Hexenjagd
der Psychiaterin ein zufriedenes Grinsen. Na, kleine Puritanerin, dachte sie boshaft, nun reg dich mal wieder schön auf. Denn nur wenn du wieder Gefühl zeigst, kann ich dich packen.
„Herr im Himmel“, keuchte Celia, sobald die Äbtissin den Raum verlassen und die Tür hinter sich ins Schloss gezogen hatte. „Wie läufst du denn bloß immer herum? Das ist … das ist … Nein, also wirklich!“
„Wieso denn?“, tat Verena verwundert. „Gefällt es dir nicht? Also, ich finde es super!“
Celia presste bloß die Lippen zusammen. Also, so, dachte sie geschockt, würde sie selbst noch nicht einmal auf den Thron gehen, geschweige denn draußen herumlaufen!
Verena trippelte währenddessen mit kurzen vorsichtigen Schrittchen durch den Raum und ließ sich schließlich auf der Bettkante nieder, wobei sie einen erleichterten Seufzer gerade noch rechtzeitig unterdrückte. Schauspielerei war wirklich Knochenarbeit, schoss es ihr dabei durch den Kopf. Man musste nicht nur seinen Text kennen. Obendrein musste man auch noch mit Klamotten klarkommen, die eigentlich verbrannt gehörten – wie zum Beispiel diese verflixten Stiefel!
„Weißt du“, begann sie langsam, „ich muss dir etwas sagen. Es ist mir ein bisschen peinlich. Aber ich denke, du solltest es von mir selbst erfahren, bevor die Gerüchte dich erreichen.“ Weil sich die Freundin mittlerweile neben sie gesetzt hatte, ergriff sie deren Hand und drückte sie leicht. „Es sieht so aus, als hätte die Herrin sich auf mich verlegt. In letzter Zeit verlangt sie nämlich ständig nach meiner Anwesenheit. Und Nicholas scheint mit ihrem Entschluss einverstanden zu sein. Er lässt immer öfter Andeutungen fallen, die eine mögliche Verbindung betreffen.“ Weil ihre Worte weder eine verbale noch eine körperliche Regung hervorriefen, biss sie sich unsicher auf die Unterlippe, bevor sie neu ansetzte: „Ich möchte nicht … Wenn dir etwas an ihm liegt … Ich würde mich nicht zwischen euch drängen wollen“, brachte sie endlich heraus. Ihr hochrotes Gesicht hätte ohne weiteres als Folge ihres schuldbewussten Geständnisses gewertet werden können, rührte aber in Wirklichkeit aus ihrer Scham über die Lüge.
„Magst du ihn denn?“ Celias gleichmütige Miene verriet nicht einen Deut ihrer Gefühle.
„Na ja“, gestand Verena leise. „Eigentlich ist er ja ganz nett.“ Eine neutrale Aussage, stellte sie fest, aus der man ihr bestimmt keinen Strick drehen konnte.
„Er ist kalt, weißt du“, murmelte Celia gedankenverloren. „Er kennt keine wahre Liebe. Er kennt nur sich und seine Bedürfnisse. Andere sind ihm völlig gleich.“ Plötzlich, ohne jede Vorwarnung, warf sie ihre Arme um die Freundin und zog sie eng an sich. „Wenn du ihn liebst, nimm ihn“, murmelte sie in das helle Haar. „Wenn du dir aber nicht ganz sicher bist, ob es nicht doch etwas anderes ist, was ihn als Ehemann interessant erscheinen lässt, überdenke die Sache noch einmal. Ich fordere ohnehin mein Wort zurück, weil ich diese Verbindung eigentlich nie gewollt hab!“ Sie küsste Venices brennende Wange und umarmte sie dann nochmals. „Ich möchte dich glücklich sehen“, beteuerte sie zärtlich. „Gleichgültig wie du dich entscheidest, es wird mich nicht treffen, weil ich mich innerlich schon längst von ihm losgesagt habe.“ In der Tat, dachte sie erstaunt, sie hatte keinen einzigen Gedanken an den Mann verschwendet! Während all der Zeit, die sie schon hier im Kloster war, war ihr Nicholas’ Name nicht einmal in den Sinn gekommen. Ob das wohl damit zusammenhing, dass sie ihn nicht wirklich vermisste? Nun – ihm ging es offenbar ähnlich, denn sonst wäre er längst da gewesen, um sich nach ihrem Befinden zu erkundigen. Also dachte vielleicht auch er ernsthaft darüber nach, diese unselige Verlobung zu lösen?
Der letzte Gedanke war kaum zu Ende gebracht, da meinte Celia, jemand habe ein ganzes Bergmassiv von ihrem Herzen und ihrer Seele genommen, und lachte laut auf, weil ihr jäh ein irrwitziger Einfall durch den Sinn schoss.
„Ich wüsste zu gern, wie man reagieren würde“, erklärte sie fröhlich, „wenn ich im Herrschaftshaus auftauchte, um deine Brautjungfer zu sein.“
Da Celiskas überschäumender Heiterkeitsausbruch ungemein ansteckend war, begann auch Verena zu lachen. Am Ende war der kleine Raum von dem haltlosen Gekicher der beiden jungen Frauen erfüllt.
„Also, wenn ich Nicholas nicht nehme“, japste Verena schließlich, „gehe ich nicht in ein
Weitere Kostenlose Bücher