genügend Lärm zu erzeugen, damit er von der

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