Hexenjagd
zog, um sie dort niederzudrücken. „Wie geht es dir? Warst du ernstlich verletzt? Ja? Warst du deshalb so lange nicht da? Ich … Es tut mir so Leid, dass er dich um meinetwillen … Dein Kopf hat doch nicht Schaden genommen, oder? Nein, sicher nicht, denn sonst säßest du jetzt nicht so munter hier! Sag, was macht die Herrin? Geht es ihr gut? Oder hat sie immer noch so viele Probleme?“
„Es geht allen gut.“ Verena wusste nicht so recht, was sie sonst hätte erwidern können. Vincent und die Psychiaterin hatten ihr einige wichtige Informationen mitgegeben, aber wie sie damit umgehen sollte, war ihr noch nicht ganz klar, so dass sie sich jetzt ein bisschen überfordert fühlte.
Celia entging die Unsicherheit der Freundin in diesem Moment vollkommen, denn nun fielen ihr so viele Dinge ein, die sie unbedingt loswerden wollte, dass sie gar nicht wusste, womit sie beginnen sollte.
„Was macht Nicholas? War er sehr zornig? Ich könnte mir gut vorstellen, dass er sehr böse war, weil ich nicht gekommen bin. Aber ich konnte nicht! Vi … Nein, ich konnte wirklich nicht. Ich war nämlich krank, weißt du? Ich war … ich war in … in … Man hat mich nicht gehen lassen, weil ich doch so durcheinander war. Und dann hat man mir erlaubt, hierher zu kommen, damit ich mich ausruhen kann. Vielleicht bleibe ich auch für immer hier“, plapperte sie mittlerweile ein wenig atemlos und bemerkte dabei weder das heftige Zusammenzucken der Freundin noch den betroffenen Blick der anderen Frau, welche nach wie vor neben dem Türrahmen stand. „Ich werde Nicholas bitten, dass er mich freigibt. Er will mich doch gewiss gar nicht mehr heiraten. Außerdem kann ich ihm nicht zumuten, dass er sich mit einer Frau belastet, die als Hexe verdächtigt wird!“
Celiska hatte sich mittlerweile in eine euphorische Erregung hineingesteigert, was Rebekka insgeheim freute. Auch wenn es für die junge Frau eine zusätzliche körperliche und psychische Belastung darstellte, weil ihr gesamter Kreislauf auf Höchsttouren und ihr seelisches Gleichgewicht beträchtlich aus der Spur gebracht wurde, war es für sie außerordentlich wichtig, endlich offen reden zu können. Verena war eine Vertrauensperson, die offenbar in beiden Welten der verwirrten Seele kleine und große Geheimnisse mit ihr geteilt hatte. Wenn es gelang, durch diesen besonderen Umstand einige wichtige Informationen an die kranke junge Frau zu vermitteln, hatte man weiterhin gute Aussichten für eine erfolgreiche Therapie.
„Man hat die Anklage endgültig fallen lassen“, reagierte Verena nun vereinbarungsgemäß auf Celiskas letzte Worte. „Du brauchst keine Angst mehr zu haben. Vin …“ Gerade noch rechtzeitig bemerkte sie den warnenden Blick und die schnelle Handbewegung der Ärztin. „Jemand hat sich für dich eingesetzt und der Herrin diese Idee ein für alle Mal ausgeredet. Eigentlich kannst du auch nach Hause gehen. Du musst dich nicht weiter in dieser Klin …, äh, diesem Kloster verkriechen.“ Sie biss sich auf die Lippen. Es war so furchtbar schwer, den Gedankengängen zu folgen, die Celiskas verwirrter Geist einschlug, dachte sie für sich. Trotzdem musste sie jetzt weitermachen. Irgendwie musste es weitergehen! Am besten, man blieb bei ganz alltäglichen Dingen. „Deine Mutter hat mir erzählt, du wolltest nicht mit ihr sprechen. Warum nicht?“
„Mutter wollte mich noch nie um sich haben“, winkte Celia ab. „Sobald Vater etwas mit mir unternahm, schimpfte sie immer bloß. Und jetzt ist sie wahrscheinlich froh, dass ich hier bin, weil ich die Schmach ein wenig gemildert habe. Wenn man hört, dass ich in den Orden eintrete, wird man es eher verstehen, dass ich die Verbindung mit dem Herrschaftshaus wieder trenne, als wenn ich so einfach davonliefe. Für Mutter wird es keinen Unterschied geben, weil eine Nonne nicht weniger zählt als eine Dame aus vornehmem Haus. Du weißt doch, das Kloster nimmt nicht jeden!“ Sich näher an die Freundin heran beugend, flüsterte sie vertraulich: „Eigentlich wollte ich Nicholas nie wirklich zum Mann haben, weißt du. Er ist eingebildet und furchtbar dumm. Außerdem benimmt er sich manchmal wie ein richtiger Idiot. Er prahlt mit seinen Eroberungen, als hätte er wahre Heldentaten vollbracht. Dabei weiß doch jeder, dass die Mädchen meist aus sehr einfachen Verhältnissen stammen und ihm allein der Geschenke oder des Geldes wegen zu Willen sind. Ich hab nur ja gesagt, weil ich gedacht hab, ich täte meiner Mutter einen
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